Süddeutsche Zeitung

Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Polster für schlechte Zeiten

Höhenkirchen hat seine Rücklagen im vergangenen Jahr verdoppelt

Erfahrung ist manchmal Gold wert. Sie hilft, in Krisenzeiten die Ruhe zu bewahren. Und wer schon einiges erlebt hat, der hebt nicht gleich ab, wenn es mal gut läuft. Insofern ist Christine Schmidt die perfekte Kämmerin in wechselvollen Zeiten. Zumal die Wächterin über die Finanzen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn mit bald 30 Jahren Berufserfahrung auch mit Bürgermeistern und Gemeinderäten umzugehen versteht. Die finanziell notorisch schwachbrüstige Gemeinde hat im vergangenen Jahr tatsächlich mit 12,2 Millionen Euro um 2,7 Millionen mehr Gewerbesteuer eingenommen als gedacht. Der Rücklagenstand erhöhte sich von fünf auf 10,6 Millionen Euro. Und weil auch noch deutlich weniger als gedacht investiert wurde, wurden kräftig Haushaltsreste gebildet. "Die Zahlen sind wirklich gut", sagte Kämmerin Schmidt letztens im Gemeinderat.

Dennoch waren für sie das Jahr 2019 und vor allem auch die vergangenen Monate nicht leicht. Die Aufstellung des Haushaltes 2020 wurde für sie zum nervenaufreibenden Pingpongspiel, weil Schmidt ihre Pläne wieder komplett überarbeiten musste, nachdem der Gemeinderat wegen der Raumkrise an der Erich-Kästner-Schule kurzfristig 1,5 Millionen Euro dafür eingestellt haben wollte. Und im Frühjahr saß die Kämmerin coronabedingt im fast leeren Rathaus alleine über ihren Zahlen, um die Haushaltsrechnung für 2019 zu erstellen. Die Zeit werde ihr "immer in Erinnerung bleiben", sagt Schmidt, zumal auch noch plötzlich der Rechnungsprüfer im Zimmer stand. Die Zahlen für 2019 jedenfalls waren tröstlich. Auch habe es keine außerplanmäßigen Kosten gegeben, sagte Schmidt. Statt 4,5 Millionen Euro habe man sieben Millionen vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt überführt.

Allerdings sind die Gegenwart und die Zukunft auch für jemandem mit der Erfahrung von Schmidt schwer zur durchschauen. Die Folgen der Corona-Krise, sagt sie, werde man erst in zwei Jahren sauber beziffern können, wenn die Unternehmen ihre Bilanzen gemacht hätten. "Die Pflichtaufgaben der Kommunen werden immer mehr", fügte sie hinzu. Vor 28 Jahren habe man 250 000 Mark an Zuschüssen für Kinderbetreuung bezahlt, jetzt seien es 4,8 Millionen Euro, plus zwei Millionen vom Landratsamt. Wegen der Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie müssten freiwillige Leistungen stets "genauestens" zu geprüft werden.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2020 / belo
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