Süddeutsche Zeitung

Hollerner See:Ende aller Visionen

Ein Bündnis aus Grünen, ÖDP und FDP in Unterschleißheim fordert, die Flächen nördlich und westlich des Hollerner Sees als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Entscheidend wird aber sein, was die Gemeinde Eching will.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Eine schwimmende Sauna, ein Badeschiff und als Kontrapunkt zum Dirtpark hie und da Kunstwerke und ein spektakulär über den See gespannter Erlebnissteg: Das alles war Gegenstand von Konzepten, die Architekten in einem Wettbewerb vorgelegt hatten, um das ausgedehnte Kiesabbauareal am Hollerner See in ein Erholungsgebiet zu verwandeln. Aus alldem wurde ebenso wenig wie aus der hochfliegenden Idee, jenseits der B 13 eine Therme zu bauen. Jetzt möchten ÖDP, Grüne und FDP in Unterschleißheim einen Schlussstrich ziehen und solche Planspiele vollends beenden, die sogar mal Gewerbe und Wohnungsbau beinhalteten.

Die drei Parteien haben im Stadtrat einen Antrag eingebracht, mit dem Ziel, dass Flächen im Norden und Westen des Hollerner Sees wieder in das Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos und Echinger Gfild" aufgenommen werden, aus dem sie 2010 herausgenommen worden waren, um die schöne neue Welt am See zu verwirklichen. Die Flächen liegen allesamt auf Echinger Flur. Doch in Unterschleißheim mit dem direkt angrenzenden Stadtgebiet sieht man sich unmittelbar betroffen. In einem Bürgerentscheid sprachen sich die Unterschleißheimer einst gegen die Therme aus und hoben in den Folgejahren kritisch den Finger, sobald in Eching Ideen für das Areal aufkamen.

Unterschleißheim gehören zwei Grundstücke in dem Areal, das Landschaftsschutzgebiet war und wieder werden soll.

Heute arbeiten die beiden Kommunen im Zweckverband "Hollerner See" zusammen. Und die großen Konflikte sind passé, wie auch Echings Bürgermeister Sebastian Thaler findet. Er sagt, er begrüße die Bestrebungen für eine naturnahe Entwicklung des Geländes im Grundsatz. Seiner Meinung nach ist die Umgestaltung am See mit den Bauabschnitten 1 und 2 nahezu abgeschlossen, durch die im Osten und Nordosten eine Wasserwachtstation, Liegeflächen und Parkplätze entstanden.

Dennoch wollen einstigen Gegner der weitreichenden Pläne am Nord- und Westufer letzte Befürchtungen vom Tisch wischen, es könnte doch ein dritter Bauabschnitt kommen. Deshalb stellte ähnlich wie die Grünen in Eching in Unterschleißheim das Dreierbündnis den Antrag, der Stadtrat möge beschließen, die Unterschleißheimer Mitglieder im Zweckverband damit zu beauftragen, dass das Landschaftsschutzgebiet wiederhergestellt wird. ÖDP-Stadtrat Bernd Knatz sagt, es gelte bestehende Naturflächen "langfristig zu erhalten" und immer wieder aufkommende "Begehrlichkeiten" abzuwehren, das Areal zu entwickeln. "Natur ist einfach das Schönste", sagt Knatz. Der Charakter der Flächen solle erhalten bleiben. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man das Gebiet nach dem Ende der Kiesausbeutung ganz der Natur überlassen können. Anders als Knatz ist Stadträtin Brigitte Weinzierl (CSU) auch Mitglied im Zweckverband Hollerner See. Sie habe sich, wie sie sagt, "inhaltlich" keine abschließende Meinung zu dem Antrag gebildet. Sie hält das Erholungsgebiet aber jetzt schon für "riesig", wie sie sagt. Es stelle sich die Frage, ob dort weitere Infrastruktur geschaffen werden solle, die nur Erholungssuchende von weither anlocke. Die in der Vergangenheit geplanten Freizeit-Einrichtungen vergleicht sie mit dem Angebot am Heimstettener See in Aschheim, wo es unter anderem den Wasserskipark gibt.

Für den Hollerner See liegt die Planungshoheit bei der Gemeinde Eching. Diese müsste den Antrag für eine Aufnahme von Flächen ins Landschaftsschutzgebiet beim Kreistag stellen. Bürgermeister Thaler schließt das nicht aus. Allerdings wünscht er sich davor eine "Gesamtkonzeption", die mit Unterschleißheim auszuarbeiten sei. Man sei aufeinander angewiesen, sagt er.

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SZ vom 13.01.2021/hilb
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