Manches passt einfach nicht zusammen. Da scheitern jegliche Vermittlungsversuche, die gegenseitige, aufrichtige Abneigung ist enorm und wird gar nicht erst in Abrede gestellt. Gerne wird gegen den anderen die große Keule geschwungen. Oder die Streitaxt. Bei Hundebesitzern und Hundehassern ist das zum Beispiel so. Kein Tier spaltet die Gesellschaft dermaßen wie der Hund. Aktuell höchstens noch der Wolf.
Die einen halten es mit Carl Zuckmayer, der mit den Worten zitiert wird: "Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum." Stundenlang können sie ganz verzückt von ihrem vierbeinigen Liebling berichten, dieser "süßen Maus". Den anderen wiederum sprach der amerikanische Schauspieler W. C. Fields aus der Seele, der gesagt haben soll: "Wer Hunde und kleine Kinder hasst, der kann kein ganz schlechter Mensch sein." Sie sind genervt von stinkenden Haufen, Gekläffe und der enormen Hundedichte seit der Pandemie. Wie soll man da zusammenkommen? Am besten gar nicht. Weil das aber kaum möglich ist, landet manche Begegnung im Polizeibericht.
So wie in dieser Woche in Pullach. Dort sind beim Warten an den Bahnschranken zwei Männer wegen eines nicht angeleinten Hunds in Streit geraten. Der eine war verärgert über das offenbar aufdringliche Tier, der Besitzer wollte sich von ihm aber nicht sagen lassen, er solle doch seinen Hund an die Leine nehmen. Stattdessen bedrohte er seinen Widersacher mit einem Messer. Den Leuten aus dem Isartal ist vielleicht ein Trost: So etwas kommt auch anderswo vor. Auf einem Feldweg bei Gifhorn wurde vor einiger Zeit ein 74-Jähriger von einem Hundehalter mit seiner eigenen Krücke verprügelt, weil er die Leinenpflicht anmahnte. In Wolfenbüttel bekam ein Jogger die Faust des Herrchens eines leinenlosen Vierbeiners zu spüren.
Jogger und Hundebesitzer sind sowieso häufig ein nicht zu einendes Duo. Der als Entwarnung gedachte Zuruf: "Der Hund will nur spielen", überzeugt den Läufer selten. Denn der will nicht spielen, sondern joggen. Und dabei möglichst nicht gestört und keinesfalls gebissen werden.
Aber nicht nur beim Gassigehen findet jeder draußen einen Kontrahenten. Auf Straßen und Wegen, in Parks und im Wald - überall kann man sich über andere maßlos echauffieren. Radfahrer über Autofahrer, Jogger über Radfahrer, Autofahrer über E-Biker, Rennradler über Fußgänger. Irgendwer stört immer. Und manchmal ist die Wut so groß, dass der Radfahrer auf das Auto spuckt oder der Fußgänger dem E-Bike unflätige Wörter hinterherruft. Am Mühlberg in Straßlach, wo das Bergab-Radeln verboten ist, geriet eine Autofahrerin so in Rage, dass sie jeden Radler ausbremste, der es doch wagte, hinunter ins Isartal zu fahren. Ohne Helm! Und ohne Hund.