Hohenbrunn:Die Kosten schwimmen davon

Hohenbrunn: Die Hohenbrunner Gemeinderäte wollen am Donnerstag über die Zukunft des Riemerlinger Bades entscheiden.

Die Hohenbrunner Gemeinderäte wollen am Donnerstag über die Zukunft des Riemerlinger Bades entscheiden.

(Foto: Claus Schunk)

In Hohenbrunn stellt sich die Frage: Kann sich die Gemeinde ein neues Hallenbad leisten?

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

"Wir haben das im Kreuz." Diesen Satz hat Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) bisher immer wieder gesagt, wenn es um die Frage ging, ob sich Hohenbrunn ein Schwimmbad leisten könne. Nun ist klar: Das Vorhaben wird teurer als gedacht. Von etwa elf Millionen war anfangs die Rede, als der Gemeinderat das Schwimmbad mit Turnhalle im Oktober 2015 beschloss. Mittlerweile geht der Gemeinderat von mindestens 18 Millionen Euro aus - je nach dem, ob zum Schwimmbad eine Zwei- oder Dreifachturnhalle kommt. Hat die Gemeinde das immer noch im Kreuz? Und vor allem: Welche anderen Projekte kann sich die Gemeinde dann nicht mehr leisten? Über diese Fragen kann man am Dienstag beim SZ-Leserdialog von 11 Uhr an mit Bürgermeister Stefan Straßmair diskutieren.

Weil noch viele Fragen offen waren, scheinen sich plötzlich einige Gemeinderäte gar nicht mehr so sicher zu sein, ob sie das Schwimmbad wirklich wollen. Sie fragen sich: Wie viel kann sich die Gemeinde leisten? Ist eine Zweifach- oder eine Dreifachturnhalle notwendig? Braucht die Gemeinde in einem solchen Komplex noch kleinere Räume - etwa für Tanz und Gymnastik? Die Gemeinderäte schickten deshalb Anfang Mai Fragekataloge an die Verwaltung. Doch die Antworten ließen auf sich warten - bis diesen Donnerstag.

Entscheidung noch vor der Sommerpause

Das verärgerte etwa das Bürgerforum: "Die Strategie der Gemeindeverwaltung Hohenbrunn unter Leitung von Bürgermeister Stefan Straßmair scheint klar. Je wichtiger das Projekt, über das der Gemeinderat zu entscheiden hat, umso weniger Informationen bekommt dieser. Aber dann muss es auf einmal ganz schnell gehen", schreibt die Gruppierung in einer Pressemitteilung. Schnell könnte es nun tatsächlich gehen: Bürgermeister Straßmair will noch vor der Sommerpause, also noch im Juli, eine Entscheidung.

Zumindest für den Sportverein, den TSV Hohenbrunn-Riemerling, der das Schwimmbad und die Sporthallen später mitbenutzen soll, ist die Sache klar. In einem Brief an die Verwaltung schreibt der TSV, dass ihm eine Zweifachturnhalle plus drei Nebenräume genügen würden. "Für die Angebote des TSV sind Nebenräume deutlich wichtiger als ein dritter Hallenteil." Ähnlich sieht das Straßmair. Eine Zweifachturnhalle, meint er, lasse sich finanziell darstellen. Doch selbst, wenn sich Hohenbrunn für die kleinere Variante entscheidet, wird es teuer. Mindestens 18 Millionen Euro würde sie kosten. Hinzu kämen 1,5 Millionen für Außenanlagen.

Überhaupt wundern sich viele Gemeinderäte, dass das Projekt so viel teurer wird. Am Anfang war von etwa elf Millionen die Rede, später in einer ersten groben Kostenschätzung von 14 Millionen und nun ist es fast doppelt so viel wie ursprünglich angenommen: um die 20 Millionen. Straßmair stellte in seiner Antwort auf die Fragebögen klar, dass damals die Kosten für die Planung nicht enthalten gewesen seien. Ebenso wenig wie für eine Mittagsbetreuung, die es in dem Komplex geben solle. Außerdem gebe es neue Richtlinien hinsichtlich der Ökostandards. Auch sei mit einer weiteren Baupreissteigerung zu rechnen. Aufgrund der Kosten wollen nicht alle das Projekt mehr tragen.

"Wir können uns das nicht leisten."

Martina Kreder-Strugalla (Grüne) wollte wissen, was es kosten würde, wenn man auf das Schwimmbad verzichten und dafür eine Dreifachturnhalle bauen würde. Eine Antwort bekam sie nicht. Straßmair schrieb, dass das eine komplett neue Planung bedeuten würde. Für Gemeinderat Peter Berger von den örtlichen Freien Wählern jedenfalls ist klar: Die Entscheidung des Gemeinderats vor eineinhalb Jahren war ein Fehler. Er hält das Bad für ein Prestigeprojekt der CSU. "Wir müssen so ehrlich sein und zugeben, dass wir uns das nicht leisten können." Ihn beschäftigen nicht nur die hohen Investitionskosten, sondern auch der Unterhalt. Die Gemeinde rechnet mit einem jährlichen Defizit zwischen 700 000 und 940 000 Euro. Berger befürchtet, dass andere Projekte wegen des Schwimmbads auf der Strecke bleiben könnten - wie der barrierefreie Ausbau des S-Bahnhofs.

Aber das ist nicht das einzige, was Hohenbrunn eigentlich angehen wollte: Auch eine Umgehungsstraße will die Gemeinde bauen. Manche Bürger fordern immer noch, dass die Luitpoldstraße zu einem Tunnel wird. Fest steht aber: Alles geht nicht. Irgendwann muss sich der Gemeinderat entscheiden, was er haben will.

Auf einen Eiskaffee

Welche Folgen hat der enorme Zuzug? Wie kann die Gemeinde Ottobrunn den Verkehr in den Griff bekommen? Wird Neubiberg immer mehr mit der Landeshauptstadt zusammenwachsen? Das sind sicher nicht die einzigen Fragen, die die Menschen im südöstlichen Landkreis bewegen. Was beschäftigt, was ärgert Sie, liebe Leserinnen und Leser? Über was sollten wir aus Ottobrunn, Neubiberg, Putzbrunn, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Brunnthal berichten? Um das zu erfahren, kommt die Süddeutsche Zeitung ihren Lesern buchstäblich entgegen. Am Dienstag, 27. Juni, macht die Veranstaltungsreihe "SZ im Dialog" in Ottobrunn Station.

"Was den südöstlichen Landkreis bewegt" lautet das Motto der Aktion. Leser aus den sechs Gemeinden sind zwischen 10 und 17 Uhr in das Eiscafé Venezia in der Rathausstraße 8 gegenüber dem Wolf-Ferrari-Haus eingeladen. Bei einer Tasse Cappuccino oder einem Eiskaffee nehmen Mitglieder der Redaktion Fragen und Anliegen auf, denen wir anschließend nachgehen und über die wir berichten werden.

Als Gesprächspartner sind für Sie an diesem Tag die Bürgermeister der sechs Kommunen mit dabei: Von 10 bis 12 Uhr beantworten Ottobrunns Rathauschef Thomas Loderer und Ursula Mayer (beide CSU) aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn Ihre Fragen. Stefan Straßmair (CSU) aus Hohenbrunn kommt um 11 Uhr, Edwin Klostermeier (SPD) aus Putzbrunn von 13 bis 15 Uhr. Günter Heyland (Freie Wähler) aus Neubiberg nimmt sich von 14 bis 17 Uhr Zeit für die SZ-Leser. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) hat sein Kommen ebenfalls angekündigt und Armin Ganserer, Chef der Ottobrunner Polizeiinspektion, wird von 14 bis 15.30 Uhr im Café sein. Wer am 27. Juni keine Zeit hat, kann uns per E-Mail an lkr-muenchen@sueddeutsche.de kontaktieren. sz

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