Coronavirus im Landkreis München:Die Impfwelle rollt an

Coronavirus im Landkreis München: Medizin statt Kultur im Bürgerhaus in Unterföhring.

Medizin statt Kultur im Bürgerhaus in Unterföhring.

(Foto: Stephan Rumpf)

Weil alte Menschen oft nur schwer zu den vier zentralen Einrichtungen kommen, bringen mobile Teams seit Mittwoch das begehrte Serum in die Gemeinden. Zum Auftakt in Unterföhring übertrifft die Nachfrage den Vorrat bei weitem.

Von Lena Scheck, Unterföhring

So einfach und kurz kann der Weg zur Corona-Impfung sein: Bis vor die Tür fährt der Gemeindebus die Unterföhringer an diesem Mittwoch. Er bringt alte Menschen, denen der Weg zu einem der vier Impfzentren im Landkreis zu weit und zu beschwerlich ist, direkt zum Bürgerhaus.

Dort hat der Malteser Hilfsdienst zum Start der Impftage eine dezentrale Station eingerichtet. Mit Rollstühlen, an Krücken und Rollatoren geht es für hundert Menschen über 80 Jahre die letzten Meter in den Saal, wo zwei Kabinen aufgebaut sind.

Coronavirus im Landkreis München: Landrat Christoph Göbel und Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (im Hintergrund) überzeugen sich von der Umwandlung des Bürgerhauses in ein Impfzentrum.

Landrat Christoph Göbel und Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (im Hintergrund) überzeugen sich von der Umwandlung des Bürgerhauses in ein Impfzentrum.

(Foto: Stephan Rumpf)

Unter den Glücklichen, die auf einen Impftermin gewartet und gehofft hatten und an diesem Tag an der Reihe sind, ist Josefine Sellmeier. Die Unterföhringerin wurde von ihrem Sohn gebracht, der draußen auf sie wartet. Über die Möglichkeit, sich am Ort impfen zu lassen, ist sie begeistert: "Es ist super, gerade wenn man gehbehindert ist." Sonst hätte sie jemanden finden müssen, der sie bis ins Impfzentrum nach Haar bringt.

Mit Sammelterminen in den Kommunen will das Landratsamt Senioren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, den Zugang zur Impfung zu erleichtern. Messebauer haben in dem großen Saal des Bürgerhauses Leichtbauwände aufgestellt, ein mobiles Team der Malteser aus Haar hat den Ablauf koordiniert.

Die Gemeinde Unterföhring hatte im Voraus 485 Einwohner über 80 Jahre aus der Prioritätsgruppe 1 kontaktiert, von ihnen hatten sich 207 für einen Termin angemeldet. Wegen des Mangels an Impfstoffen konnten am ersten Tag aber nur hundert Männer und Frauen geimpft werden, und zwar ausschließlich mit dem Vakzin von Biontech und Pfizer, wie Christine Bloching erklärt, die den Einsatz des mobilen Impfteams der Malteser organisiert.

Coronavirus im Landkreis München: In Unterföhring wird das Bürgerhaus am Mittwoch zum Impfzentrum, damit sich Senioren wohnortnah immunisieren lassen können.

In Unterföhring wird das Bürgerhaus am Mittwoch zum Impfzentrum, damit sich Senioren wohnortnah immunisieren lassen können.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Auswahl der Impfwilligen hatte die Gemeinde nach Kriterien wie Vorerkrankungen oder besonders hohem Alter getroffen. Sobald mehr Impfstoff vorhanden ist, sollen aber auch alle weiteren angemeldeten Senioren einen Termin bekommen, versichert Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer.

"Für mich ist es wichtig, dass wir die älteren Leute motivieren und keine Impfmüdigkeit aufkommen lassen", so der Rathauschef. "Sie dürfen nicht resignieren, auch wenn sie nicht mehr mobil sind, sondern sollen sehen, dass man als Gemeinde was machen kann." Beim Sammeltermin für die Zweitimpfungen am 23. März will Kemmelmeyer möglichst schon weitere Senioren erstmalig impfen lassen.

Auch Landrat Christoph Göbel (CSU) zeigte sich am Mittwoch beim Besuch in Unterföhring erfreut vom Fortschritt im Impfprozess. Zuversichtlich erklärte der Landrat, er rechne fest damit, dass die Zahl der Impfungen stetig steigen werde. Bis Ende März wolle er bis zu 3000 Impfungen pro Tag im Landkreis möglich machen. Wöchentlich werde immer mehr Impfstoff geliefert, sagte Göbel, diese Woche etwa 3600 Dosen des Biontech-Pfizer-Vakzins, 2000 von Astra Zeneca und 300 Moderna-Präparate.

22 899 Einwohner des Landkreises München waren - Stand Mittwoch - mindestens einmal geimpft, das entspricht 6,4 Prozent der Bevölkerung. 10 182 Menschen verfügen bereits über den vollständigen Impfschutz, weil sie auch die zweite Impfung erhalten haben. Allein am Mittwoch wurden wieder mehr als tausend Spritzen gesetzt, rund 350 Impfungen in jedem der vier Impfzentren. Insgesamt wurden so seit Beginn der Impfkampagne 33 081 Spritzen gegeben.

Um die Zentren zu unterstützen, sollen laut Göbel in insgesamt 16 der 29 Kreiskommunen Impftage stattfinden. Zunächst geht es weiter am 6. März in Aschheim und Ismaning, es folgen Neuried (8. März), Kirchheim (13. März), Oberschleißheim (16. März), Feldkirchen (17. März) und Garching (18. März). Zusätzlich sollen in zwei bis drei Wochen mobile Impfbusse die Gemeinden abfahren. "Das Einfachste wäre natürlich, die Impfungen an Hausärzte abzugeben", sagt Landrat Göbel. Im April könnte das möglich sein. "Es wäre an der Zeit."

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