Der "Laden mit Herz" in Siegertsbrunn steht vor dem Aus. Weil die Gemeinde das alte Feuerwehrhaus von Mitte Mai an als Lagerplatz benötigt, muss das Spendenkaufhaus für Geflüchtete aus der Ukraine bis dahin aus den Räumlichkeiten ausziehen. "Das ist natürlich ein trauriger Abschluss", sagt Michaela Guggenberger, die den "Laden mit Herz" vor einem Jahr ins Leben gerufen hat. Zumal der Bedarf nach wie vor groß sei - "bei Ukrainerinnen und Ukrainern, aber auch bei anderen Hilfsbedürftigen", so Guggenberger. Laut Guggenberger ist das Spendenkaufhaus in Siegertsbrunn nicht nur ein Ort, an dem sie Kleider, Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Gebrauchtwaren kostenlos erhalten. Sondern die Einrichtung sei für die wöchentlich circa 100 Besucherinnen und Besucher auch ein "echter Treffpunkt, wo sie ihr Schicksal für eine kurze Zeit vergessen können".
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Michaela Guggenberger lebt in Egmating und stammt aus Oberpframmern. Für ihren "Laden mit Herz" lagerte sie die Spenden anfangs in ihrer Gartenhütte, die sich aber schon bald als zu klein erwies. In der Folge zog die Hilfseinrichtung erst in einen Jugendraum in Oberpframmern um, ehe er nach einem Zwischenstopp in Egmating eine Heimat im alten Feuerwehrhaus in Siegertsbrunn fand. Dort ist der "Laden mit Herz" für Geflüchtete aus der Ukraine aktuell freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet; von 17.30 bis 18.30 Uhr können Spenden abgegeben werden. Sortiert und ausgegeben werden die Sachen von einem Team aus Ehrenamtlichen. Der Kern bestehe aus acht Personen; insgesamt würden sich aber mehr als 100 Menschen bei dem Projekt engagieren, sagt Michaela Guggenberger. Dazu kämen circa 20 Helferinnen und Helfer aus der Ukraine, die freitags mit anpacken.
"Wir haben von vielen Geflüchteten die Rückmeldung bekommen, dass der 'Laden mit Herz' für sie Licht und Hoffnung ist", sagt die Gründerin. Nun jedoch muss dieses Angebot schließen. Ursache hierfür ist die nahende Sanierung der Mehrzweckhalle in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, erläuterte Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) im Gemeinderat. Die Arbeiten sollen von Juni bis Dezember andauern; in dieser Zeit bleibe die Halle gesperrt. Zuvor müsse sie leergeräumt werden, sagte Konwitschny. Und um die diversen Turngeräte unterzustellen, benötige man die beheizten Räume im alten Feuerwehrhaus.
Für Michaela Guggenberger und ihr Team bedeutet das, dass sie in den nächsten Wochen eine Art Ausverkauf organisieren müssen. Hierzu wird der "Laden mit Herz" voraussichtlich auch samstags öffnen. Darüber hinaus werde man die Spenden künftig auch an andere Bedürftige sowie an Hilfsorganisationen weitergeben, sagt Michaela Guggenberger. "Wir wollen möglichst nichts wegschmeißen und nichts verkaufen." Vermutlich von Anfang April an werde man keine Spenden mehr annehmen. Die Details hierzu sollen demnächst im Team besprochen und danach veröffentlicht werden. Die Chancen, den "Laden mit Herz" an einem anderen Standort weiter zu betreiben, bewertet die Gründerin als gering. "Ich weiß nicht, ob die Helfer noch mal einen Umzug mitmachen würden", sagt sie. Und ohnehin sei es so: "Es gibt nirgends geeignete Räumlichkeiten. Denn ohne Heizung und ohne Toiletten wäre es für uns nicht zu machen."
"Wir haben eine Whatsapp-Gruppe mit über 100 Ukrainern"
Trotz der Schließung des Spendenkaufhauses soll das Netzwerk, das im vergangenen Jahr rund um den "Laden mit Herz" entstanden ist, weiter gepflegt und genutzt werden. "Wir haben eine Whatsapp-Gruppe mit über 100 Ukrainern. Dort wird man auch weiterhin Hilfe bekommen", sagt Michaela Guggenberger. In puncto Kleidung und sonstige Gebrauchtwaren werde sie die Geflüchteten an andere Einrichtungen wie das Kleine Warenhaus in Höhenkirchen-Siegertsbrunn verweisen. Und dann gebe es noch Überlegungen, einen monatlichen Treff für Menschen aus der Ukraine anzubieten - womöglich in der Alten Apotheke, die nach ihrer Sanierung demnächst als Familienzentrum eröffnet werden soll.
Zunächst aber sind Michaela Guggenberger und ihr Team erst einmal beschäftigt mit der nahenden Räumung des Ladens. Bis Anfang Mai solle das Lager geleert sein, sodass man anschließend die geliehenen Möbel und Regale zurückgeben könne. Und dann wird es laut der Gründerin auch noch ein Abschiedsfest im alten Feuerwehrhaus geben - vermutlich am 13. Mai.