Hohenbrunn:Auf Sendung

Hohenbrunn: In der Schulcafeteria hat die Radio AG der Carl-Steinmeier-Mittelschule ihr Studio aufgebaut. Am Mikro: Sprecher Tommy mit den News.

In der Schulcafeteria hat die Radio AG der Carl-Steinmeier-Mittelschule ihr Studio aufgebaut. Am Mikro: Sprecher Tommy mit den News.

(Foto: Claus Schunk)

Die Radio-AG der Carl-Steinmeier-Mittelschule wird mit einem Bundespreis ausgezeichnet

Von Nadja Tausche, Hohenbrunn

Lea, 14, steht vor dem Mikrofon, die Arme verschränkt, den Blick konzentriert auf das DIN-A 4-Blatt auf Augenhöhe vor ihr gerichtet. "Und nächste Woche sind Ferien. Wir wünschen euch eine spaßig verrückte Woche!", spricht sie ein. "Okay, und jetzt versuch' das Ganze mal ein bisschen lebhafter!" Schulsozialarbeiterin Katharina Menig kommt vom anderen Ende des Raums auf Lea zu.

Die Radio AG hat ihr Studio in der Schulcafeteria aufgebaut, Laptop, Kopfhörer, Mini-Mischpult. Es riecht nach Essen, obwohl die Stühle schon auf den Tischen aufgestellt sind. Die Schüler der Carl-Steinmeier-Mittelschule in Hohenbrunn produzieren ein schulinternes Radioprogramm. Sie wählen Nachrichten aus, schreiben sie um und sprechen das Geschriebene dann ein: Pro Sendung gibt es Weltnachrichten, Schulnews mit Neuigkeiten aus der Schule selbst und einen Hit-Tipp. Jeden Montag um acht Uhr wird das Programm in der Schule ausgestrahlt, alle Klassen hören zu. Am Projekt sind zehn Neuntklässler und einige Zehntklässler beteiligt. Gegründet haben die Radio AG vor drei Jahren die beiden Lehrerinnen Carolin Friedl und Julia Meißner, bald kamen zwei Schulsozialarbeiter dazu. Die Schüler brauchen die Hilfe der Erwachsenen aber selten.

Mit ihrem Projekt hat die Radio AG vor Kurzem den ersten Platz beim Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung gewonnen. Zum Thema "Es geht um die Wurst" recherchierten sie zu veganer Ernährung. Der Beitrag hat sich unter etwa 2800 Beiträgen durchgesetzt: "Die gesamte Radiosendung, von der ersten bis zur letzten Minute, lässt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erkennen und zeichnet sich durch einen logischen Aufbau aus", begründete die Jury der Bundeszentrale ihre Entscheidung. Dabei war die Stimmung in der Schülergruppe am Anfang gar nicht so optimistisch gewesen. "Am Anfang dachte ich nicht, dass wir das schaffen", sagt Sveta, 15.

Umso größer war die Freude, als die Schüler von dem Preis erfuhren: fünf Tage Klassenfahrt nach Prag. Bei dem Wettbewerb angemeldet hatte Lehrerin Carolin Friedl die AG, damit die Arbeit der Schüler für ihr Radioprogramm auch nach außen hin gewürdigt wird. Aber auch ohne den Preis macht ihnen das Radiomachen Spaß: "Ich kenne mich selbst dadurch besser aus", sagt Florian, 16. Lea hilft die AG vor allem dabei, offener zu werden und auf andere Leute zuzugehen.

Der Computerraum der Schule, letzte Reihe. Mario, 16, tippt einen Absatz in Word, immer wieder wechselt er zu Wikipedia und Spiegel-Online. Vom Pausenhof sind Rufe zu hören, ein Ball schlägt auf den Asphalt. Mario und seine Klassenkameraden lassen sich nicht ablenken. Die drei Zehntklässler tippen die Nachrichten für die nächste Sendung. "Wir recherchieren und dann schreiben wir die Nachrichten um, damit die Fünftklässler das auch verstehen", sagt Tommy, 17. Gerade schreiben sie Meldungen zur Wahl des Bundespräsidenten und zu den Unruhen in Mexiko.

Lea hat beim Einsprechen mittlerweile den zweiten Anlauf hinter sich. Taylor, 15, vom Technikteam ist nicht zufrieden. Er will noch mehr Lebendigkeit - also neuer Versuch. Der entscheidende Tipp kommt schließlich von Klassenkameradin Sandra, 14, die daneben steht: "Du musst dir denken: Juhu, wir haben echt Ferien!". Das ist es, was Lehrerin Friedl an dem Projekt am besten gefällt: Die Schüler helfen einander und sind durch die Radio AG zusammengewachsen.

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