Hohenbrunn:Durchbruch am Bahnhof

Hohenbrunn: In die Jahre gekommen: Der Hohenbrunner Bahnhof soll modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden.

In die Jahre gekommen: Der Hohenbrunner Bahnhof soll modernisiert und barrierefrei ausgebaut werden.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Weil Hohenbrunn eine Realschule bekommt, wird die Haltestelle nun endlich umgebaut und saniert. Die Wünsche der Gemeinde werden in dem von Bahn und Verkehrsministerium bevorzugten Entwurf jedoch weitgehend ignoriert.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Darauf hoffen die Hohenbrunner Bürger schon seit mehreren Jahrzehnten: Der S-Bahnhof Hohenbrunn könnte nun tatsächlich in absehbarer Zukunft saniert und behindertengerecht umgebaut werden. Der Durchbruch steht, wie in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend bekannt wurde, offenbar unmittelbar bevor. Womöglich gibt es schon am 7. Juli nach einem weiteren Besprechungstermin mit Vertretern der Gemeinde und der Deutschen Bahn die Vollzugsmeldung.

Ein Schmuckstück ist die Haltestelle Hohenbrunn längst nicht mehr. Deshalb dringt die Kommune auf entsprechende Modernisierungsmaßnahmen, doch abgesehen von ein paar medienwirksamen Auftritten von Spitzenpolitikern wie dem damaligen bayerischen Finanzminister Erwin Huber (CSU) 2008 oder Alexander Dobrinth (CSU) 2016, seinerzeit Bundesverkehrsminister, ist bisher wenig passiert. Doch durch den Beschluss, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs eine neue Realschule anzusiedeln, die sich in das ebenfalls neue Baugebiet "Hohenbrunn West" eingliedern soll, sind die Karten neu gemischt worden. Die Schüler sollen einen möglichst sicheren Weg vom Bahnhof zur Lehranstalt und zurück bekommen. Mittlerweile seien das bayerische Verkehrsministerium, die Bayerische Eisenbahngesellschaft und die Deutsche Bahn (DB), vertreten durch ihre Tochtergesellschaft DB Netz, unmittelbar mit der Gemeinde in konkreten Gesprächen, heißt es aus der Verwaltung.

Hohenbrunn: Medienwirksam: Der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (Mitte) machte 2016 Station am S-Bahnhof , auch der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (li.) und Bürgermeister Stefan Straßmair waren dabei.

Medienwirksam: Der damalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt (Mitte) machte 2016 Station am S-Bahnhof , auch der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (li.) und Bürgermeister Stefan Straßmair waren dabei.

(Foto: Claus Schunk)

Und so konnte Mario Illigen, Sachbearbeiter aus der gemeindlichen Bautechnik, am Donnerstag schon recht konkret darlegen, wie der Bahnhof nach dem Umbau aussehen dürfte. Aktueller Planungsstand sei, dass die Station wie bisher in Form eines Mittelbahnsteigs angeordnet werde. Diese Lösung hat laut DB mehrere Vorteile, so müsste dafür nur wenig fremder Grund erworben werden, die Oberleitung müsste nur geringfügig umgeplant werden, ein Umbau der bestehenden Weiche wäre nicht notwendig und man würde "Fahrzeitverluste" durch Fahrgäste vermeiden, die kurzfristig den Bahnsteig wechselten.

Allerdings hatten sich die Hohenbrunner Gemeinderäte vor zwei Jahren, als Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) ermächtigt wurde, einen Planungsvertrag mit der Bahn abzuschließen, klar für eine Variante mit zwei Außenbahnsteigen ausgesprochen, um auf Aufzüge verzichten und den Zugang zu den Plattformen mit Rampen und Treppen lösen zu können. Dementsprechend wurde jetzt im Gremium Protest laut. Der Grüne Wolfgang Schmidhuber sagte mit Bezug auf den Mittelbahnsteig, er "sehe nicht, dass wir uns darauf einlassen können". Bei dieser Variante könnten Rollstuhlfahrer an Tagen, an denen der Aufzug - etwa durch zunehmenden Vandalismus - defekt sei oder gewartet werde "nicht Land erreichen". Alleine deshalb sei ein "technikfreier Zugang notwendig".

Ein weiterer Kritikpunkt der Lokalpolitiker ist die Unterführung, die das Dorf und den neuen Ortsteil Hohenbrunn West verbinden soll. Diese sei im Entwurf mit knapp drei Metern Breite viel zu knapp bemessen. "Dort ist kein Fußgänger- und Radlweg möglich", schimpfte Schmidhuber. Noch vor zwei Jahren hatte Straßmair die Hoffnung geäußert, dass diese Untertunnelung sogar breit genug für Autos werden würde, um ähnliches Verkehrschaos wie an den beschrankten Bahnübergängen in Neubiberg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn zu vermeiden.

Der Bürgermeister hofft auf eine mehr als 50-prozentige Kosten-Erstattung

Illigen versprach, sowohl im Bezug auf die anvisierte Mittelbahnsteig-Lösung, wie auch bei der Unterführung, bei den Verhandlungspartnern von Verkehrsministerium und Bahn noch einmal nachzuhaken. Auch Straßmair will sich mit den Vorschlägen nicht abspeisen lassen: "Das lasse ich mir noch einmal erklären", sagte er. Der Gemeinderat segnete schließlich die Freigabe von bis zu 610 000 Euro für weitere Planungskosten ab, nachdem man bereits 2020 mit 180 000 Euro die Grundlage für den Planungsvertrag zwischen Kommune und Bahn gelegt hatte. Wenn die Variante endgültig festgelegt sei, werde umgehend die Ausschreibung starten, so dass zum Schulbeginn 2025 alles fertig sein könnte, sagte Illigen.

Was die Kosten für die Umsetzung der Ertüchtigung des S-Bahnhofs angeht, so werden diese bei einem Mittelbahnsteig auf etwa 4,7 Millionen Euro taxiert, zwei Außenbahnsteige würden etwa sechs Millionen Euro kosten. Offenbar ist noch nicht klar, wer wie viel von diesen Kosten zu tragen hat. Da das Projekt Teil des bayerischen Umbauprogramms für Bahnhöfe ist, steht zwar fest, dass die Gemeinde die Kosten vorfinanzieren muss und dann eine etwa 50-prozentige Erstattung durch den Freistaat erhält. Doch wie Straßmair verrät, könnte es für Hohenbrunn sogar noch besser kommen: "Bayerns Verkehrsminister Bernreiter hat mir in einem Schreiben Hoffnung gemacht, dass wir eventuell sogar aus Bundesmitteln mit weiterer Förderung rechnen dürfen."

Zur SZ-Startseite

MeinungNahverkehr
:Die Pendler haben resigniert

Die Absage des Ausbaus der S 7 ist nur der nächste von vielen Tiefschlägen - allem Gerede von der Verkehrswende zum Trotz.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: