Süddeutsche Zeitung

Mitten in Aying:Hunde-Kunstwerk auf der Wiese

Manch hochwertige Installation wurde durch Putzleute schon zerstört. Doch in Aying soll ernsthaft mal was weg.

Von Claudia Wessel

Moderne und avantgardistische Kunstwerke zu verstehen, ist nicht immer einfach, vor allem für Putzpersonal. Das beweisen einige Fälle aus der Vergangenheit, in der eifrige Saubermacher(innen) mühsam von Künstlern hergestellte Schmutzecken einfach mit ihren Wischlappen entfernten.

Der berühmteste Vorfall stammt aus dem Jahr 1986. In der Düsseldorfer Kunstakademie hatte der Aktionskünstler und Bildhauer Joseph Beuys mit Sorgfalt eine Fettecke geschaffen. Einer eifrigen Putzfrau fehlte leider das Grundwissen und sie hielt das Fett für einen Makel, der zu entfernen sei, was ihr auch gelang. Zum Glück musste Beuys dies nicht mehr erleben, da er bereits im Januar 1986 verstorben war. Miterlebt hat er allerdings die Folgen eines geselligen Abends des SPD-Ortsvereins Leverkusen-Alkenrath im Jahr 1973, bei der eine von Beuys mit Mullbinden und Heftpflastern versehene Badewanne für Babys benutzt wurde, um Gläser darin zu spülen. 2011 wurde dann erneut eine Kunstinstallation, diesmal von Martin Kippenberger, von einer Putzfrau in einem Dortmunder Museum weggereinigt. Sie schrubbte von einem Gummitrog einen hellen Belag herunter. Doch unglücklicherweise war eben jener Trog Teil der Installation mit dem Namen "Wenn's anfängt durch die Decke zu tropfen". Dabei waren Putzfirmen angewiesen, dass ihre Mitarbeiter 20 Zentimeter Abstand zu Kunstwerken halten.

Besucher der Ayinger Gemeinde-Homepage bekommen derzeit ein Foto präsentiert, das ebenfalls auf den ersten Blick für ein Kunstwerk gehalten werden kann. Darauf zu sehen ist eine Straße, die durch verdorrtes Gras führt. In dem Gras zu sehen sind hübsch verteilt orangefarbene und blaue Punkte. "Was erkennen Sie im oberen Bild?", lautet eine Frage der Gemeinde an die Zuschauer, die denn auch gleich beantwortet wird: "Was Sie sehen, ist nicht etwa eine archäologische Grabungsstätte, auf der die einzelnen Funde aus dem Mittelalter mit farbigen Markierungen versehen wurden", so die Aufklärung. "Sie sehen hier eine gemeindliche Fläche östlich des Rewe-Marktes in Großhelfendorf entlang der Graßer Straße." Farbig markiert wurden auf diesem Foto die Hinterlassenschaften von Hunden. "Über 60 Hundehaufen wurden dort auf einer Länge von zirka 75 Metern nur im Bereich entlang der Straße gezählt", heißt es.

Und bei diesen Schmutzflecken handelt es sich nicht etwa um die Installation eines einheimischen Künstlers. Gesucht werden denn auch eifrige Putzleute à la Düsseldorf, vorzugsweise die Hundebesitzer selbst: "Reißen Sie sich zusammen und nehmen Sie die Hinterlassenschaften Ihrer Vierbeiner einfach mit!" Also ran an die Hundetüten, hiermit sei versichert, dass kein Abstandsgebot von 20 Zentimetern gilt.

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