Hohenbrunn:Kalte Dusche

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Gemeinde beschließt den sofortigen Abriss des Hallenbads, sagt aber den Riemerlinger Haien Unterstützung zu

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Am Ende fiel die Entscheidung einstimmig aus: Das Ozon-Hallenbad Riemerling wird nicht erst, wie ursprünglich geplant, abgerissen, wenn das neue Bad auf dem Schulcampus an der Georg-Kerschensteiner-Straße fertiggestellt ist, sondern möglichst zeitnah. Im Idealfall soll die Planung des Abbruchs sofort starten und mit Beginn der Sommerferien umgesetzt werden. Damit wird man ein gutes halbes Jahr schneller fertig als ursprünglich geplant und kann Außensportflächen und Pausenhof für Grund- und Mittelschule dementsprechend deutlich früher in Betrieb nehmen.

Dass die Schließung des Bades die Schwimmabteilung des TSV Hohenbrunn, die Riemerlinger Haie, in ihrer Existenz bedrohen würde, hatten die Vereinsverantwortlichen in den vergangenen Wochen mehrmals betont. Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) sagte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, dass die Verwaltung die schwierige Situation des Vereins kenne, es jedoch wegen der Pandemie völlig unklar sei, ob das alte Bad überhaupt noch einmal würde öffnen können, ehe der Neubau im Frühjahr 2022 eröffnet werden soll. Dazu käme, dass aktuell eine Wasserpumpe defekt sei und der Betrieb des Bades etwa 1900 Euro am Tag koste. Und man dürfe nicht vergessen, dass die Förderung des Leistungssports keine Aufgabe der Gemeinde sei, so Straßmair.

Die Gemeinderäte stimmten dem Rathauschef zu. Selbst seine Stellvertreterin Anke Lunemann (Grüne), deren Familie bei den Haien seit vielen Jahren engagiert ist, sprach sich in einem emotionalen Statement für die endgültige Schließung des alten Schwimmbades aus. "Die Schwimmabteilung mit ihren 1000 Mitgliedern ist eine tragende Säule des TSV", so Lunemann, neben der wichtigen Funktion im Breitensport "schwimmen die Haie auch oben mit in Bayern, Deutschland und international". Weil aber das Bad "in die Jahre gekommen" sei, gebe es vor dem Hintergrund der Pandemie keine Alternative zum schnellen Abriss. "Aber wir müssen den Schwimmverein mit einer Kostenübernahme aktiv unterstützen bei der Anmietung von Wasser", so die Grüne.

Ein Ansatz, der bei den anderen Fraktionen durchaus Gehör fand. Vor allem Manfred Haucke (Bürgerforum) wartete mit konkreten Vorschlägen auf. Er regte etwa Schwimmpatenschaften an, die örtliche Firmen übernehmen und somit die Finanzierung des Trainingsbetriebs unterstützen könnten. Auch einen Dialog mit Nachbargemeinden, die über Hallenbäder verfügen, schlug Haucke vor. Und dass zumindest die 23 Leistungsschwimmer der Haie schon in der rund dreimonatigen Testphase des neuen Schwimmbades dort trainieren dürften, sollte das hygienetechnisch möglich sein. Der Zeitplan für das neue Schwimmbad sieht laut dem Bürgermeister aktuell so aus: Fertigstellung bis November 2021, dann Testbetrieb mit Störungsprüfungen und der Entnahme von Wasserproben bis in den Februar hinein, ehe das Bad eröffnet werden könne.

Die Vertreter der Riemerlinger Haie, die der Diskussion im Gremium aufmerksam gefolgt waren, nahmen den Beschluss äußerlich gelassen hin. "Wir wussten, was kommen würde", sagte Abteilungsleiter Steffen Lenz am Freitag auf Nachfrage. Er betonte, dass die Vereinsstrukturen nur durch finanzielle Zuwendungen in dieser schwierigen Zeit bewahrt werden könnten. Starke Leistungsschwimmer seien elementar für den Klub: "Unsere Top-Athletinnen und Athleten sind der Motor. Es gibt nicht eine Person, die eine Funktion bei uns hat, die nicht in irgendeiner Form eine Historie im Leistungssport aufweist, sei es als Elternteil oder ehemals Aktiver."

Lenz hofft nun, dass durch die zehnmonatige Zeit ohne sportliche Heimat nicht noch mehr als die bisher 300 Mitglieder aus dem TSV austreten. "Das hätte einen Dominoeffekt, der uns um zehn Jahre zurückwerfen würde."

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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