Hotel in Neubiberg:Der Rheingoldhof ist Geschichte

Neubiberg, Hotel Rheingoldhof

Udo Kesselring will das Hotel abreißen lassen. Damit verschwindet auch ein Stück Tradition aus Neubiberg. Einst befand sich dort eine Weinhandlung und eine Weinwirtschaft.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Familie Kesselring schließt ihr Hotel. Nach dem Abriss sollen auf dem Gelände 14 Wohnungen und ein Einfamilienhaus entstehen.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Es liegt zwar nicht an der Hauptstraße und ist auch kein modernes Designhotel, aber das familiengeführte Haus mit seinen 20 Zimmern dürfte doch dem einen oder anderen Gast in Neubiberg fehlen.

Denn das Hotel Rheingoldhof in der Rheingoldstraße 4 wird wahrscheinlich bald Geschichte sein. Die Eigentümer planen, es abreißen zu lassen und auf dem Grundstück ein Einfamilien- und ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohneinheiten zu bauen. So haben sie es als Bauvoranfrage bei der Gemeinde Neubiberg eingereicht, wie Inhaber Udo Kesselring bestätigt. Der Bauausschuss entscheidet in seiner Sitzung am kommenden Dienstag darüber.

Trotz der anstehenden Veränderung wirkt Kesselring gelassen. "Irgendwann muss man einen Cut machen", sagt er. Der Schnitt dient der Altersvorsorge für sich und seine Frau. Denn in dem geplanten Einfamilienhaus wollen er und seine Familie wohnen. "Wir sind vor 20 Jahren nach Neubiberg gezogen, uns gefällt es hier gut und wir wollen hier bleiben", sagt er. Die Wohnungen im angedachten Mehrfamilienhaus sollen wahrscheinlich zum Teil vermietet und verkauft werden. Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, um so etwas zu finanzieren und um Wohnungen zu verkaufen.

Umbau zum Drei-Sterne-Hotel

Ganz einfach ist der Schritt sicher nicht. Vor allem angesichts dessen, dass die Familie in den vorigen Jahren viel investiert hat in das Hotel. Von 1997 bis 2002 wurden die 20 Zimmer renoviert und das Haus zum Drei-Sterne-Hotel umgebaut, wie auf der Homepage zu lesen ist. Seit 2006 wird das Haus über ein eigenes Blockheizkraftwerk erwärmt. Das Hotel ist mehrmals ausgezeichnet worden, unter anderem 1993 vom Freistaat als umweltbewusster Hotelbetrieb und 2007 mit dem Neubiberger Umweltpreis.

Dass die Kesselrings jetzt den Schnitt machen, haben sie sich genau überlegt und leuchtet ein. "Von unseren Kindern will keiner das Hotel übernehmen", sagt Kesselring. Außerdem spricht er weitere Hotelprojekte in der Umgebung an, durch die er Umsatzeinbußen befürchtet. Voriges Jahr war im Zuge des Bauprojekts am Bahnhof auch einmal die Rede davon, dass dort ein Boardinghaus mit vielen Zimmern gebaut werden soll. Nach Ansicht Kesselrings wäre das Haus vermutlich ähnlich wie ein Hotel genutzt worden. Die Planer haben allerdings wieder Abstand von dem Plan genommen. Mittlerweile läuft aber ein weiteres Hotelprojekt, das den Kesselrings wohl Konkurrenz gemacht hätte: Im nahen Münchner Stadtteil Neuperlach entsteht ein Leonardo-Hotel mit 200 Zimmern.

Weinhandlung und Weinwirtschaft

Wird der Rheingoldhof abgerissen, verschwindet nicht nur das Haus, sondern ein Stück Tradition aus Neubiberg. Theodor van Gehmen betrieb in dem Gebäude von 1939 bis 1952 eine Weinhandlung und die Weinwirtschaft "Rheinische Bauernschänke". 1955 eröffnete das Wirtsehepaar Weber den Rheingoldhof als Gaststätte, vergrößerte ihn ein paar Jahre später und stattete ihn mit den 20 Gästezimmern aus, bis 1991 die Kesselrings das Hotel übernahmen.

Die Familie betreibt in Unterbiberg ein weiteres kleines Hotel, das Hotel am Hachinger Bach. Das Haus mit 13 Zimmern soll laut Kesselring bleiben. Die in Unterbiberg ansässige Firma Infineon und die Bundeswehruniversität, die laut Kesselring die Hauptkunden sind, werden dort also weiter ihre Gäste unterbringen können.

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