Hockey in Höhenkirchen:Grashüpfer lieben Kunstrasen

Höhenkirchen-Siegertsbrunn,  Sportplatz, Hockeyverein Grasshopppers

Obwohl die Saison erst nach Ostern beginnt, nutzt Trainer Sepp Poschner mit seinen Schützlingen den neuen Platz bereits fleißig.

(Foto: Bardehle)

Jahrelang wanderten die besten Spieler der Grasshoppers regelmäßig zu anderen Vereinen ab. Dank des neuen Allwetterplatzes erlebt der Hockeysport in Höhenkirchen einen ungeahnten Aufschwung.

Von Anna Hordych

Es ist ein altbekanntes Problem vieler Sportvereine: Wenn Jahr für Jahr die Besten abwandern, ist es schwer, richtig leistungsstark zu werden. Jahrelang kämpften die "Grasshoppers" in Höhenkirchen mit der Problematik, dass die talentiertesten Hockeyspieler zur Konkurrenz wechselten. Gerade Jugendliche von 15 Jahren an verließen den Verein.

Der Grund war einerseits, dass es keine Rasenfläche gab, auf der im Frühling und Sommer draußen trainiert werden konnte. Zwangsweise konzentrierte sich der Verein auf das Üben in der Halle. Immer mehr der Heranwachsenden wanderten deshalb zum Münchner SC, ASV München oder dem HC Wacker ab. Und dann folgten andere, denen nichts anderes übrig blieb, weil ihre Jahrgänge durch die Weggänge zum Teil zu wenig Spieler aufwiesen, um ein Team zu bilden.

Ungewöhnlich früh treibt es die Spieler nach draußen

Jetzt aber sieht es danach aus, als könnte sich das ändern. Mit dem neuen Kunstrasen, der im vergangenen Jahr verlegt wurde, bricht eine neue Ära in Höhenkirchen an. Seit Mitte Oktober existieren zwei hochwertige Kunstrasenplätze bei der SpVgg. Auf dem satten Grün, umrandet von meerblauen Streifen - einem Blau so durchdringend wie der Boden eines Hallenschwimmbeckens - finden jetzt die ersten Hockeytrainings statt. Ungewöhnlich früh treibt es die Grasshoppers nach draußen, sogar in den Wintermonaten trainierten sie parallel zu den Hallenzeiten im Freien.

Trainer Sepp Poschner ist jeden Dienstag mit den Minis und D-Gruppen (U8) auf dem Platz, später mit den Knaben (U10), dann folgen am Abend die Herren. Offiziell beginnt die Sommersaison erst nach den Osterferien. "Nachdem der Rasen im vorigen Oktober offiziell eingeweiht war, blieben uns nur wenige Wochen der Feldsaison", sagt Poschner. Da liegt es nahe, dass man jetzt die neu gewonnene Trainingsfläche über den Winter nebenher würdigt - und wenn es nur ein Mal pro Woche ist.

Bisher mussten die Höhenkirchner in Haar oder Ottobrunn trainieren

Wie die vergangenen Spielzeiten auf dem Feld in Ermangelung eines vernünftigen Platzes abgelaufen sind, erläutert Hockey-Abteilungsleiterin Gabriele Lemmle: "Mehr oder weniger provisorisch, wir haben in Haar den Kunstrasen der Fußballer benutzt, in Ottobrunn handelten wir Sondereinheiten aus und durften sonntagabends auf den Platz." Um ausreichend Spielpraxis zu sammeln wurden vor Saisonbeginn vereinzelt Camps veranstaltet, selbstredend keine ideale Vorbereitung.

Die komplizierte Organisation dürften nun der Vergangenheit angehören. Fast fünf Jahre hat es gedauert, bis der Wunsch nach einem Hockeyplatz realisiert wurde - gerechnet ab dem Zeitpunkt, als das Projekt im Jahr 2011 in den Haushaltsplan der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn aufgenommen wurde. Damals hatte Hockey in der Gemeinde keine Lobby, der Fußball dominierte innerhalb der SpVgg. Doch eines verband Kicker und Hockeyspieler: Der Wunsch nach einem Kunstrasenplatz. Die Fußballer nämlich mussten ein Gelände mit Naturrasen bespielen, das allerlei überraschende Abschüssigkeiten aufwies und bei Regenwetter fast komplett unter Wasser stand - der Platz war über einer tiefen Kiesgrube aufgeschichtet worden. Hier wurde der dringende Wunsch nach Sanierung und Umgestaltung laut.

Auch die Fußballer sind glücklich

Und so konnte die neue Trainingsstätte der SpVgg Höhenkirchen zwei Sparten des Vereins glücklich machen. Der Gemeinderat stimmte der Realisierung von zwei Kunstrasenplätzen für 3, 2 Millionen Euro zu. Gerade für die Hockeyabteilung ist das ein wahrer Glücksfall, denn damit war die zuvor durchaus drohende Auflösung der Sparte endgültig vom Tisch.

"Ein Verein ist eine große Pyramide", sagt Trainer Sepp Poschner, der seit zwei Jahren das Team der Grasshoppers unterstützt. Essenziell sei der Unterbau. Das sind die Minis im Alter von vier bis sechs Jahren, später die D- und C-Kinder. "Die Grasshoppers können bei den Minis zurzeit den stärksten Zulauf verzeichnen", berichtet Pressesprecherin Petra Kohler. Die Anzahl der Minis, die nicht nur aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn, sondern auch aus Neubiberg, Ottobrunn, Vaterstetten oder Grünwald kommen, hat sich im Vergleich zur vorigen Hallensaison 2014/15 verdreifacht.

Ein Spieler ist bereits zurückgekehrt

Man kann also sagen, dass die Gemeinde in einen zukunftsträchtigen Sport investiert hat. Nach der Gründung im Jahr 2007 zählten die Grasshoppers gerade mal 40 Mitglieder, in diesem Winter, nach neun Jahren Betrieb, liegen die Mitgliederzahlen bei 250. Bleibt die Frage, wie es um die Spitze der Pyramide bestellt ist, um die ältesten Jugendjahrgänge und die Erwachsenen. Ein positives Beispiel ist Iain Delaney. Er hat lange bei der SpVgg Höhenkirchen trainiert, bis er als Spieler zum HLC Rot-Weiß München wechselte. Nun ist er - animiert durch die neuen besseren Trainingsbedingungen - wieder zurückgekehrt.

Eine Männermannschaft hätten die Grasshoppers allerdings zur aktuellen Hallensaison nie und nimmer zusammengebracht, ebenso wenig wie eine männliche A- oder B-Jugend (U18/U16). Also entschied die Vereinsleitung kurzerhand, Junioren aus diesen beiden Altersstufen mit den Erwachsenen wild zu mischen und eine Herrenmannschaft zu melden. "Unsere zusammengemixte Truppe hat in der Halle richtig viel Spaß und so wollen wir dieses System auf dem Feld fortführen", erklärt Sprecherin Kohler.

Bislang gibt es das Modell nicht für beide Geschlechter. Laut Kohler gibt es aber Überlegungen, "eine ähnliche Lösung für die älteren Mädchen anzubieten". Eine Damenmannschaft könnte man dann analog zu den Männern bilden. Vielleicht mit den engagierten Hockeymüttern aus Höhenkirchen? Bislang sind einige Frauen unter der Anleitung von Spartenchefin Lemmle bei den "Minga Mums" aktiv, einer Spielvereinigung verschiedener Münchner Clubs. Daher gäbe es für ein Damenteam sicher Potenzial.

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