Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Die Turbo-Kirche

Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Die Kreuz-Christi-Kirche in Höhenkirchen wurde vor 20 Jahren auch aufgrund des Zeitdrucks in Holzbauweise errichtet.

Die Kreuz-Christi-Kirche in Höhenkirchen wurde vor 20 Jahren auch aufgrund des Zeitdrucks in Holzbauweise errichtet.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Das evangelische Gotteshaus in Höhenkirchen entstand vor 20 Jahren innerhalb kürzester Zeit, weil der Vorgängerbau abgerissen werden musste. Am Wochenende feiert die Kreuz-Christi-Gemeinde das Jubiläum.

Von Patrik Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die böse Überraschung ereilte die Planer um Architekt Erhard Bachmann, als Bauarbeiter im Jahr 2000 die Bodenplatte der evangelischen Kreuz-Christi-Kirche in Höhenkirchen öffneten. Zum Vorschein kamen damals verrostete Träger und zerbröselter Zement im Fundament. Grund hierfür, das zeigte später ein Gutachten, war ein Übermaß an Frostschutzmittel, das 1960 beim Bau der Kirche eingesetzt worden war, um auch im Winter betonieren zu können. Für die Planer bedeutete das: Der bereits begonnene Umbau der Kirche musste von einem Tag auf den nächsten gestoppt werden.

"Am Anfang herrschte Ratlosigkeit", erinnert sich der Architekt

"Am Anfang herrschte Ratlosigkeit", erinnert sich Architekt Erhard Bachmann, der an diesem Mittwoch bei einem Vortrag anlässlich des 20. Geburtstags der neuen Kirche auf die Geschehnisse zurückblicken wird. "Und jeder hat sich gefragt: Was nun?" Schließlich zeigte das Gutachten irreparable Schäden in dem Gebäude auf. Und als wäre das nicht genug, entdeckte man im benachbarten Gemeindehaus kurz darauf Asbest. "Es war also klar, dass man beides abbrechen und neu bauen muss", erzählt Bachmann. In nur einem Jahr entwickelte er und das Büro Bachmann Marx Brechensbauer neue Pläne und holten sämtliche Genehmigungen ein. Und binnen eines weiteren Jahres folgte der Bau der Kirche samt neuer Gemeinderäume, wobei man auch aufgrund des Zeitdrucks auf Holz als Baumaterial setzte.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Innen wirkt die Kirche geräumig und hell.

Innen wirkt die Kirche geräumig und hell.

(Foto: Sebastian Gabriel/)

Eine große Herausforderung sei das kleine Grundstück gewesen, erinnert sich der Architekt. Und damit einhergehend die Sorge, dass die neue Kirche sich womöglich als zu klein erweisen könnte. Schließlich erstreckt sich der Sprengel der Gemeinde auf die Orte Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Aying, Brunnthal, Egmating, Oberpframmern und die Hohenbrunner Luitpoldsiedlung, wo heute circa 3500 evangelische Christen leben. Zugleich galt es, den Kirchturm so zu positionieren, dass er im Straßenraum gut erkennbar ist, sagt Bachmann. Und nicht zu vergessen: ihn in Einklang zu bringen mit dem der gut einen Kilometer östlich gelegenen Leonhardikirche.

Das Ergebnis - die am 27. Oktober 2002 feierlich eingeweihte Kreuz-Christi-Kirche - kam jedenfalls gut an in der evangelischen Kirchengemeinde. Und auch der heutige Pfarrer Thomas Lotz lobt das Gebäude in den höchsten Tönen. "Das Markante an der Kirche ist der Taufstein in der Mitte. Das ist eine sehr gute Idee, weil in der Kirche viele verschiedene Menschen zusammenkommen, die eines verbindet - nämlich, dass sie alle getauft sind." Zudem habe das Gotteshaus, sogar wenn sich nur wenige Menschen dort aufhielten, eine "tolle Wirkung", findet Lotz.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Pfarrer Thomas Lotz ist voll des Lobes für den Kirchenbau.

Pfarrer Thomas Lotz ist voll des Lobes für den Kirchenbau.

(Foto: Claus Schunk)

Seine Gemeinde feiert aktuell nicht nur den 20. Geburtstag ihrer Kirche, sondern auch den Einbau der Wech-Orgel vor zehn Jahren sowie die Umbenennung des umliegenden Areals in Martin-Luther-Platz vor fünf Jahren. Teil des Jubiläumsprogramms ist der Vortrag des heute 83-jährigen Architekten Erhard Bachmann aus Ottobrunn, der zusammen mit dem Leiter der Bauabteilung im Kirchengemeindeamt, Stefan Neukamm, am Mittwoch um 19.30 Uhr in der Kreuz-Christi-Kirche auf deren Bauhistorie eingehen wird. Der eigentliche Festakt folgt am Sonntag nach dem Gottesdienst, der um 10 Uhr beginnt. Dann wird die Gemeinde unter anderem einen neuen Kirchenführer vorstellen sowie ein neues Altarkreuz aufhängen, nachdem das alte vor einigen Jahren bei einem Einbruch gestohlen wurde.

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