Hundesteuer:Mythen um die Tüten

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Gerade in Corona-Zeiten schaffen sich viele Menschen einen Hund an. In Oberhaching müssen sie jetzt etwas mehr Steuern dafür bezahlen. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Manche Herrchen und Frauchen halten es für selbstverständlich, dass Gemeindemitarbeiter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere entsorgen, wenn sie nur verpackt sind. Auch deshalb erhöht Oberhaching jetzt die Hundesteuer

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Vor einiger Zeit berichtete Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle im Gemeindeblatt von einem "kuriosen Zwischenfall". Da traf der Rathauschef von der CSU zufällig eine Spaziergängerin, die zwei Hunde ausführte. "Dann verrichtete ein Vierbeiner sein Geschäft und ich war sehr angetan, dass die Dame unverzüglich eine ,Plastik-Hundetüte' aus der Jacke zog und mit einem routinierten Handgriff die Hinterlassenschaften in der Tüte verschwanden", schrieb Schelle. Doch dann habe die Frau die Tüte zugebunden und fein säuberlich am Waldrand abgelegt. "Auf meine staunende Frage, ob sie die volle Tüte beim Nachhauseweg wieder mitnehmen möchte", so Schelle, "verwies mich die Dame entrüstet auf freundliche Mitarbeiter der Gemeinde, deren zweifellose Aufgabe die Sammlung und Entsorgung der Hundekot-Tüten doch sei."

Nun steht der Oberhachinger Bürgermeister nicht im Verdacht, irgendwelchen Groll gegen Hunde zu hegen. Schließlich hat er selbst einen. Tatsächlich aber ist in Oberhaching ein Mann der Gemeindeverwaltung überwiegend damit beschäftigt, all die Papierkörbe im Ortsgebiet zu leeren, in denen sich neben Pizzakartons vor allem die - in diesem Fall richtig entsorgten - Plastiktütchen mit Hundekot sammeln. 60 000 Euro kostet das die Gemeinde im Jahr. 40 000 nimmt sie durch die Hundesteuer ein. Jetzt soll die nach fünf Jahren mal wieder erhöht werden.

Besonders teuer ist es nicht, sich in Oberhaching einen Hund zu halten. Wenn die neue Satzung, die der Gemeinderat am Dienstagabend beschossen hat, dann von 2022 an in Kraft tritt, zahlt man für den ersten Hund gerade mal fünf Euro im Jahr mehr und damit 60 Euro. Je mehr Hunde man besitzt, desto teurer wird der Spaß. Für Hund Nummer zwei werden 80 Euro fällig, jeder weitere kostet 100 Euro, für einen Kampfhund zahlt man künftig 600 Euro, 100 mehr als bisher. "So liegen wir im Vergleich zu den Nachbargemeinden im hinteren Mittelfeld", weiß Kämmerer Paul Fröhlich. Tatsächlich kassiert Sauerlach mit 80 Euro für den ersten Hund am meisten. Auch für weitere Hunde (140 Euro) werden dort die höchsten Steuern erhoben. Kampfhunde kommen ihre Halter in Hohenbrunn besonders teuer (900 Euro). Am günstigsten ist die Hundehaltung mit 45 Euro in Egling.

Wie viele Hunde es in Oberhaching gibt, lässt sich zuverlässig nie ganz genau beantworten. Denn nicht jedes Tier ist auch ordnungsgemäß angemeldet. Die Rathausverwaltung kennt aktuell 664 Hunde. Zwei davon sind von der Steuer befreit, ein Diabeteshund und ein Diensthund der Polizei. Eine Ermäßigung bekommen die Besitzer von 28 Jagdhunden und Hunden auf Einödhöfen. 108 Herrchen und Frauchen haben mehr als einen Hund. "In Corona-Zeiten sind es sicherlich einige mehr geworden", vermutet der Bürgermeister.

Tatsächlich gibt es deutschlandweit in der Krise einen Trend zu mehr Haustieren. Der Vorteil an einem Hund in der Pandemie: Man darf trotz Ausgangssperre mit ihm auch nach 21 Uhr das Haus verlassen. In Spanien und Wien hat sich so ein lukratives Geschäft für Hundebesitzer entwickelt, die ihr Tier zum Gassigehen vermieten. In Oberhaching ist darüber noch nichts bekannt.

© SZ vom 04.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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