Hundert Tage im Amt:Von Anfang an im Arbeitsmodus

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Andreas Janson von der Unabhängigen Wählervereinigung führte auch in der Vergangenheit schon regelmäßig die Amtsgeschäfte im Rathaus. (Foto: Robert Haas)

Der neue Feldkirchner Bürgermeister Andreas Janson hat als Stellvertreter seines Vorgängers Werner van der Weck Erfahrung. Deshalb kann er sich auf die Projekte konzentrieren, die er sich vorgenommen hat.

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Eine gewisse Routine hatte Andreas Janson (Unabhängige Wählervereinigung) bereits vor Beginn seiner Amtszeit als Feldkirchner Bürgermeister. Insgesamt rund eineinhalb Jahre lang saß er eigenen Schätzungen zufolge in den vergangenen beiden Wahlperioden auf dem Chefsessel - als Stellvertreter des damaligen Rathauschefs Werner van der Weck (SPD).

Als Janson im Mai selbst das Amt des Ersten Bürgermeisters antrat, musste er sich also kaum eingewöhnen. "Es ist eigentlich wie in der Vertretung, nur eben dauerhaft", sagt der 49-Jährige. Im Vergleich zu seiner vorherigen Tätigkeit als selbständiger Bauingenieur habe sich sein Arbeitsstil aber verändert. "Ich habe jetzt einen weiteren Arbeitsweg", erzählt der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. "Früher bin ich nur in den Keller gegangen, auch mal in legerer Kleidung, jetzt muss ich aus dem Haus."

Änderungen hat Janson vor allem auch in Bezug auf die Arbeit im Gemeinderat vorgenommen. Nachdem die Ausschüsse in der vergangenen Wahlperiode abgeschafft worden waren, führte der neue Bürgermeister die kleineren Gremien wieder ein.

Die Ausschüsse haben anders als früher volle Beschlusskraft - für Janson ein großer Vorteil. "In den alten Ausschüssen haben wir damals viel besprochen, die Infos gingen aber nicht an den gesamten Gemeinderat. Daher mussten wir in den großen Sitzungen wieder von vorne anfangen und alles neu diskutieren." Das sei nun anders, in den kleineren Gremien könne man Themen zudem schneller besprechen.

Egal ob in den Ausschüssen oder im Gemeinderat - "jeder soll zu Wort kommen", das ist Janson wichtig. Die Sitzungsleitung ist für ihn keine neue Aufgabe, als Stellvertreter durfte er diese Tätigkeit bereits oft übernehmen. Routine sei aber dennoch nicht ganz eingekehrt: "Ich bin jetzt natürlich mehr in der Verantwortung als vorher und muss für alles gerade stehen." Bislang läuft die Arbeit in den Gremien im Großen und Ganzen harmonisch ab, auch wenn die Kommunalpolitiker redefreudig sind und sich rege in die Diskussionen einbringen.

Für die Gemeinderäte gab es erst mal eine Schulung

Dass die Sitzungen diszipliniert ablaufen, liegt laut Janson nicht zuletzt an der Schulung zu den allgemeinen Grundlagen der Gemeinderatsarbeit, die er zu Beginn für die Mitglieder des Gremiums organisiert hat. "Ich weiß noch, dass ich vor zwölf Jahren selbst in den Gemeinderat geworfen wurde, ohne viel zu wissen. Deswegen wollte ich jetzt den Neuen den Start erleichtern."

Auch die erfahrenen Gemeinderäte hätten den Kurs gerne angenommen, "das hat das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt." Die Schulung zu Rechten, Pflichten und Aufgaben eines Ersten Bürgermeisters, die Janson selbst im April absolvieren wollte, fiel aufgrund der Corona-Krise aus. Der Rathauschef will sie aber nachholen: "Auch wenn ich schon viel weiß - ich weiß noch nicht alles. Es gibt genug, was ich noch lernen kann."

Dennoch, die Arbeit als Bürgermeister ist Janson als langjährigem Stellvertreter vertraut. "Der Vorteil davon ist natürlich, dass ich mich in den ersten hundert Tagen schon auf Themen konzentrieren konnte, anstatt mich nur einzuarbeiten." So hat Janson eigener Aussage nach bereits einiges in Angriff genommen, was er sich vorgenommen hatte - beispielsweise in Bezug auf den Umweltschutz. "Wir haben Feldkirchen mit dem Fahrrad abgefahren und festgestellt, dass wir noch über hundert Bäume nachpflanzen können", erzählt Janson. Zum Auftakt soll im Herbst eine Kastanie auf dem Maibaumplatz gepflanzt werden.

Einen einfachen und schnelleren Zugang zu Informationen will der neue Bürgermeister mit einer Feldkirchen-App ermöglichen. "Das Layout wird gerade erstellt, die App soll im Herbst online gehen", kündigt Janson an. Neben aktuellen Themen sollen die Bürger auch einen interaktiven Stadtplan finden, der unter anderem alle Restaurants oder Kinderbetreuungseinrichtungen anzeigt. Eng mit der Entwicklung der App verbunden ist auch die Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit des Rathauses, die Janson vorantreiben will.

Auch die laufenden Projekte der Gemeinde beschäftigen den Bürgermeister. Der Messeparkplatz, die Bebauung des Raiffeisen-Grundstücks sowie die Planungen für eine Ortsumfahrung im Süden stehen derzeit weit oben auf der Liste seiner Aufgaben. Für die Südumfahrung, die Janson im Wahlkampf als großes Ziel benannt hatte, befindet er sich derzeit in Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern. "Ich hatte ein Gespräch mit dem Landrat zu diesem Thema", sagt er. "Wir können vielleicht hoffen, dass der Landkreis die Kosten übernimmt. Denn wir konnten ihn davon überzeugen, dass die Straße nicht nur für uns wichtig ist, sondern auch überörtliche Bedeutung hat."

Für die kommenden Monate und darüber hinaus gibt es noch einiges zu tun, wie Janson erzählt. "Im Prinzip will ich alles erreichen, was in meinem Wahlprogramm stand", sagt er und lacht. Konkret will er sich für zwei Projekte einsetzen: Eine Anlage für Senioren mit Betreuung und Pflege sowie ein Café für die Jugendlichen im Ort, das sind Pläne, die dem Bürgermeister eigener Aussage nach am Herzen liegen. "Es haben sich auch schon Möglichkeiten ergeben, wie wir das vielleicht schneller umsetzen können als gedacht. Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen." Ebenfalls ein längerfristiges Projekt ist die Umgestaltung des Kiesgrundgeländes auf der Nordseite des Bahnhofs. Noch sei nicht entschieden, wie das Gebiet genau aussehen soll, doch Ideen gebe es genügend. "Auch das wird eine große Aufgabe", sagt Janson.

© SZ vom 27.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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