Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Kita wird zum Luxus

Kinderbetreuung; Krippe Kinder

Fehlende Plätze, höhere Gebühren. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn müssen die Eltern die Suppe auslöffeln.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Gemeinde fehlen Plätze für die Kinderbetreuung. Nun explodieren auch noch die Gebühren und die Eltern sind wütend.

Von Christina Hertel, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Viele Eltern in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sind zurzeit verzweifelt: Bei 64 Kindern ist noch nicht klar, ob sie im Herbst einen Kita- oder Krippenplatz bekommen. Weil Personal fehlt, stehen sie auf einer Warteliste. Und zu dieser Verzweiflung mischt sich nun Wut: Denn wie es aussieht, werden auch noch die Kindergartengebühren erhöht - um bis zu 70 Prozent. Kosteten acht bis neun Stunden bis jetzt 179 Euro, ist in Zukunft fast das Doppelte fällig: nämlich 303 Euro. Diese Gebührenerhöhung empfahl der Finanzausschuss vergangene Woche, im Juli muss der Gemeinderat noch zustimmen. Und am Dienstag gibt es die Möglichkeit, darüber mit Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) zu sprechen - beim SZ-Lesercafé. Mayer wird von 10 bis 12 Uhr in der Eisdiele Venezia sein.

Verärgert über die Gebührenerhöhung ist Brigitte Richter vom Elternbeirat des Gemeindekindergartens. Aus ihrer Sicht ist sie unverhältnismäßig. Sie will nun dagegen kämpfen, und das heißt zu allererst: die Eltern informieren. Zu diesem Zweck plant Richter einen Infoabend und hat eine Whatsapp-Gruppe gegründet. Richter fragt sich, wie sich Familien den Kindergarten in Zukunft überhaupt noch leisten können sollen. Denn je nachdem, wie viele Stunden eine Familie in Anspruch nimmt, könnten zwischen 78 und 124 Euro mehr fällig werden.

Bürgermeisterin Mayer jedoch hält die Gebührenerhöhung für gerechtfertigt. Schließlich werde das Personal immer teurer. "Wir müssen immer mehr zahlen. Jobticket, Ballungsraumzuschlag und so weiter." Außerdem kommen zwei Stellen dazu, damit die Gemeinde in Zukunft nicht mehr von plötzlichen Ausfällen wegen Schwangerschaft und Krankheit überrascht werden kann. Die Eltern, meint Mayer, hätten bislang immer 52 Prozent der nicht gedeckten Kosten übernehmen müssen. Das bleibe auch in Zukunft so. Mehr falle nur an, weil die Ausgaben größer seien.

Auf einen Eiskaffee

Was beschäftigt Sie, liebe Leserinnen und Leser der Süddeutschen Zeitung, was ärgert Sie? Über was sollten wir aus Ottobrunn, Neubiberg, Putzbrunn, Hohenbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Brunnthal berichten? Um das zu erfahren, kommt die Süddeutsche Zeitung Ihnen buchstäblich entgegen: mit dem SZ-Lesercafé am Dienstag, 27. Juni, in Ottobrunn.

"Was den südöstlichen Landkreis bewegt" lautet das Motto zwischen 10 und 17 Uhr im Eiscafé Venezia in der Rathausstraße 8, direkt gegenüber dem Wolf-Ferrari-Haus. Sie sind herzlich eingeladen, bei einer Tasse Cappuccino oder einem Eiskaffee mit Mitgliedern der SZ-Landkreis-Redaktion zu sprechen. Anschließend werden wir Ihren Fragen und Anliegen nachgehen und über die Ergebnisse berichten.

Um einige Fragen direkt an Ort und Stelle zu beantworten, sind für Sie an diesem Tag als Gesprächspartner zudem die Bürgermeister der sechs Kommunen mit dabei: Von 10 bis 12 Uhr beantworten Ottobrunns Rathauschef Thomas Loderer und Ursula Mayer (beide CSU) aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn Ihre Fragen. Stefan Kern (CSU) aus Brunnthal kommt um 10.30 Uhr, Stefan Straßmair (CSU) aus Hohenbrunn um 11 Uhr dazu. Am Nachmittag sind Edwin Klostermeier (SPD) aus Putzbrunn von 13 bis 15 Uhr und Günter Heyland (Freie Wähler) aus Neubiberg von 14 bis 17 Uhr unsere Gäste. Für spezielle Frage zur Sicherheit ist Armin Ganserer, der Chef der Ottobrunner Polizeiinspektion, von 14 bis 15.30 Uhr für die SZ-Leser da.

Bringen Sie uns also am Dienstag von 10 bis 17 Uhr Ihre Fragen und Anliegen mit und lernen Sie bei der Gelegenheit die SZ-Kollegen Lars Brunckhorst, Daniela Bode, Stefan Galler, Christina Hertel und Martin Mühlfenzl kennen. Wer am 27. Juni keine Zeit hat, kann uns per E-Mail an lkr-muenchen@sueddeutsche.de kontaktieren. sz

Wenigstens muss sich Brigitte Richter keine Sorgen mehr darüber machen, ob sie überhaupt einen Betreuungsplatz bekommt. Ihre beiden Kinder sind untergebracht - in Kindergarten und Krippe. Das geht nicht allen Eltern so. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn stehen außergewöhnlich viele Buben und Mädchen auf einer Warteliste: 64 insgesamt. Hauptgrund ist der Personalmangel. Bürgermeisterin Mayer sieht aber noch eine weitere Ursache: die Verzögerung bei der Entwicklung des Ruf-Geländes.

Das Verfahren auf dem Ruf-Gelände ist aufwendig

Schon vor vier Jahren gab es Ideen, was dort entstehen sollte: ein Familienzentrum und ein Kinderhaus. Und ein Elterncafé, ein Warenhaus, Räume für Vereine und eine Turnhalle. Aber dann wurde alles noch einmal umgeplant, Bürger miteinbezogen, neue Ideen gesammelt. Im Juni beschloss der Gemeinderat ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für das gesamte Gemeindegebiet. Das Verfahren ist relativ aufwendig. Doch die Kommune entschied sich dafür, um Fördermittel zu erhalten, die die Kommune sonst wohl nicht bekommen hätte. Für das Ruf-Gelände bedeutet der Prozess laut Mayer: Es dauert noch länger.

Sie glaubt nicht, dass vor 2019 auf dem Areal irgendetwas passiert. Möglicherweise müsse die Gemeinde sogar noch einmal die Bürger beteiligen. Ob Gebäude abgerissen und neugebaut oder ob sie saniert werden - all das ist noch nicht sicher. Auch die Kosten sind ungewiss. Mayer glaubt, dass das Ganze auch anders hätte laufen können. Sie habe sich schließlich ein Konzept überlegt, aus dem aber letztlich nichts wurde. Die Bürgermeisterin ist deshalb verärgert - besonders, weil sich die Bürger nun bei ihr beschweren.

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