Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Die Kosten im Fokus

Studenten prüfen betriebswirtschaftliche Aspekte der Kinderbetreuung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Studenten vom Institut für Controlling, Finanz- und Risikomanagement der Bundeswehruniversität in Neubiberg haben den Integrativen Gemeindekindergarten in Siegertsbrunn nach betriebswirtschaftlichen Kriterien durchleuchtet. Sie recherchierten, welche Kosten für einen Kindergartenplatz auflaufen und wer diese trägt. Dabei kam heraus, dass die als ideal angesehene Drittel-Teilung zwischen Staat, Kommune und Eltern nur auf dem Papier besteht. Die Kommune zahlt den Löwenanteil. Die Gemeinderäte sahen das als Ansporn, die Finanzierung der Kinderbetreuung nun genauer zu betrachten.

Für die beiden Studenten in dunkelblauer Ausgehuniform war es sichtlich Neuland, als sie am Donnerstagabend im Gemeinderat die Ergebnisse ihrer Untersuchung vorstellten. Sie seien das erste Mal in solch einem Gremium, sagten sie, und Erfahrungen, wie viel Geld Eltern für einen Kindergartenplatz aufbringen müssten, hatten die beiden jungen Herren offenkundig auch nicht. Dafür hantierten sie geschickt mit Fachbegriffen aus der Betriebswirtschaft. Es ging um eine Kosten- und Leistungsrechnung und um Abschreibungen - was in einer kaufmännischen Buchführung selbstverständlich ist, aber nicht im nach kameralistischen Kriterien geführten Haushalt einer Kommune.

Heraus kam am Ende als Richtwert, dass für einen Platz für ein Regelkind, das zehn Stunden am Tag betreut wird, im Monat 811 Euro an Kosten entstehen. Davon werden am Beispiel des Kindergartens in der früheren Siegertsbrunner Schule 247 Euro durch staatliche Zuschüsse abgedeckt, die Eltern zahlen einen Beitrag von 189 Euro und die Gemeinde, die am Ende für das Defizit so oder so geradestehen muss, kommt nach dem Rechenexempel der Studenten auf 375 Euro Kosten im Monat. Dabei erhöht sich der Gemeindeanteil deutlich, sobald es sich um ein Kind mit höherem Betreuungsbedarf handelt. Im Inklusionskindergarten können 89 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren betreut werden, davon sind drei Integrationsplätze. Ohne Inklusionsplätze wären es 98 Kinder - derzeit können wegen Personalmangels aber nur 57 Plätze in der Einrichtung belegt werden.

Abgesehen von dem Blick auf Ausgaben und Einnahmen lieferte die Präsentation der Studenten vor allem die Erkenntnis, dass eine Kostenrechnung für einen Kindergarten eine komplizierte Angelegenheit ist. Je nachdem, wie viele und welche Kinder betreut werden, ändert sich die Finanzierung. Der Gemeindekindergarten residiert in einer kommunalen Immobilie ohne Mietkosten. Das Haus ist bilanztechnisch abgeschrieben.

Andere Einrichtungen arbeiten unter anderen Bedingungen. Dennoch äußerte sich Andrea Hanisch (CSU) zufrieden, dass durch dieses Beispiel mehr Kostentransparenz geschaffen werde. Sie forderte Vergleichszahlen auch von anderen Kindertagesstätten. Die Gemeinde müsse den Defizitausgleich für Betreiber künftig daran knüpfen, dass kostengünstig gearbeitet werde. Mindy Konwitschny (SPD), die als Zweite Bürgermeisterin die Sitzung leitete, forderte mehr Engagement des Freistaats. Man sei von der ursprünglichen Drittel-Teilung der Finanzierung abgekommen. Die Verwaltung soll nun Zahlen aus den anderen Einrichtungen am Ort aufbereiten und den Gemeinderäten zukommen lassen.

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