Umwelt:Neuer Anlauf für Hochwasserschutz

Umwelt: Beim Hochwasser 2013, als der Hachinger Bach über sein Ufer trat, standen zuletzt große Teile Unterhachings unter Wasser.

Beim Hochwasser 2013, als der Hachinger Bach über sein Ufer trat, standen zuletzt große Teile Unterhachings unter Wasser.

(Foto: Claus Schunk)

Das Wasserwirtschaftsamt rät den Gemeinden Neubiberg, Unterhaching, Oberhaching und Taufkirchen sowie der Stadt München zu einer gemeinsamen Strategie. Dafür soll zunächst das Überschwemmungsgebiet entlang des Hachinger Bachs neu ermittelt werden.

Von Daniela Bode, Neubiberg/Unterhaching

Seit vielen Jahren bemühen sich die vier Anrainergemeinden im Landkreis München und die Stadt München um einen gemeinsamen, interkommunalen Hochwasserschutz am Hachinger Bach. Lange ist so gut wie nichts passiert, doch nun kommt wieder Bewegung in die Angelegenheit. Das Wasserwirtschaftsamt in München als Fachbehörde hat am Mittwoch alle Beteiligten an einen Tisch geholt. Anlass war, über die Neuermittlung des Überschwemmungsgebiets zu sprechen. Ein wenig dürfte aber auch die Ankündigung eine Rolle gespielt haben, die Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) vor kurzem machte, möglicherweise Retentionsflächen im Alleingang zu schaffen, weil ihm alles zu lange dauere. Auch wenn bei dem Treffen keine Beschlüsse gefasst wurden, sieht Pardeller den Termin als "Auftakt für den Neustart einer interkommunalen Zusammenarbeit", wie er der SZ am Donnerstag sagte.

Umwelt: Bei starkem Regen kann der Hachinger Bach wie hier in Unterhaching stark anschwellen.

Bei starkem Regen kann der Hachinger Bach wie hier in Unterhaching stark anschwellen.

(Foto: Claus Schunk)

Normalerweise plätschert der Hachinger Bach idyllisch vor sich hin. Doch nicht nur das Pfingsthochwasser 2013 hat gezeigt, dass bei Dauerregen das Gewässer stark anschwellen und auch Keller und Straßen überflutet werden können. Bei dem Termin im Wasserwirtschaftsamt nun erläuterte Marian Gaertner, Abteilungsleiter für den Landkreis München, dass es aus fachlicher Sicht notwendig ist, das Überschwemmungsgebiet neu zu ermitteln. "Das Verfahren hat sich verbessert und es gibt eine bessere Datengrundlage", so der Fachmann. Das Modell, das verwendet wird, ist nicht mehr aktuell, die Datengrundlage stammt von 2007, an manchen Stellen wurden die Zahlen 2016 aktualisiert. Gaertner legte den Bürgermeistern auch dar, dass aus Sicht des Wasserwirtschaftsamts eine gemeinsame Strategie zum Hochwasserschutz die beste Lösung wäre. Kombiniere man das neue Modell mit einem Rückhaltekonzept, würden alle Überlegungen zusammengeführt. "Ein integraler Ansatz schützt die meisten Bürger und wird mit Förderungen honoriert", so Gaertner.

Alle Beteiligten haben die neuen Informationen offenbar positiv aufgenommen. Aus Sicht des Neubiberger Bürgermeisters war auch "erkennbar, dass alle beim Hochwasserschutz an einem Strang ziehen wollen". Neubiberg jedenfalls sei "stark daran interessiert", die Zusammenarbeit voranzutreiben. Sollte sich nichts bewegen, behält sich Pardeller dennoch einen Alleingang vor. Nun geht es aus seiner Sicht darum, das Konzept von 2016 mit neuen Daten zu aktualisieren und die darin genannten Maßnahmen zu überprüfen. Die Gemeinden müssen also nun entscheiden, ob sie das so wollen. Es geht letztlich auch darum, ein Fachbüro einzusetzen und Geld in die Hand zu nehmen.

Künstlich angelegte Überflutungsbereiche können wiederum Auswirkungen auf das Grundwasser haben

Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) äußert sich ähnlich. Auch er fand den Termin "wichtig und richtig" und hält eine gemeinsame Hochwasserschutz-Strategie für die beste Lösung. Panzer findet ebenfalls, dass dieses Ziel bei dem Treffen erkennbar gewesen sei. Er äußert sich aber etwas vorsichtiger als sein Amtskollege aus Neubiberg, da aus Taufkirchen und Oberhaching nicht die Bürgermeister, sondern lediglich Mitarbeiter der Verwaltung teilnahmen. Inhaltlich geht es aus Panzers Sicht beim Hochwasserschutz erst weiter, wenn das Grundwassermodell der Stadt vorliegt, auf das alle schon lange warten. Die Ergebnisse der Studie sollen laut einem Sprecher des Referats für Klima- und Umweltschutz dem Stadtrat voraussichtlich im Dezember vorgestellt werden. Das Modell soll Aufschluss darüber geben, inwieweit das Grundwasser durch mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen beeinflusst wird. Wenn die Stadt das Modell behandelt hat, werden sich laut Panzer die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zu einem Gespräch treffen.

Auch wenn Oberhaching vor ein paar Jahren einmal sein Interesse am gemeinsamen Hochwassermanagement aufgekündigt hatte und wieder ins Boot geholt werden musste, steht für Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) jetzt fest: "Wir sind selbstverständlich bereit - in der Verantwortung für unsere Bürgerinnen und Bürger, für unseren Lebensraum - zu einer weiteren, interkommunalen Zusammenarbeit im Hochwasserschutz." Auch er hält das Grundwassermodell für sehr wichtig, weil "künstlich angelegte Überflutungsbereiche die Frage der Haftung nach sich ziehen". Also die Frage danach, wer die Schäden an Infrastruktur, Kellern und Tiefgaragen bezahlt, wenn erhebliche Wassermengen im Boden versickern und es zu deutlich erhöhtem Grundwasser und entsprechendem Wassereintritt kommt. Gleichzeitig nimmt Schelle aber dem Thema Hochwasser rund um den Bach ein wenig die Dramatik: Eine Überschwemmung in katastrophalem Ausmaß wie etwa im vergangenen Jahr in engen Tälern wie im Ahrtal hielten alle Wissenschaftler im Hachinger Tal für ausgeschlossen, weil der Regeneinzugsbereich zu klein, die Versickerungsfähigkeit des Bodens zu hoch und das Tal zu breit und zu flach sei.

Wie die anderen beteiligten Kommunen hält auch die Stadt München ein gemeinsames Risikomanagement am Hachinger Bach weiterhin für erstrebenswert. Die beteiligten Stellen, also das Baureferat und das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU), hätten ein "Interesse an der weiteren interkommunalen Zusammenarbeit, mit dem Ziel eines gemeindeübergreifende Hochwasserschutzkonzepts", sagte ein Sprecher des RKU zur SZ. Wie es nach der Vorstellung der Ergebnisse des Grundwassermodells weitergeht, darüber wird der Stadtrat entscheiden.

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