Mitten in Hohenbrunn:Heiße Luft zum Mitnehmen

Der Föhn ist nicht mehr verpönt - deshalb gibt es jetzt im Riemerlinger Hallenbad ein Problem.

Kolumne von Iris Hilberth

In der Pandemie galt der Föhn als wahres Teufelswerkzeug. Bloß nicht anlagen, schon gar nicht einschalten! Denn so ein Haartrockner ist die ultimative Virenschleuder. Den Profis gestand man zwar noch zu, weiterhin im Dreiklang von Waschen, Schneiden und Föhnen zu arbeiten, zumindest als die Friseursalons endlich wieder öffnen durften. Ans selbst Föhnen brauchte man dort aber gar nicht erst zu denken. Auch in den Schwimmbädern war die leistungsstarke Heißluftdusche absolut tabu. Inzwischen können Eltern, deren Kinder ständig nasse Haare hatten und den Rotz gar nicht mehr los wurden, dem nächsten Schwimmunterricht wieder entspannt entgegen sehen. Längst darf wieder geföhnt werden.

In Hohenbrunn allerdings ist die Sache etwas komplizierter. Im neuen Riemerlinger Hallenbad hatte man das Föhnen gar nicht erst mitgedacht. Haartrockner suchte man nach der Eröffnung zunächst vergebens. Vermutlich hatten die Planer nicht daran geglaubt, dass die Föhn-freie Zeit irgendwann ein Ende haben wird. Bürgermeister Stefan Straßmair jedenfalls hat das Problem in Windeseile erkannt, ist in den Baumarkt geeilt, um fünf Föhns zum Stückpreis von 30 Euro zu kaufen. Viel heiße Luft ist das nicht für all die nassen Haare in Hohenbrunn. Wer ein trockenes Haupt haben will, muss sich vermutlich in die Warteschlagen vor den Geräten einreihen. Einige kennen das aus der Kindheit in den Siebzigern und Achtzigern. Damals gab es in manchen Bädern gerade mal zwei fest installierte Heißlufthauben, von denen meist eines kaputt war und das andere sich nicht in der Höhe verschieben ließ, sodass bei Langhaarigen maximal auf die obere Kopfhaut geblasen wurde.

Das Problem mit den Baumarkt-Föhns in Hohenbrunn ist aber, dass sie nicht festgeschraubt sind, also jeder sie locker ausstecken und mitnehmen kann. Die Angst im Rathaus ist groß, dass das tatsächlich passiert. Aber wer klaut schon Föhns? Andererseits werden etwa auf dem Unterhachinger Friedhof permanent Gießkannen gestohlen. Weil man also nicht ständig Föhns nachkaufen will, bis dann doch mal festinstallierte Haartrockner angeschraubt sind, dürfte es im Hohenbrunner Hallenbad bald Taschenkontrollen geben. Ja, auch bei Leuten mit Glatze oder mit Dauerwelle, die schwören, niemals einen Föhn zu benutzen. Denn in Hohenbrunn weiß man schließlich, dass Haartrockner auch prima zum Füßetrocknen geeignet sind, etwa um Pilzkrankheiten zu vermeiden. Es gibt sogar Landwirte, die föhnen ihre Kühe vor Schönheitswettbewerben, damit sie flauschig aussehen wie ein Teddybär. Ach, und Cathy Hummels hat vor einiger Zeit mal gepostet, dass sie ihren Po föhnt. Das sei ungemein entspannend. Aber das macht man schließlich nicht im Hohenbrunner Hallenbad.

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