Um gegen das Ladensterben im historischen Ortskern von Höhenkirchen vorzugehen, will die Gemeinde für das Gebiet rund um die Rosenheimer Straße einen Bebauungsplan aufstellen. Das hat der Höhenkirchen-Siegertsbrunner Gemeinderat einmütig beschlossen; zudem verhängte das Gremium – gegen die Stimme von Otto Bußjäger (Unabhängige Bürger) – eine Veränderungssperre für den Bereich, der vom Kreisel an der Münchner Straße und Bahnhofsstraße im Norden bis zur Kreuzung mit der Miesbacher Straße im Süden reicht und die „straßenbegleitende Bebauung“ betrifft, wie Stadtplaner Christian Weigl vom Büro Goergens Miklautz Partner erläuterte.
Der Gemeinderat nimmt sich somit jenen Teil Höhenkirchens vor, der nach Angaben des Rathauses bereits 1809 in der Uraufnahme kartiert wurde. „Und von hier ausgehend hat sich der restliche Ortsteil seither entwickelt.“ Im Laufe der Zeit seien dabei die ursprünglichen Bauernhöfe ersetzt und durch weitere Gebäude ergänzt worden – was freilich ohne fixes Reglement geschah, da es keinen Bebauungsplan gab. Heute findet man in der Ortsmitte nicht nur das Rathaus und einen Kindergarten, sondern auch Restaurants und Cafés, Arztpraxen, die Post, Apotheken und eine Reihe von Geschäften – noch.
Denn wie in vielen Gemeinden kämpft man auch im Zentrum von Höhenkirchen mit dem Wegzug von Einzelhandel sowie Bestrebungen, die dortigen Gewerbeflächen in Wohnraum umzuwandeln. Beispielhaft führt das Rathaus dabei einen Bauantrag an, der für das frühere Metzgerei-Gebäude an der Rosenheimer Straße eingereicht worden ist. Dieser sah in einer ersten Version vor, die Geschäftsräume in Wohnraum umzunutzen – was der Bauausschuss des Gemeinderats jedoch ablehnte. Inzwischen gibt es einen zweiten Antrag, der den Erhalt von zumindest einem Teil der Gewerbefläche vorsieht.
Die einstige Metzgerei sei indes kein Einzelfall, sagte Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) im Gemeinderat. So gebe es inzwischen drei Grundstücke entlang der Rosenheimer Straße, bei denen die gewerbliche Nutzung auf absehbare Zeit bedroht sei. Dies läuft dem Ansinnen der Gemeinde zuwider, die den Ortskern „als Schwerpunkt für den Einzelhandel und Dienstleistungen“ sieht, heißt es aus dem Rathaus. Und weiter: „Die Gemeinde möchte die Ansiedlung von Gewerbe forcieren, da dieses den Ort am Leben hält und die Attraktivität der Gemeinde steigert.“
Um eine Verödung des Zentrums sowie ein schleichendes Ladensterben zu verhindern, soll nun also ein Bebauungsplan aufgestellt werden. In diesem wolle man den betreffenden Bereich als „Urbanes Gebiet“ festsetzen, sagte Stadtplaner Weigl, der sogleich hinzufügte: „Wenn man das liest, erschrickt man, denn die Namensgebung ist unglücklich.“ Tatsächlich verberge sich hinter einem urbanen Gebiet in der Stadtplanung ein von vielfältigen Nutzungen geprägtes Areal mit Gewerbe und Wohnen sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen. „Also genau das, was Sie in der Ortsmitte haben und für die Zukunft sichern wollen“, sagte Weigl.
Der Gemeinderat greift zu seinem „schärfsten Schwert“
Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens wird die Öffentlichkeit Stellungnahmen zu dem Vorhaben abgeben können. Zudem werde man einen Infoabend veranstalten und dazu alle Betroffenen schriftlich einladen, kündigte Konwitschny an. Um auszuschließen, dass vor dem Abschluss des Verfahrens bauliche Veränderungen vorgenommen werden, die den Zielen der Gemeinde entgegenstehen, verhängte der Gemeinderat eine Veränderungssperre für das Gebiet. Zu diesem „schärfsten Schwert der Gemeinde in der Bauleitplanung“ wollte allein Otto Bußjäger nicht greifen – auch mit Blick auf die Signalwirkung für die ohnehin schon verunsicherten Grundstückseigner. Zudem warnte Bußjäger, dass die Veränderungssperre womöglich auslaufen könnte, noch ehe das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen ist.
Diese Bedenken teilte auch Roland Spingler (CSU), der mahnte: „Das muss schnell gehen und innerhalb von zwei Jahren erledigt sein.“ Zudem monierte er, dass die Veränderungssperre aufgrund des großen Geltungsbereichs viele Grundstückseigentümer „in Mithaftung“ nehme. Hier widersprach die Bürgermeisterin und betonte: „Es ist ja nicht so, dass man in dem Bereich nichts mehr machen darf.“ Jedoch würden nun alle Anträge geprüft, inwiefern sie den Planungszielen der Gemeinde entsprächen, sagte Mindy Konwitschny. „Denn wir wollen diesen guten Ortskern stärken und vorwärtsbringen.“