Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Premiere

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Am Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat der erste Jahrgang Abitur gemacht. 48 Schüler feiernEnde Juni ihren Abschluss. Bis dahin müssen die Reden von Bürgermeisterin und Schulleiterin stehen

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Bevor in Höhenkirchen-Siegertsbrunn die Abiturienten des Gymnasiums fesch herausgeputzt ihre Zeugnisse entgegennehmen, müssen zwei ihr Meisterstück erst noch abliefern. Direktorin Claudia Gantke und Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) legen auf der Abifeier am 30. Juni so was wie ihre eigene Reifeprüfung ab mit ihrer ersten Abirede. Wenn dieser letzte Akt abgeschlossen ist, hat auch das jüngste Gymnasium im Landkreis sein Abi bestanden.

Vier Jahre ist die Schule in Betrieb. Und als wäre es ein Lernort mit paradiesischen Zuständen, nahm dort lange niemand ein so schreckliches Wort wie Abistress in den Mund. Es gab einfach noch keine Schüler, die soweit waren. Insgesamt 95 Fünftklässler gab es im Jahr 2013 sowie weitere Schüler aus den Vorläuferklassen in den Jahrgangsstufen sechs bis neun. Nun sind die Neuntklässler herangewachsen und so hieß es vor einigen Wochen erstmals "Ruhe, Abitur!". 48 Schüler gingen in die Prüfungen und legten mit dem Kolloquium am Donnerstag ihre vorerst letzte Prüfung ab. Am Freitag, dem Tag vor den Pfingstferien, bekamen sie wie die Schüler der 16 anderen Gymnasien im Landkreis ihre Noten genannt. Jetzt stehen allenfalls noch mündliche Nachprüfungen an, bevor sie Ende des Monats Ade sagen.

Direktorin Claudia Gantke war vor ihrer Chefrolle in Höhenkirchen-Siegertsbrunn vier Jahre als stellvertretende Schulleiterin in Vaterstetten tätig. Davor arbeitete die aus Niederbayern stammende Lehrerin für Deutsch und Französisch am Kultusministerium. Nun verabschiedete sie den ersten Abiturjahrgang an ihrer Schule. "Das ist schon eine emotionale Komponente", sagt sie. Ein bisschen erleichtert ist sie außerdem.

Denn die Prüfungsphase ging mit dem relativ kleinen Abiturjahrgang nach Gantkes Einschätzung glatt über die Bühne. Sie ist da mit der Beurteilung vorsichtig, weil ihr Gymnasium bei dieser Premiere von einer so genannten Kommissärschule begleitet und auch beurteilt wurde. Diese Schule war das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching mit Direktorin Brigitte Grams-Loibl. "Es war ein angenehmes Zusammenarbeiten", sagt Gantke.

Die gesammelten Erfahrungen werden künftig helfen. Zudem war das Abitur ein Ereignis, das die Schulfamilie zusammenwachsen ließ. Eltern und Freunde der angehenden Abiturienten verzierten einen Zaun am Schuleingang mit aufmunternden Plakaten. Du packst das, hieß es dort sinngemäß. Gantke erzählt, wie Eltern vor den Prüfungen ihre Kinder aufmunterten, Proviant und Müsliriegel zusteckten. Es sei ein "Miteinander" gewesen, sagt die Direktorin - das künftig jedes Jahr ansteht. Etwas mehr als 60 Schüler werden es 2018 sein, dann 160 Schüler. So viele besuchen aktuell die achten Klassen. Und ebenso viele sind fürs kommende Schuljahr in den fünften Klassen angemeldet.

Die Zahlen steigen stetig. Die Regionszahlen des Planungsverbandes zeigen es: Schlossen im Jahr 2006 im Landkreis noch 879 Schüler mit der Allgemeinen Hochschulreife ab, waren es 2015 bereits 1519 - bei 2999 Absolventen insgesamt. Mehr als die Hälfte der Schüler macht im Landkreis München Abitur; in der Region sind es 35,8 Prozent. Bis zum Jahr 2035 werden im Landkreis München übrigens 4000 Gymnasiasten erwartet. Nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn werden Ismaning und Unterföhring ein Gymnasium bekommen, dann Aschheim.

Ihre Premieren-Abiturrede hat Schulleiterin Gantke noch nicht geschrieben. An Themen wird es nicht fehlen. Die Direktorin versteht sich als "Impulsgeber", die in die Schulgemeinschaft hineinwirkt, um für die junge Schule, die etwas mit ihrem musischen Zweig heraussticht, ein Profil zu entwickeln. Umgesetzt werde alles nur im Team, sagt Gantke. "Das muss ein lebendiges Ganzes sein." Sie stelle sich immer die Frage, was die Gesellschaft von der Schule verlange. Sie wünsche sich Abiturienten, die Persönlichkeiten seien und sich ein Urteil bilden könnten, das auf Werten und natürlich auf Wissen basiere, sagt die Schulleiterin.

Gantke schätzt jemanden wie den Zukunftsforscher Ulrich Eberl, der ein Buch darüber geschrieben hat, in dem Menschen schon heute die Welt des Jahres 2050 erfinden. Er trat am Gymnasium zu Gastvorträgen auf und sagte Dinge, die die Abiturienten jetzt mitnehmen.

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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