Hohenbrunn:Weit mehr als verlangt

Lesezeit: 2 min

Weit weg vom Wohngebiet: Hohenbrunn will Windräder im Forst aufstellen, vergleichbar mit diesem auf der Hornisgrinde im Nordschwarzwald. (Foto: Uli Deck/dpa)

Die Gemeinde will dem Regionalen Planungsverband 11,5 Prozent ihrer Fläche als Standorte für Windräder vorschlagen. Damit übertrifft sie die Forderungen der Bundespolitik deutlich.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Die Gemeinde Hohenbrunn macht jetzt Ernst in Sachen Windenergie und präsentiert dem Regionalen Planungsverband (RPV) sehr konkrete Vorschläge für Windrad-Standorte. Der Gemeinderat beschloss am Donnerstagabend einstimmig, eine Fläche im Osten der Kommune zu benennen, die 11,5 Prozent des gesamten Gemeindegebiets entspricht. Damit übertrifft Hohenbrunn bei weitem die Vorgaben aus dem "Wind-an-Land-Gesetz", das der Bundestag im Juli verabschiedet hat. Demnach müssen bis Ende 2027 etwa 1,1 Prozent der Fläche in der Region als potenzielle Gebiete für Windkraft benannt werden. Bis 2032 muss dieser Anteil auf 1,8 Prozent steigen.

Im Hohenbrunner Fall würde es sich um eine insgesamt etwa 215 Hektar große Fläche im Höhenkirchener Forst handeln, die zum Großteil Eigentum der Bayerischen Staatsforsten ist, dazu kommen Teile des Gewerbegebiets Muna, die der Gemeinde gehören, sowie einige kleinere Flächen in Privatbesitz. Es sei sehr wichtig, proaktiv auf den RPV zuzugehen, betonte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) in der Sitzung: "Wir haben nur bedingt Einfluss, die schauen sich die Windkarten an und planen dann." Man wünsche aber einen geordneten Aufbau von Windanlagen und wolle vor allem das Bauprojekt Hohenbrunn-West mit der geplanten Realschule und einem großen Wohngebiet nicht gefährden.

Deshalb präsentiere man nun diesen konkreten Vorschlag, der den Vorteil habe, dass "genug Abstand zu den Leuten besteht, die noch ein bisschen vorsichtig sind und das nicht so gern in ihrer Nähe haben", wie Straßmair betonte. Laut Berechnungen der Verwaltung betrage der Abstand zum nächstliegenden Wohngebiet etwa 1000 Meter. "Ich werde den Planungsverband bitten, unsere Gemeindeanliegen zu berücksichtigen, aber es spricht viel dafür, dass es so genehmigt wird", so der Rathauschef. "Damit setzen wir ein deutliches Zeichen für die Windkraft."

Die Grünen fordern Informationen für die Bürger, etwa über die Lautstärke

Indem Hohenbrunn hier deutlich weiter gehe als die gesetzlichen Vorgaben, erfülle die Gemeinde ihr Selbstverständnis als Klimaschutzgemeinde, sagte der Grüne Georg Bauer. "Das können manche Nachbargemeinden nicht erfüllen. Da können wir bei den anderen ein bisschen hausieren gehen." Er spielte damit auf Äußerungen von RPV-Geschäftsführer Christian Breu an, der im Herbst gesagt hatte, dass es eine "solidarische Planung" geben werde, bei der nicht jeder gleich belastet werden könne und es auch auf den Zusammenhalt der Kommunen untereinander ankomme. Bauer forderte bei den weiteren Planungen volle Transparenz: "Bürgerbeteiligung fördert Akzeptanz. Sobald ein Investor gefunden ist, müssen wir die Bürger korrekt und ausführlich informieren." Als Beispiel nannte er Aufklärung über die Lautstärke, die Windräder verursachen.

Straßmair skizzierte das weitere Vorgehen: "Zunächst weisen wir die Flächen aus und warten, ob sich der Planungsverband daran hält. Ein möglicher Investor wird sich dann mit den Staatsforsten und mit uns als Eigentümer zusammensetzen und dann werden wir gemeinsam planen." Allerdings werde es einige Jahre dauern, bis sich dieses Vorhaben konkretisieren dürfte. Nachfragen, wie viele Windräder auf der Fläche errichtet werden können, ließ der Bürgermeister unbeantwortet: "Heute ist nur der Beginn der Diskussion", sagte er und verwies auf einen "Energienutzungsplan", der ausweise, mit welchen Potenzialen der Energiebedarf gedeckt werden könne. Ob dies mit drei, fünf oder sechs Windrädern erreicht werden könne, sei derzeit nicht absehbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Windenergie
:Region München soll kein "Streuselkuchen" werden

Der Regionale Planungsverband will Windkraftanlagen geballt aufstellen. Drei von vier Rotoren werden wohl in Wäldern stehen.

Von Bernhard Lohr

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: