Süddeutsche Zeitung

Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Eine Heimat für die Blaskapelle

Das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte Ensemble erhält neue Räumlichkeiten im geplanten Anbau des Gymnasiums. Damit findet die Raumnot ein Ende

Von Patrick Stäbler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Suche nach einer neuen Heimat für die Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat lange Zeit einem Musikstück in Adagio geglichen - ging also ruhig und langsam vonstatten. Schließlich ist der aktuelle Proberaum des über die Ortsgrenzen hinaus bekannten Orchesters in der Sigoho-Marchwart-Grundschule seit vielen Jahren völlig unterdimensioniert. Nun aber hat der Gemeinderat gewissermaßen auf Allegro gewechselt: Mit klarer Mehrheit beschloss er, dass die Blaskapelle neue Räume im geplanten Anbau des Höhenkirchen-Siegertsbrunner Gymnasiums erhalten soll. Dieser Lösung hatte zuvor schon der zuständige Zweckverband zugestimmt - sofern die Kommune die Kosten trägt. Nun entschied der Gemeinderat, die nötigen 3,7 Millionen Euro in die Haushalte der kommenden Jahre einzustellen. "Seit vierzehn Jahren arbeiten wir auf den heutigen Tag hin", sagte Florian Sepp, der Vorsitzende der Blaskapelle, zu Beginn seines Vortrags im Gemeinderat. Ihm zufolge war die Zahl der Mitglieder seit 2005 stark gestiegen. Zwei Jahre später habe man erstmals den Bedarf nach einem größeren Proberaum kundgetan. "Im Grunde leben wir seit 2007 in einer Notsituation", sagte Florian Sepp. Lange Zeit sei eine unterirdische Erweiterung der Mehrzweckhalle im Gespräch gewesen, schließlich finden dort die Konzerte der Blaskapelle statt, deren 210 Musikerinnen und Musiker in vier Orchestern spielen. Im Vorjahr habe sich dann aber eine neue Option aufgetan - im Gymnasium, das erweitert werden soll und über einen Saal verfügt, in dem die Blaskapelle ihre Konzerte ebenfalls abhalten könnte. Eine Machbarkeitsstudie des Zweckverbands zeigte auf, dass sich die nötigen Räume im Keller des Anbaus unterbringen ließen.

Nebst einem großen Proberaum für eine Orchesterbesetzung mit 70 Personen sind ein kleinerer Proberaum sowie ein Büro und ein Lager angedacht, das als Notenarchiv und Instrumentenkammer dienen würde. In der Folge gab der Zweckverband grünes Licht für die Pläne, "auch wegen der Qualität und Bekanntheit der Blaskapelle", sagte Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). "Weil das einen Mehrwert fürs Gymnasium darstellt." Die Kosten in Höhe von 3,7 Millionen Euro muss indes die Gemeinde tragen, was aber alle Gemeinderatsmitglieder befürworteten. "Hier bietet sich eine Gelegenheit, die wir beim Schopfe packen sollten", sagte Roland Spingler (CSU). Schließlich sei die Blaskapelle ein "aus dem Ort nicht wegzudenkender Faktor", betonte Gudrun Hackl-Stoll (Grüne).

Längere Diskussionen gab es allein um die Frage, ob die Blaskapelle ihr neues Domizil mit anderen Ensembles teilen muss. Prinzipiell sei man dafür offen, sagte Vorsitzender Florian Sepp. Allerdings sehe er viele Hindernisse, etwa was den Auf- und Abbau angehe sowie die Vielzahl der eigenen Proben. Während Norbert Mayer (Unabhängige Bürger) dafür plädierte, die Räume zuvorderst der Blaskapelle zur Verfügung zu stellen, gaben die Bürgermeisterin und andere Gemeinderatsmitglieder zu bedenken, dass auch der Gospelchor, das Leonhardi-Ensemble und die Musikschule Dreiklang Raumbedarf hätten. In seinem Beschluss wählte das Gremium letztlich die Formulierung, die neuen Räume "nach Möglichkeit" auch für andere Musikvereine zu nutzen. Losgehen mit den Bauarbeiten am Gymnasium soll es in zwei Jahren; 2026 könnte die Blaskapelle dann ihre neue Heimat beziehen.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2021
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