Integration:Sprachkurse dringend nötig

Lesezeit: 1 min

Viele Flüchtlinge können Berufsschulunterricht nicht folgen

Von Stefan Galler, Taufkirchen

Es ist der übliche Mechanismus, den man gerne als Teufelskreis bezeichnet: Wer keinen Job hat, bekommt keine Wohnung und wer keinen festen Wohnsitz vorweisen kann, wird Probleme bekommen, eine Arbeit zu finden. Bei Flüchtlingen spielt in diesem Modell noch eine weitere wichtige Komponente eine Rolle: Sie müssen sich erst einmal mit der deutschen Sprache vertraut machen, sonst sind weder Bleibe noch Arbeitsplatz in Reichweite. Für eine entsprechende Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt sollen in Bayern Berufsintegrationsklassen sorgen, die an den öffentlichen Berufsschulen eingerichtet wurden. Im Freistaat gilt eine Berufsschulpflicht für junge Asylbewerber im Alter von 16 bis 21 Jahren.

Wie auf praktisch allen Feldern des Themas Integration überlässt der Landkreis München auch hier nur wenig dem Zufall: Der Sachstandsbericht, den Dorina Emrich, Bildungskoordinatorin im Landratsamt, im Laufe der Sitzung des Kreistags am Montag in Taufkirchen vorstellte, verdeutlichte jedenfalls, dass die Berufsintegrationsklassen im Landkreis gut organisiert sind und derzeit der Bedarf gedeckt wird. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis: Für die Jahre 2016 bis 2018 belaufen sich die Gesamtkosten, die der Landkreis zu tragen hat, auf 2,91 Millionen Euro. Insgesamt gibt es momentan im Landkreis 19 solcher Klassen mit insgesamt 300 Schülerinnen und Schülern. Die meisten davon, nämlich 198, werden in der Außenstelle Feldkirchen der Berufsschule München Land unterrichtet, dazu kommen 34 in der FOS/BOS Unterschleißheim und 68 in der Jugendbegegnungsstätte Heiner-Janik-Haus in Oberschleißheim. Die Berufsschule München-Land in Riem beherbergt im aktuellen Schuljahr 2017/18 keine Berufsintegrationsklassen mehr, nur für praktische Unterrichtsinhalte kommen die Flüchtlinge vorübergehend hierher.

Ein Großteil der Berufsschüler stammt aus Afghanistan, im Dezember 2017 waren es exakt 169, gefolgt von Eritrea (66 Schüler), Syrien (29), Somalia (26), Irak (17) und Iran (12). "Bei den meisten der Berufsschüler haben wir das Problem, dass deren Sprachniveau zu gering ist, um dem Unterricht folgen und Praktika bestreiten zu können", sagt Bildungskoordinatorin Dorina Emrich. Deshalb müssen diese Schüler eine zusätzliche Sprachförderung erhalten, die zumeist nach dem regulären Unterricht stattfindet. Die Schulen hätten bereits kommuniziert, dass sie sich außerschulische Maßnahmen wünschen, um diese Defizite zu decken.

Man dürfe nicht vergessen, was zahlreiche Flüchtlinge durchgemacht hätten: "Fast alle von ihnen sind traumatisiert", sagt Dorina Emrich. Diese Erfahrungen prägten den Alltag in den Berufsintegrationsklassen.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: