Hohenbrunn:Radonbelastung in Schulen und Rathaus

In der Gemeinde ergeben Messungen hohe Werte, unter anderem ein Lüftungskonzept soll Abhilfe schaffen

Von Angela Boschert, Hohenbrunn

War es früher Asbest, so ist es heute Radon. In beiden Hohenbrunner Grundschulen und dem Rathaus wurden erhöhte Werte des radioaktiven Edelgases festgestellt, das aus dem Erdboden nach oben tritt und sich in geschlossenen Räumen ansammeln kann. Zwar besteht keine akute Gefahr, aber eine zu hohe Radonbelastung kann Krebs befördern. Daher hat Hohenbrunn Maßnahmen ergriffen.

Worum geht es? Radon entsteht beim Zerfall von Uran und ist in der Erdkruste enthalten. Das Edelgas wandert durch Spalten und Risse im Untergrund bis an die Bodenoberfläche. Im Freien vermischt es sich schnell mit der Umgebungsluft, sodass die Radon-Konzentration dort gering ist. Radon dringt jedoch auch durch kleinste Löcher und Risse in Häuser ein, wo dann eine hohe Konzentration erreicht werden kann, besonders in Kellern oder nicht unterkellerten Räumen. Ist man aber über einen längeren Zeitraum höherer Radonstrahlung ausgesetzt, können sich seine radioaktiven Folgeprodukte - etwa die Schwermetalle Polonium und Wismut - auf der Lunge absetzen und dort Zellschädigungen verursachen. Nach dem Rauchen gilt "Radon in Wohnungen als zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs", heißt es in einer Informationsschrift des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). "Etwa fünf Prozent der Lungenkrebsfälle in Deutschland sind auf Radonbelastung zurückzuführen", sagt Radon-Experte Markus Schraudy.

Er betont, die Radonbelastung in einem Haus hänge ganz wesentlich davon ab, welche Bausubstanz ein Gebäude aufweist und wie gut abgedichtet ein Haus sei. "Auch spielen Lebens- und Lüftungsgewohnheiten eine entscheidende Rolle", so Schraudy. Sicher ist: Ein zu langer Aufenthalt in radonbelasteten Räumen kann schädlich sein. Daher sollten vorsorglich Arbeits-, Schlaf-, Kinder- und Wohnräume regelmäßig gelüftet werden.

In Hohenbrunn wurde Bauamtsleiterin Tanja Hellmann durch eine Informationsveranstaltung auf das Problem Radon aufmerksam und veranlasste langfristige, sogenannte "passive" Radonmessungen mit Dosimetern. Zusätzlich hat der zertifizierte Radonsachverständige Schraudy in ausgewählten Liegenschaften die Radonbelastung aktiv mit hochwertigen Spezialmessgeräten und dem Schnüffelverfahren ermittelt. Die Ergebnisse waren Thema im Umweltausschuss.

In der Grundschule Hohenbrunn stellte Schraudy in den Räumen der Mittagsbetreuung im Kellergeschoss des Altbaus eine Radonkonzentration von 779 Becquerel pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt fest. Die Schulleitung und die Hausmeister wurden informiert, ebenso der Elternbeirat und die Eltern. Schraudy, der ein Büro für Baubiologie in Sauerlach betreibt, ermittelte, dass das Edelgas durch den Pumpenschacht der Hebeanlage in das Gebäude gelangt sein muss. Er entwickelte ein Lüftungskonzept mit mehrfachem Stoßlüften durch den Hausmeister. Außerdem wurden in die betroffenen Räume Lüfter mit Radonsensoren eingebaut und auch der Pumpenschacht soll noch abgedichtet werden.

In der Grundschule Riemerling sind die Turnhalle und deren Umkleideräume betroffen sowie das angrenzende Klassenzimmer. Hier lag die Radonkonzentration bei 619 Becquerel bevor und bei 83 Becquerel pro Kubikmeter nachdem regelmäßig gelüftet, die feuchte Wand vorläufig abgedichtet und Lüftungsgeräte eingebaut worden sind. Eine umfangreiche Feuchtesanierung mit Abdichtung der Wand, durch die das Radon eingedrungen ist, soll das Problem endgültig lösen.

Im Bürgerbüro und im Ordnungsamt des Rathauses lagen die Radonwerte bei 383 Becquerel (aktiv) beziehungsweise 490 Becquerel pro Kubikmeter (passiv). "Durchlässigkeiten" im Bereich der Rampe im Erdgeschoss auf der Südseite des Gebäudes sollen dem Edelgas den Zutritt verschafft haben. Bis zum Einbau von Einzelraumlüftungen und der endgültigen Sanierung des Rathauses wird nun nach Konzept gelüftet.

Es wurden auch sämtliche Kindergärten und Krippen, das Wasserwerk, der Bauhof, die Carl-Steinmeier-Mittelschule, die Kaiserstiftung und das Hallenbad untersucht, aber keine erhöhte Radonkonzentration in der Raumluft ermittelt. Im Feuerwehrgebäude soll noch dieses Jahr eine Dosimeter-Messung nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Schraudy betont, Hohenbrunn habe sich "vorbildlich verhalten", was er sich von anderen belasteten Gemeinden auch wünschen würde, so der Experte.

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