Hohenbrunn:Muna-Areal soll Erholungsgebiet werden

Hohenbrunn,  Muna-Reportage,

Von den zahlreichen Bunkern auf dem ehemaligen Militärgelände sind nur die Eingänge zu sehen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde Hohenbrunn prüft, ob ihr Teil des ehemaligen Militärgeländes öffentlich zugänglich gemacht werden kann. Vorher müssen aber noch die Bunker gesichert werden.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Viel ist nicht mehr übrig von den Militäranlagen. Eine Hütte an der Pforte und ein Schild, das der Regen und die Zeit abgewaschen haben. Die Natur holt sich Stück für Stück zurück, was ihr gehört. Das Gras ist hoch, in den alten Gleisbetten leben Amphibien, Bäume wachsen. Nur die Eingänge zu den eingewachsenen Bunkern im Wald zeugen noch von der Vergangenheit des Muna-Geländes. Betreten darf die Öffentlichkeit es trotzdem nicht. Doch das könnte sich bald ändern.

Die Nazis kauften 1938, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, das Waldstück auf Hohenbrunner und Höhenkirchen-Siegertsbrunner Grund. Sie errichteten dort eine Munitionsfabrik, daher kommt auch der Name "Muna". Sie bauten Bunker, Verwaltungsgebäude und Hütten für Zwangsarbeiter. Später nutzte die US-Army das Gelände als Munitionslager, danach die Bundeswehr. Aber dann änderten sich die Zeiten. Die Mauer fiel, der Ost-West-Konflikt wurde beigelegt und die Bundeswehr sollte sparen. 2007 wurde deshalb auch die Muna aufgelöst. Und die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn kauften das Gebiet.

Ein Zaun umgibt den Großteil des Grundstücks. Betreten verboten - bis auf ein paar Ausnahmen im Jahr. Zu gefährlich, hieß es immer, wegen der Bunker und den alten Gebäuden. Doch der Hohenbrunner Gemeinderat hat nun beschlossen zu prüfen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um das Gelände zugänglich zu machen. Klar ist schon jetzt - günstig wird das wohl nicht. 120 Bunker gibt es auf dem Gelände, 80 davon auf Hohenbrunner Gebiet. Bevor der Wald geöffnet wird, müssten sie alle zurückgebaut oder verschlossen werden.

Die Grünen dringen auf die Öffnung

Dass Hohenbrunn nun ein Konzept für die Öffnung des Geländes erarbeiten lässt, geht auf einen Antrag der Grünen zurück. "Als wir das Areal gekauft haben, war ein starkes Argument, dass wir den Wald der Region für die Naherholung zur Verfügung stellen wollen", begründete Martina Kreder-Strugalla den Vorstoß. Doch die Allgemeinheit habe noch immer nichts von der Investition. Und wenn der Gemeinderat nicht bald aktiv werde, könnte das auch noch weitere zehn Jahre so bleiben.

Hohenbrunn kaufte das Muna-Gelände für insgesamt fünf Millionen Euro. Etwa vier Hektar davon sind heute Gewerbegebiet - zum Beispiel hat sich dort der Nudelhersteller Bernbacher angesiedelt. Der größere Teil, nämlich 100 Hektar allein auf Hohenbrunner Gebiet, ist Wald. Der kostete eine Million Euro, also einen Euro pro Quadratmeter. "Heute ist ein Quadratmeter Wald das Siebenfache wert", sagt Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU). So günstig bekamen die Kommunen die Fläche bloß, weil sie eine Verpflichtung eingingen: Sie müssen die Kosten für den Abriss der Gebäude und die Sicherungsmaßnahmen für die Bunker selbst tragen.

Die meisten Gebäude sind bereits abgerissen

Die meisten der Gebäude sind bereits abgerissen worden. Eine kleinere Hütte an der Pforte und ein paar Hallen, die die Gemeinde als Lager nutzt, stehen noch. Die 120 Bunker allerdings sehen quasi noch genauso aus wie zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs vor fast 80 Jahren. Wer durch den Wald läuft, sieht zwischen den Bäumen immer wieder grüne Tore. Die Bunker gehen nicht metertief in die Erde hinein - alle sind oberirdisch gelegen. Um sie herum wurde Erde aufgeschüttet, auf ihnen stehen Bäume - zur Tarnung. Spaziergänger könnten also nicht hineinfallen und sich verletzen. Straßmair sieht eine andere Gefahr: "Die Bunker laden zum Vandalismus ein." Er befürchtet, dass die Menschen dort ihren Müll abladen und Partys feiern könnten.

Der Hohenbrunner Gemeinderat Peter Berger von den Freien Wählern meint, die Kommune verstoße sogar gegen das Recht, wenn sie den Wald nicht zugänglich mache. "Der Kaufpreis war nur so günstig, weil wir das Gebiet in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen müssen. Es ist unsere Aufgabe, den Wald begehbar zu machen", sagte er im Gemeinderat. Bürgermeister Straßmair sieht das anders.

Der Höhenkirchner Teil bleibt abgeriegelt

Die Gebäude seien schließlich bereits abgerissen. Fünf Jahre hatte die Gemeinde dafür Zeit. So stand es im Vertrag, sagt Straßmair. Für alle Gebäude, die danach noch standen, musste Hohenbrunn noch einmal eine Ablösesumme zahlen. Doch für den Rückbau der Bunker gebe es keine Frist. Er sieht deshalb auch keine Eile, betont aber, dass die Entscheidung beim Gemeinderat liege. Was das Ganze kosten könnte, kann der Bürgermeister nicht einschätzen. Doch alleine, um die Bunker begutachten zu lassen, muss die Gemeinde laut Straßmair mit wenigstens 100 000 Euro rechnen.

Doch bevor Hohenbrunn auf dem Gelände mit Bauarbeiten beginnen kann, muss sich die Kommune erst mit ihrem Nachbarn einigen. Höhenkirchen-Siegertsbrunn gehört ein ebenso großes Stück des Waldes. Und begeistert ist Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) von dem Vorstoß jedenfalls nicht. "Ich sehe keine Veranlassung das Gebiet zu öffnen. Der Wald entwickelt sich schön und ist am besten geschützt, wenn ein Zaun drum herum ist." Sie gehe davon aus, dass Hohenbrunn einen neuen an der Gemeindegrenze errichten werde - sollte die Kommune auf die Idee kommen, ihren Teil zu öffnen.

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