Süddeutsche Zeitung

Ehemalige Kiesgrube:Ein Ökobad soll die Planschbecken ersetzen

Die Planungen für ein Naturschwimmbad am Hirschwinkel in Höhenkirchen-Siegertsbrunn können beginnen. Nur die CSU sprach sich dagegen aus.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Planungen für ein Naturbad auf dem Grundstück am Hirschwinkel in Höhenkirchen-Siegertsbrunn können beginnen. Der Gemeinderat votierte mehrheitlich für eine Änderung des Bebauungsplans für das Gebiet an der Sportplatzstraße sowie für die Modifizierung des Flächennutzungsplans. "Wir stehen am Anfang der Planung, es ist noch nichts festgeschrieben", betonte Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) - nicht zuletzt in Richtung jener Anwohnerinnen und Anwohner, die sich aus Sorge vor Lärm und Parkplatzchaos unlängst in einem Schreiben ans Rathaus gewandt hatten. Man werde schon früh im Verfahren einen Bürgerinformationsabend anberaumen, kündigte Konwitschny an. "Dann werden wir auch alle direkt einladen, die dort drumherum wohnen."

Ende April hatte sich eine Mehrheit des Gemeinderats - gegen die Stimmen der CSU-Fraktion - dafür ausgesprochen, dem bereits 2012 gegründeten Verein Naturbad Höhenkirchen-Siegertsbrunn das gemeindliche Grundstück am Hirschwinkel für den Bau einer solchen Einrichtung zur Verfügung zu stellen. Die Voraussetzung ist freilich, dass auf dem Areal einer ehemaligen Kiesgrube alle rechtlichen Vorgaben erfüllt werden können. Auch muss der Verein die Finanzierung stemmen. Dass der Bau eines Naturbads am Hirschwinkel umsetzbar sei, davon hat sich Vereinschef Jochen Kahl stets überzeugt gezeigt. Ihm zufolge soll dort ein "absolutes Ökobad" entstehen, mit einem in sich geschlossenen Wasserkreislauf und ohne den Einsatz von Chlor. Laut Angaben des Vereins, der 1500 Mitglieder zählt, werden die Baukosten bei circa 2,4 Millionen Euro liegen. Bei der Finanzierung will man auf eine Mischung aus Spenden, Sponsorengeldern und Krediten setzen.

Der Verein rührt die Werbetrommel

Schon kurz nach dem Gemeinderatsbeschluss für ein Naturbad hatte der Verein die Werbetrommel gerührt und einen Flyer im Ort verteilt, der das Projekt vorstellte. Dieser kam jedoch nicht überall gut an. So kritisierten einige Anwohnerinnen und Anwohner die Pläne - vor allem die Formulierung, wonach Vereinsmitglieder "jederzeit" Zutritt zum Naturbad haben sollen. Schließlich fürchten sie die Lärm- und Verkehrsbelastung, die mit einem Schwimmbad wohl einhergehen werden. Vor diesem Hintergrund beantragte Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger) in der Gemeinderatssitzung, den Umgriff für die Bebauungsplanänderung zu erweitern - und zwar bis zur Sportplatzstraße. "Das soll auch ein Signal an die Bürger sein, dass wir keine singuläre Erschließung von der Hirschwinkelstraße wollen. Das ist die einhellige Meinung im Gemeinderat", sagte Bußjäger, dessen Antrag eine klare Mehrheit fand.

Am Ende stimmte lediglich die CSU-Fraktion gegen den Beschluss. Ihre Mitglieder hatten bereits in früheren Sitzungen dargelegt, dass sie ein Naturbad auf der Fläche einer verfüllten Kiesgrube vor allem aufgrund von Sicherheitsbedenken ablehnen. Derweil sagte Bürgermeisterin Konwitschny: "Wer im Sommer durch den Ort geradelt ist, der hat in jedem zweiten Garten ein Babyplanschbecken gesehen. Die sind vielleicht nicht mehr alle notwendig, wenn wir ein Naturbad in der Gemeinde haben." Wobei der Weg dorthin noch lang sei, betonte die Rathauschefin. Und: "Die Bürgerbeteiligung fängt jetzt erst an."

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