Hohenbrunn:Frei nach Saint-Exupéry

Hohenbrunn: Die Unternehmerin Alexandra Kobler war die beste Amateurin hinter drei professionellen Rednern.

Die Unternehmerin Alexandra Kobler war die beste Amateurin hinter drei professionellen Rednern.

(Foto: Privat)

Die Hohenbrunnerin Alexandra Kobler ist beim Speaker-Wettbewerb erfolgreich

Von Angela Boschert, Hohenbrunn

"Unverhofft kommt oft", könnte man im Fall von Alexandra Kobler aus Hohenbrunn sagen. Denn die Geschäftsführerin eines Bodenbelagsunternehmens wurde jüngst in Straßburg überraschend zur viertbesten Rednerin Europas gekürt, als beste Amateurin hinter drei professionell tätigen Speakern. Dabei wäre sie ohne ihre Freundin gar nicht bei dem hochkarätigen Wettbewerb angetreten.

Antoine de Saint-Exupérys Satz "Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer", ist für Kobler "ein Satz, der mich immer wieder inspiriert". Offenbar erfolgreich, denn die 46-Jährige ist bereits früh an ihre Grenzen gestoßen. Als sie im Alter von 19 Jahren nach dem Tod der Mutter das mittelständische Unternehmen in Starnberg übernehmen musste, erkannte sie schon bald, dass viele der 200 Mitarbeiter nicht nach Zielerreichung vergütet werden wollte, sondern nach Arbeitszeit. Sie besann sich, machte ein Prädikatsexamen in Personal- und Organisationsentwicklung, profilierte sich in Führungs- und Dozentenpositionen verschiedener Branchen und kehrte in alte Fachbereiche zurück. Heute ergänzt sie ihren Chefposten in der 2017 gegründeten "Bodenschmiede" in Vaterstetten um Aktivitäten als Personal- und Unternehmenscoach. "Sinnstiftend", wie sie sagt, und angetrieben von ihrer "Neugierde am Menschen".

Als ihre Freundin sie zur Teilnahme am Speaker-Wettbewerb motivierte, überlegte Kobler und stellte fest, dass Key-Note-Speaker oft über Theorien reden, sie aber viel Erfahrung aus der Praxis habe. Sie beschloss, aus der Praxis für die Praxis zu erzählen. Als sie mit ihrem zwei Wochen lang vorbereiteten Text "Führung braucht Sinn und Verstand. Warum Helmut Schmidt nicht recht hat" auf die Bühne trat, hatte sie sehr viel Lampenfieber. Es war 18 Uhr und seit dem morgendlichen Soundcheck waren bereits sieben Stunden "European Speaker Award" vergangen. Die meisten ihrer 26 Mitbewerber, zur Hälfte Männer, zur Hälfte Frauen, waren bereits angetreten und hatten wie sie ein Highlight nach dem anderen erlebt.

"Als ich auf der Bühne war, habe ich in die Augen der Juroren geschaut und hatte meine Botschaft vergessen", erinnert sich Kobler. Tausend Gedanken abseits ihres Vortrags schossen ihr durch den Kopf. Trotz der Aufregung trug sie ihre Sichtweise als Führungskraft dann doch unaufgeregt vor. Ein Fünf-Schlüssel-Modell als Voraussetzung für sinnvolle Führung, das zusammengefasst lautet: Fragen, Fokus, Visionen, Team und Werte. Erfolgreiche Führung braucht Sinn und Verstand, aber ebenso Offenheit, Neugier, Kooperation und den Mut, kritisches Feedback zu akzeptieren - womit nur einige Kernabsätze des erfolgreichen Vortrags genannt seien.

Die Jury aus Unternehmensvertretern von Porsche, Daimler und Adidas und großer Redneragenturen, etwa Speakers Excellence und German Speakers Association (GSA), war beeindruckt. Moderatorin Sabina Kocherhans von der SK Diversity-Stiftung überreichte ihr anerkennend die Urkunde. Und jetzt? Kobler hofft, mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen für ihre Vision, dass Menschen in Führungspositionen empathischer werden, erkennen, welche Bedürfnisse die Mitarbeiter haben, und bereit werden, Feedback, auch kritisches, anzunehmen. Trotz ihres Erfolges denkt sie nach eigener Aussage aktuell nicht daran, nächstes Jahr wieder anzutreten: "Doch man weiß nie."

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