Hohenbrunn:Teurer Tunnel

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Die Warnschilder an den gefährlichen wilden Übergängen über die Gleise sind schon recht ausgebleicht. (Foto: Claus Schunk)

Für eine Unterführung unter der Bahnlinie müsste die Gemeinde viel Grund kaufen

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Sowohl Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) als auch beispielsweise die Hohenbrunner Grünen-Gemeinderäte betonen immer wieder, dass der jüngste tödliche Unfall eines 15-Jährigen an der S-Bahnstrecke zwischen Ottobrunn und Hohenbrunn wohl selbst durch eine Querungsmöglichkeit nicht zu verhindern gewesen wäre. Dennoch sind die Lokalpolitiker entschlossen, an der aktuellen Situation etwas zu ändern und eine Alternative zu den zahlreichen wilden Übergängen zu schaffen. Eine Unterführung dürfte allerdings teuer werden.

Wie Stefan Forster aus der Abteilung Bautechnik im Rathaus bei der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte, müsste ein solcher Tunnel nicht nur unter dem aktuellen Gleis der S 7 durchgeführt werden, sondern auch einen möglichen zweigleisigen Ausbau berücksichtigen und die angrenzende Straße sowie den Radweg einbeziehen. "Wir sprechen hier von 60-Meter-Rampen, dazu kommt das Problem, dass unter den Gleisen auch die Hauptwasserleitung verläuft. Wir brauchen einen irren Grund dafür", sagte Forster.

Skeptisch äußerte sich auch CSU-Fraktionsvorsitzender Anton Fritzmaier: "Die Bahn hat null Interesse an einer solchen Querung. Denn diese verursacht nur Kosten und muss unterhalten werden. Das wird an der Gemeinde hängen bleiben." Es sei aber unbedingt notwendig, die Gefahr des wilden Querens zu lindern, betonte Fritzmaier: "Sollten wir tatsächlich eine Realschule bekommen, muss bis dahin eine Unterführung her."

Dagegen dringt vor allem die Wählergemeinschaft ÜWG-Freie Wähler/Bürgerforum auf eine schnelle Lösung. "Auf die Realschule zu warten, kommt nicht infrage", sagte die Fraktionsvorsitzende Pauline Miller. Mittlerweile würden die Gleise an insgesamt sechs Stellen überquert, und das andauernd. Die Gespräche mit der Bahn über eine Querung müssten wieder aufgenommen werden, um eine technische Realisierbarkeit zu prüfen. Zudem seien die alten Warnschilder kaum mehr lesbar. "Wir als Gemeinde sollten da ein neues und zwar ein drastisches Schild aufstellen", so Miller.

Bürgermeister Stefan Straßmair hegt indes keine große Hoffnung, dass die Gemeinde etwas erreichen kann. Eine mögliche S-Bahnquerung beschäftige die Gemeinde schon seit den Achtzigerjahren, auch Ende der Neunzigerjahre sei man mit einer solchen Initiative gescheitert, ebenso 2015. "Es hieß immer, das sei nicht realisierbar. Aber alles, was wir anregen, müssen wir an die Bahn herantragen", sagte Straßmair, der auch den Vorschlag mit dem Schild kritisch sieht: "Ich kann nicht auf Bahngrund irgendwelche Schilder aufstellen."

Letztlich beschloss der Gemeinderat einstimmig, die Angelegenheit im Bauausschuss weiter zu behandeln und noch einmal sämtliche Fakten zusammenzutragen. Für November ist laut Straßmair außerdem ein Gespräch mit der Bahn am Ort geplant.

© SZ vom 29.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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