Hollerner See:Fußballfeld statt Caravan-Stellplatz

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Die Gemeinde Eching will die Kicker des TSV am Hollerner See ansiedeln - unmittelbar an der Stadtgrenze zu Unterschleißheim

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim/Eching

Gerade hat der TSV Eching den SV Lohhof 3:1 besiegt. Das Ergebnis hat etwas an Bedeutung verloren, seit sich die beiden Nachbarteams in der Bezirksliga Oberbayern-Nord duellieren und nicht mehr wie früher in der Bayernliga, seinerzeit die vierthöchste Liga in Deutschland. Und die Brisanz ist schon gleich gar nicht mehr wie einst, als nach vielfältigen, von Ort zu Ort sehr unterschiedlich empfundenen Spielerwechseln Animositäten entstanden waren, die mal darin gipfelten, dass ein Ex-Echinger im Lohhofer Trikot nach einer Schlappe die Echinger Kabinentür eintrat.

In Eching gibt es nun Überlegungen, nach denen die beiden Rivalen sich nahekommen könnten wie noch nie; mit etwas Fantasie und viel Schmackes im Schuss könnten sich die Kicker beider Teams dann beim jeweiligen Training gegenseitig die Bälle zuspielen. Denn der TSV Eching soll möglicherweise mit Stadion und Trainingsplätzen an den Hollerner See ziehen, der unmittelbar vor der Unterschleißheimer Stadtgrenze und mithin in Distanz eines Aufwärmlaufs vom Lohhofer Hans-Bayer-Stadion liegt.

Im Unterschleißheimer Rathaus hat man die sportlichen Überlegungen noch gar nicht recht zur Kenntnis genommen und will sie nicht kommentieren. Als nächsten formalen Verfahrensschritt am Hollerner See will Eching, auf dessen Hoheitsgebiet der See komplett liegt, eine Ausklammerung von Flächen aus dem dort einschlägigen Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos und Echinger Gfild" initiieren, um unterhalb des Südufers Ansiedlungen vornehmen zu können. Der Strand selbst ist am Süd- und Ostufer schon lange dem Münchner Erholungsflächenverein als Badestrand übergeben. Erst in diesem Verfahren werde man sich nach Stadtratsbeschluss äußern, sagt der Unterschleißheimer Rathaussprecher Thomas Stockerl.

Noch ist freilich auch der Echinger Fußballverein nicht so recht überzeugt von der Idee, an den See zu ziehen. Vielmehr ist es eine wiederkehrende Vision des TSV Eching, das Vereinsgelände vom jetzigen Standort nahe der Autobahn A 9 südwärts zu verlagern, ans Ufer des Echinger Sees. Weil an der bestehenden, in Teilen mehr als 40 Jahre alten Sportanlage jetzt viel in Sanierungen zu investieren wäre, hat der Verein mal wieder einen konkreten Vorstoß initiiert. So konkret, dass die Gemeinde Eching bereits die dort einschlägigen Grundeigentümer angefragt hat.

Genau das ist aber der Haken der Umsiedlungspläne: Am potenziellen neuen Standort gehört der Gemeinde kein Quadratmeter. Flächen im Überfluss besäße man jedoch am Hollerner See, dessen Entwicklung Eching und Unterschleißheim gemeinsam managen, formal verbunden in einem Zweckverband.

Acht Hektar Fläche südöstlich des Badestrandes hat die Gemeinde dem Verein auf dem Silbertablett serviert. In den Masterplänen für den See war dort zuletzt ein Caravan-Stellplatz vorgesehen, der im Echinger Rathaus mittlerweile jedoch überhaupt keinen Enthusiasmus mehr hervorruft, seit mal nachgerechnet wurde, wie wenig Pacht und Steuer von dem Projekt abzuschöpfen wäre. Echings Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) hat daher das Gelände für eine künftige Fußballanlage ins Schaufenster gestellt. Dass die angefragten Grundbesitzer am Echinger See noch nicht begeistert "Hier!" gerufen haben, um ihre Felder für die Fußballer zu verkaufen, spielt dem Bürgermeister nun in die Karten. "Ich sehe aktuell keine Möglichkeit für eine Süd-Verlegung", sagt Thaler. Eching wachse eh nach Westen, argumentiert er, schon jetzt läge für manchen Kicker ein Training am Hollerner See näher als am Echinger See, und mit jedem Neubaugebiet im Westen würden es mehr.

Der TSV bleibt äußerst skeptisch. "Wir favorisieren weiterhin unseren Vorschlag zur Verlagerung von Teilen unseres Geländes in Richtung Echinger See, angrenzend an das dort bereits genützte Gelände", betont der Vorsitzende Rudolf Hauke. Erst wenn man aus dem Rathaus eindeutige Informationen bekomme, dass dies nicht realisierbar sei, "können und werden wir uns mit Alternativen beschäftigen", sagt Hauke. Er sehe momentan aber "keine Mehrheiten im Verein, die einer Verlagerung des Vereinsgeländes zum Hollerner See zustimmen würden".

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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