Homestaging in München:Schöner verkaufen

Die Skandinavier wissen es schon lange: Wer sein Haus verkaufen will, sollte es vorher ordentlich aufmöbeln. Nun entdecken auch deutsche Hausverkäufer das "Homestaging". Mit Beispielen in Bildern.

Marion Zellner

Nachwuchs steht ins Haus, ein beruflicher Wechsel macht einen Umzug notwendig, der Entschluss, ins Altersheim zu gehen, steht fest, ein Mensch ist gestorben - es gibt zahlreiche Gründe, warum eine Wohnung oder ein Haus verkauft wird. Und wer eine Immobilie abgibt, will nicht nur den besten Preis erzielen, sondern das Objekt für gewöhnlich so schnell wie möglich hinter sich lassen.

Diese beiden Argumente führt auch ein neuer Wirtschaftszweig ins Feld, der versucht, sich in Deutschland und somit auch in Bayern zu etablieren: Homestaging. Im Grundsatz geht es darum, eine zum Verkauf stehende Immobilie so herzurichten, dass sich eine Mehrheit der Interessenten darin wohlfühlt.

"Viel zu viel Geld verschenkt"

In den USA, aber auch in Skandinavien und Großbritannien ist das seit vielen Jahren üblich. "Die Förderungsmaßnahme beruht auf den Erkenntnissen der Verkaufspsychologie", so Tina Humburg von der Deutschen Gesellschaft für Homestaging und Redesign (DGHR) in Wiesbaden. Die meisten potentiellen Käufer ließen sich von den zu vielen persönlichen Gegenständen des Vorbesitzers abschrecken, ergänzt die Initiatorin der DGHR. Sei die Immobilie optimiert, könne das Objekt "bis zu doppelt so schnell verkauft werden und ein bis zu zehn Prozent höherer Preis erzielt" werden, ergänzt sie.

"Es wird derzeit viel zu viel Geld verschenkt", ist Christine Schwertner überzeugt. Die 45-Jährige hat vor zwei Jahren in Freising mit ihrem Büro für Homestaging angefangen und weiß um die Schwierigkeiten, Verkäufer von der Notwendigkeit des Immobilien-Aufmöbelns zu überzeugen. "Die meisten sehen zunächst nicht ein, warum sie noch Geld ausgeben sollen für ein Objekt, das sie sowieso loswerden wollen", sagt Schwertner. Das würde sich aber nach einer ersten Beratung schlagartig ändern.

Beim Homestaging unterscheidet man zwischen bewohnten und leeren Immobilien. Wohnen die Verkäufer noch dort, muss alles Persönliche für die Besichtigungen herausgeräumt werden. "Gerade das Bad mit Zahnbürste und Kosmetika ist entscheidend. Und das A und O ist Sauberkeit", berichtet Andrea Dangers, die ebenfalls vor zwei Jahren in die Branche eingestiegen ist und ihr Büro in Baldham bei München hat.

Leerstehende Immobilien werden möbliert

Aber auch eine Bildergalerie der ganzen Familie sei für mögliche Käufer eher abschreckend. "Derart private Sachen sollten immer abgehängt und weggeräumt werden", so Dangers. Grundsätzlich sollte man überlegen, wie man die Immobilie und damit sich den Interessenten präsentiere, schließlich gebe es in jedem Haushalt Dinge, die fremde Menschen nichts angingen, weiß Andrea Dangers.

Geht es um leerstehende Immobilien stellen sich dem Homestager andere Aufgaben. Viele Kaufinteressenten hätten nicht das räumliche Vorstellungsvermögen, ob alle ihre Möbel, Bett, Schrank, Kommode dort auch Platz fänden, so Christine Schwertner. Da helfe nur, vor der Besichtigung den Räumen ihrem Zweck entsprechend mit einigen, stilvollen, aber möglichst neutralen Möblen Proportionen zu geben.

Der "Vorher-nachher-Effekt" wirkt immer

Wie kostenaufwendig sein persönliches Homestaging für den Immobilienverkäufer wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Andrea Dangers etwa verlangt bei der ersten Beratung zwischen vier und fünf Euro pro Quadratmeter der Wohnung oder des Hauses. Dafür bekommt der Besitzer nach der Begehung eine ausführliche Liste der empfohlenen Maßnahmen. Danach entscheidet er, ob er sie selbst ausführen oder an das Homestaging-Team abgeben will.

Kommt Andrea Dangers dann mit einem Handwerker, der auch kleinere Reparaturen ausführen kann, werden zudem zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter fällig. Es gibt aber auch das Angebot, für einen ganzen Tag zum Preis von 490 Euro mit dem Homestager und möglichst vielen privaten Helfern die Immobilie verkaufsfördernd auf Vordermann zu bringen.

Der "Vorher-nachher-Effekt" wirkt immer

Der "Vorher-nachher-Effekt" wirke immer, weiß Christine Schwertner. Sie habe einmal ein Objekt optimiert, das bis dahin zwei Jahre unverkäuflich war, obwohl der Besitzer den Preis immer weiter gesenkt hatte. Nach dem Homestaging meldeten sich innerhalb der ersten Woche fünf Interessenten, und es konnte noch ein guter Preis erzielt werden. Dazu tragen ganz wesentlich gute und aussagekräftige Fotos bei, die ebenfalls von Homestagern gemacht werden.

Dass Homestaging hierzulande noch nicht so üblich ist, liegt auch daran, dass etwa Skandinavier im Laufe ihres Lebens statistisch gesehen sieben Immobilien verkaufen. In Deutschland wird eine Wohnung oder ein Haus im Durchschnitt nach 40 Jahren verkauft - ein Grund mehr, das Optimale herausholen zu können. Und auch deshalb sind Christine Schwertner und Andrea Dangers davon überzeugt, dass Homestaging künftig mehr genutzt werden wird.

Informationen www.dghr-info.de.

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