Süddeutsche Zeitung

Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Kieferchirurgie-Praxis zieht nach Höhenkirchen

Gemeinde genehmigt neue Nutzung im Erdgeschoss des geplanten Hauses an der Rosenheimer Straße 6

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

In bester Lage mitten in Höhenkirchen wird es bald ein ärztliches Angebot geben, das nicht jede Landkommune aufweisen kann. Eine Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wird eröffnen. Diese soll in dem Geschäftshaus unterkommen, das an Stelle des ehemaligen Hauserwirts in der Rosenheimer Straße 6 errichtet wird. Derzeit befindet sich dort nach dem Abriss des alten Gasthofs noch eine Brache. Dass nun in das an dieser Stelle geplante Wohn- und Geschäftshaus im Erdgeschoss Praxisräume kommen sollen, stieß im Bauausschuss des Gemeinderats nicht nur auf Wohlwollen. Die Grünen pochten auf Läden.

Derzeit ist das Geschäftsleben in Höhenkirchen wegen der Großbaustelle an der Friedenseiche ziemlich erlahmt. Die Rosenheimer Straße wurde zur Einbahnstraße, die Laufkundschaft fehlt. Das soll sich noch im Oktober mit Ende der Baustelle wieder ändern. Die Frage, wie die Läden weiter gestärkt werden können, wird auf der Tagesordnung bleiben. Die Grünen jedenfalls warnten im Bauausschuss nicht nur vor der Praxis, weil für diese zu wenige Stellplätze nachgewiesen würden. Sie beklagten, von dieser würden umliegende Geschäfte auch nicht profitieren.

Die Angelegenheit war nicht zuletzt strittig, weil wegen der beantragten Umnutzung der eigentlich geplanten zwei Ladengeschäfte eine Ausnahme von den Vorgaben der Stellplatzsatzung im Raum stand. Statt der für Praxen geforderten neun Stellplätze können nur sieben nachgewiesen werden. Aus Sicht der Bauverwaltung würde das ausreichen, weil es sich um eine "Bestellpraxis" handelt, die einen stark reglementierten Zulauf von Patienten haben wird. Maximal könnten drei Patienten gleichzeitig behandelt werden. Zusammen mit den Parkplätzen für Arzt und Mitarbeiter komme man da knapp hin. Doch Gudrun Hackl-Stoll (Grüne) zog das in Zweifel, Priska Weber (SPD) sprang ihr zur Seite.

Und schließlich ging es um die Frage, ob es nicht problematisch sei, dort im Erdgeschoss zugeklebte Praxisfenster zu haben statt attraktiver Läden, die Kundschaft ins Zentrum bringen und halten. Luitgart Dittmann-Chylla (Grüne) sagte, das Dorfgebiet müsse ein Ort der Begegnung bleiben und dafür seien Läden besser geeignet. Hackl-Stoll sagte, es müsse möglich bleiben, im Zentrum fußläufig seine Einkäufe zu erledigen.

Peter Guggenberger (CSU) bezeichnete die Ansiedlung eins Kiefer-Spezialisten als "Gewinn für den Ort" und zog in Zweifel, dass das Stellplatz-Problem mit zwei Läden an derselben Stelle geringer wäre. Wer das mit der Argumentation auf das Personal in der Praxis sage, betreibe "Augenwischerei". Auch in den Läden arbeiteten Menschen, die ihr Auto wo hinstellen müssten. Außerdem sei die Frequenz der Kundschaft viel höher.

Im Rathaus war man jedenfalls nicht ganz unglücklich über den Antrag, statt Läden eine Praxis in dem Neubau zu platzieren. Nach Angaben des Bauherrn wäre es sehr schwer gewesen, die Ladenräume zu vermieten, sagte Rebecca Farin aus dem Bauamt. Sie habe sich gefreut, dass mit einer Praxis noch Gewerbe dort unterkommen solle. Sie habe befürchtet, der Bauherr könnte dort auf Wohnungen setzen. Der Bauausschuss billigte den Nutzungsantrag gegen drei Stimmen von den Grünen und Weber.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2019
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