Leicht neigen sich die bis zu 30 Meter hohen Fichten nach Osten, über den Bäumen ziehen die Wolken an diesem Freitag langsam vorbei. Es nieselt und der Boden auf der gerodeten Fläche im Hofoldinger Forst ist etwas aufgeweicht. Und genau dieses Wetter scheint sich Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) gewünscht zu haben. "Der Wind bläst heute und das ist ein gutes Omen", sagt die Rathauschefin und lacht.
Dieser Freitag ist ein Tag der Freude nicht nur für Bogner, sondern auch ihren Amtskollegen Michael Falkenhahn aus der Nachbargemeinde Otterfing im Landkreis Miesbach und Ayings Zweite Bürgermeisterin Karin Lechner, die ebenfalls in den Wald gekommen sind. Hier auf Otterfinger Flur begehen sie gemeinsam den Spatenstich für den Windpark, den die drei Gemeinden seit elf Jahren zusammen vorangetrieben haben: Drei Windräder - je eines auf dem Gebiet der beteiligten Kommunen - mit einer Gesamthöhe von jeweils 249 Meter sollen schon von kommendem Frühjahr an Energie für etwas mehr als 9000 Haushalte liefern.
Hinter den Festgästen, die sich am Rande des Hahnl-Geräumt, so heißt die Schneise durch den Wald, versammelt haben, erstreckt sich eine frei gerodete Fläche von nahezu 8000 Quadratmeter. Wenn die letzten Äste, Sträucher und Baumstümpfe beseitigt sind, werden schon von August an die Fundamente für die drei Windräder gelegt; nicht einmal einen Meter tief wird jeder Sockel sein. Im Januar sollen dann die Rotoren auf eine Nabenhöhe von 166 Meter gehievt und angebracht werden, im März kommenden Jahres sollen sie sich bereits weit über den Baumkronen drehen und grünen Strom liefern. Dann wird auch wieder nachgeforstet und bepflanzt, übrig bleiben wird dann eine Freifläche von nur noch etwas mehr als 2000 Quadratmeter je Windrad.
Bogner blickt beim Spatenstich auch zurück auf die lange Planungszeit und zahlreiche Hürden, die den drei Kommunen auch in den Weg gelegt worden sind. Sie sagt aber auch: "Da waren wir Vordenker." Mit dabei ist an diesem Tag ist auch Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU), dessen Gemeinde zu Beginn an der damaligen Arbeitsgemeinschaft Hofoldinger Forst (Arge) beteiligt war, nach einem Votum des Gemeinderats - gegen Kerns Haltung - vor drei Jahren ausgestiegen war. "Ich schaue mir mal an, wie es geht", sagt Kern beim kleinen Festakt. "Wie es gegangen wäre", entgegnet ihm Bogner. Mittlerweile will Brunnthal aber doch wieder Windräder auf eigenem Gemeindegebiet im Forst zulassen.
"Das Projekt wird von den Bürgern getragen."
Otterfings Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) dankt vor allem auch den Bürgerinnen und Bürgern. "Das sie uns ihr Geld anvertraut haben, ist der größte Vertrauensbeweis", sagt er. Denn ähnlich wie beim Projekt im Höhenkirchner Forst mit ebenfalls drei Windrädern, das am Montag seinen Spatenstich feiern konnte, war auch beim Hofoldinger Projekt die Bürgerbeteiligung entscheidend - und äußerst erfolgreich. Sechs Millionen Euro kamen binnen kürzester Zeit beim Online-Crowd-Funding im Januar zusammen. "Das Projekt wird von den Bürgern getragen", so Falkenhahn. "Die Menschen waren für fachliche Argumente offen und wir sind auch verschont geblieben von jeglicher Klage."
Ministerialdirigentin Monika Rauh aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium bezeichnet das Vorhaben im Hofoldinger Forst als "Vorzeigeprojekt", das auch für eine Neuausrichtung der Energiepolitik im Freistaat stehe. "Wir sehen eine echte Trendumkehr, was auch die Genehmigungsverfahren angeht", so Rauh. Insgesamt 1000 neue Windrädern sollten in Bayern bis ins Jahr 2030 stehen. Sechs werden schon von kommendem Jahr an im Landkreis München grünen Strom liefern.