Süddeutsche Zeitung

Informationsveranstaltung in Ottobrunn:"Wir wollen alle mitnehmen"

Anwohner wehren sich gegen eine Siedlung für Flüchtlinge. Bürgermeister Loderer setzt auf Information Aufklärung, weiß aber auch: "Es gibt zwei Sichtweisen."

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die flächenmäßig kleinste Gemeinde des Landkreises besitzt den Charakter einer Gartenstadt - mal vom ausufernden Treiben auf den beiden großen Verkehrsachsen abgesehen, die den Ort in Kreuzform durchschneiden. Einfamilienhäuser und grüne, schmucke Gärten kennzeichnen Ottobrunn; und dennoch gibt es in der Kommune eine veritables Platzproblem. Freie Grundstücke sind Mangelware. Vor allem solche, die sich im Besitz der Gemeinde selbst befinden und folglich auch im Sinne der politisch Handelnden genutzt werden könnten.

Eine dieser Flächen ist das Areal entlang des Kathi-Weidner-Wegs - momentan eine Brache, bekannt als alter Flughafen zwischen dem Haidgraben Nord und der Westumfahrung. Und die Gemeinde hat Pläne für dieses Gelände: Dort soll eine Siedlung für Asylbewerber entstehen, gewissermaßen ein eigener kleiner Ortsteil mit 13 Häusern für bis zu 416 Bewohner. An diesem Mittwoch, 13. Januar, werden Landrat Christoph Göbel, Bürgermeister Thomas Loderer (beide CSU) und Vertreter der Firma Feel Home aus Starnberg bei einer Informationsveranstaltung über die Pläne für das Gelände Auskunft erteilen - frühzeitig, hatte Rathauschef Loderer noch im Dezember im Gemeinderat gesagt, wolle die Gemeinde transparent und offen über das Projekt informieren.

Schon vorab aber wurde Widerstand gegen dieses Projekt laut. Anwohner hatten sich in einem Brief an den Rathauschef und alle Gemeinderäte gewandt; auch Unterschriften gegen die Unterkunft werden mittlerweile gesammelt. Die Initiatoren des Briefes befürchten eine Ghettobildung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft und klagen, die Integration so vieler Menschen an einem Ort sei nicht zu stemmen. "Wir wollen, dass die Gemeinde eine kleinteiligere Unterbringung in Ottobrunn prüft", sagt Ralf Gabriel. "Es geht nicht darum, die Unterbringung zu verhindern. Aber es muss so geschehen, dass die Menschen einen Zugang in unsere Gesellschaft finden."

Zudem verlangen die Anwohner von Loderer und den Gemeinderäten Aufklärung über die weiteren Pläne für das Areal - zeitlich über die Unterbringung von Asylbewerbern hinaus. Denn die Gemeinde will - Stand jetzt - das Gelände für einen Zeitraum von zehn Jahren an die Firma Feel Home vermieten, diese baut die Häuser in Holz- und Modulbauweise und vermietet sie im Anschluss an den Freistaat. Diesen Fragen werden sich Göbel und Loderer am Mittwochabend stellen müssen - und auch Fragen nach einem möglichen, späteren Ausbau der Siedlung oder einer Kontaminierung des Areals, das früher militärisch genutzt worden war.

Rathauschef Loderer, der die Pläne der Gemeinde bereits im Dezember bekanntgegeben hatte, hofft, dass die Veranstaltung bei manchen Bürgern "Ängste wegnehmen" kann: "Ich weiß, dass nicht alle nach der Diskussion vollkommen beruhigt nach Hause gehen werden - es gibt nun mal zwei Sichtweisen. Aber wir wollen zeigen, dass wir als Gemeinde das Potenzial haben, hier eine Vorzeigesiedlung zu entwickeln." Eine Form der Unterbringung, die es bisher im Landkreis noch nicht gebe - und an der Ottobrunn eigentlich nicht vorbei kommt, sagt Loderer: "Wir als sehr große Gemeinde müssen eben viele Menschen aufnehmen. Und wir kommen dabei nicht an einem Mix aus zentraler und dezentraler Unterbringung vorbei." Mit "sehr großer sozialpädagogischer Manpower" sei es möglich, die Menschen zu integrieren. Die Stimmung im Gemeinderat schätzt der Rathauschef als "sehr geschlossen" ein: "Und die Bürger sollen sehen, dass sich das Gremium sehr viel Mühe gibt. Wir wollen alle mitnehmen auf diesem Weg."

Über die geplante Siedlung für Asylbewerber entlang des Kathi-Weidner-Wegs informieren an diesem Mittwoch, 13. Januar, von 19 Uhr an im Wolf-Ferrari-Haus Landrat Christoph Göbel, Bürgermeister Thomas Loderer und Vertreter von Feel Home.

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SZ vom 12.01.2016
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