Integration:Der Fahrplan steht

Kreisverwaltung stellt im Sozialausschuss Leitlinien zur Integration von Flüchtlingen vor

Von Stefan Galler, Landkreis

Der Landrat kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und konnte - obwohl die Sitzung des Kreis-Sozialausschusses zu diesem Zeitpunkt schon rund zweieinhalb Stunden andauerte - seine völlige Begeisterung kaum im Zaum halten. Er wolle den Mitarbeitern des Geschäftsbereichs "Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen" ein Lob aussprechen, sagte Christoph Göbel (CSU) also. Und zwar dafür, dass sie einen Integrationsfahrplan für Asylbewerber des Landkreises ausgearbeitet hätten, der eben nicht schwammig und wenig greif-, beziehungsweise anwendbar sei: "Die Gesellschaft verlangt von uns, dass wir uns sehr konkrete Maßnahmen überlegen", sagte der Landrat. Das sei bei der Ausarbeitung des Integrationsfahrplans perfekt gelungen. "Ich bin wirklich sehr stolz", so Göbel.

Das Team um Lisa Graf hatte im Juli 2017 eine Integrationskonferenz in Ottobrunn organisiert, zu der mehr als 200 Personen kamen, darunter Kreisräte, Angestellte aus den Kreisgemeinden, Vertreter sozialer Träger, von Polizei, Feuerwehr, sowie aus dem medizinischen Bereich; aber auch Unternehmer, Mitglieder der Helferkreise und fast drei Dutzend Geflüchtete. Hier wurden jene 69 Zielsetzungen erarbeitet, die nun eingegangen sind in den Integrationsfahrplan. Dessen Umsetzung sei immens wichtig, betonen die Verantwortlichen im Landratsamt: erstens aus wirtschaftlichen Gründen, schließlich seien die Kosten misslungener Integration enorm, vor allem dann, wenn die Migranten nicht schon bald wirtschaftlich für sich selbst sorgen könnten. Und zweitens in Bezug auf den "sozialen Frieden", schließlich würde eine Beschäftigung und damit eine geregelte Tagesstruktur insbesondere bei Flüchtlingen, die auf ihre Anerkennung warteten, den räumlichen Druck in der Unterkunft mildern - es würden keine Aggressionen aufgestaut, die sich dann womöglich in Konfrontationen entladen.

Die Ziele wurden in fünf thematisch gegliederte Säulen zusammengefasst. Dabei befasst sich Säule eins mit dem Komplex "Unterbringung und Wohnen". Konkret sollen Flüchtlinge sozial verträglich untergebracht werden, anerkannte Asylbewerber in den Wohnungsmarkt integriert werden, etwa durch eine Wohnraumvermittlung und -beratung. Es geht aber auch darum, die Wohnkompetenz der Asylsuchenden zu stärken, ihnen etwa einen bewussteren Umgang mit der Unterkunft nahezubringen. Und selbstverständlich hat auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ihren Platz im Konzept.

Die zweite Säule träg die Bezeichnung "Spracherwerb und Bildung", dazu soll bis Mitte 2018 ein Deutschkurssystem für Asylbewerber im erwerbsfähigen Alter aufgebaut werden. Teil des Plans ist es, den Bildungsstand zu erfassen, eine finanzielle Förderung der Kurse zu erarbeiten, Lernräume zu finden, diese mit W-Lan auszustatten und die Flüchtlinge über alle diese Möglichkeiten zu informieren.

Die Sprache wiederum ist die Grundlage für die dritte Säule im Integrationsfahrplan mit dem Titel "Werte/Teilhabe/Gesundheit". Den Flüchtlingen soll in speziellen Unterrichtseinheiten das deutsche Rechtsdenken vermittelt werden; in Trainings müsse ihre Fähigkeit zur Konfliktlösung ebenso gestärkt werden wie die interkulturelle Kompetenz - und zwar jene der Flüchtlinge und der Helfer. Was die Teilhabe angeht, so will die Kreisverwaltung Vereine bei der Öffnung ihrer Angebote für Flüchtlinge unterstützen. Gemeinden sollen darin bestärkt werden, Migranten und deren Helfern kulturelle Traditionen der Landkreisgemeinden zu vermitteln.

Die in der vierten Säule "Arbeit und Beschäftigung" aufgeführten Ziele betreffen die beruflichen Perspektiven der Asylbewerber, die fünfte Säule "Öffentlichkeit" zielt darauf ab, durch Transparenz und Kommunikation Vorbehalte abzubauen und die Bürger bei der Integration mitzunehmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: