Hochbegabtenförderung:Vom Schülerstudenten zum Doktoranden

Hochbegabtenförderung: Maximilian Moll belegte schon als 16-Jähriger Vorlesungen an der Bundeswehruniversität in Neubiberg.

Maximilian Moll belegte schon als 16-Jähriger Vorlesungen an der Bundeswehruniversität in Neubiberg.

(Foto: Schunk)

Als Jugendlicher hat Maximilian Moll von der Hochbegabtenförderung der Bundeswehr-Uni in Neubiberg profitiert. Heute arbeitet er selbst bei dem Programm mit.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Studienanfänger sind in der Regel Abiturienten und um die 18 Jahre alt. Bei Maximilian Moll war das anders. Er besuchte schon als 16-jähriger Schüler Mathematik- und Informatik-Vorlesungen an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg. Einmal in der Woche fuhr er damals von seinem Wohnort Augsburg mit dem Zug nach München, während seine Klassenkameraden den Religionsunterricht besuchten.

Moll war einer der ersten, die an dem Hochbegabtenprogramm der Bundeswehruniversität teilnahmen. Mittlerweile hat er an der renommierten University of Cambridge einen Master in Mathematik erworben und ist als Doktorand im Bereich Operations Research an die Bundeswehruniversität in Neubiberg zurückgekehrt.

Professor Pickl hat die Idee aus Köln mitgebracht

Moll ist einer von insgesamt 40 Teilnehmern, die in den vergangenen zehn Jahren seines Bestehens von dem Programm profitiert haben. Stefan Pickl, Professor für Operations Research, hat es 2006 initiiert und bis heute weiterentwickelt. Er hatte eine solche Hochbegabtenförderung schon an der Universität in Köln betreut, wo er sich habilitierte. Als er 2006 an die Bundeswehruniversität kam, war es sein Wunsch, ebenfalls ein solches Programm anzubieten.

Pickl ist der Meinung, dass man sich um Hochbegabte kümmern muss, um ihnen besondere Entwicklungschancen zu bieten und auch, um sie zu begleiten, wenn sie eine Niederlage erlitten haben. Die Präsidentin der Universität, Merith Niehuss, habe sein Ansinnen damals sehr unterstützt, sagt er. Die Bundeswehruniversität war eine der ersten Hochschulen in Bayern, die ein solches Angebot etablierte. Das Programm ist in das Netzwerk der "Schüler-Universitäten" der Telekom Stiftung integriert, die beispielsweise Reisekosten für Teilnehmer übernimmt.

Maximilian Moll erinnert sich gerne an seine Zeit in dem Programm. "Es war toll, dass man die Kurse frei wählen und in verschiedene Bereiche hineinschnuppern konnte", sagt er. Er belegte hauptsächlich Vorlesungen in Mathe, besuchte aber auch einen Kurs in Informatik. Die Inhalte stimmte er immer ein Trimester zuvor mit Pickl ab. "Ich bespreche mit den Schülern, welche Kurse wann Sinn machen und welche auch zum Stundenplan passen", sagt der Professor. Schließlich sollen die Schulnoten nicht darunter leiden. Scheine können sich die Schülerstudenten später auf ihr Studium anrechnen lassen.

Besonders gefiel Moll die persönliche Betreuung, eine Besonderheit des Programms. "Ich hatte immer wieder Gespräche mit Professor Pickl, er hat mich sogar später in Cambridge besucht", sagt er. Neben einem fachlichen Mentor wird den Schülerstudenten eine promovierte Psychologin zur Seite gestellt, die das Programm seit zehn Jahren ehrenamtlich begleitet.

"Ich will keine Hochleistungssportler entwickeln, sondern Persönlichkeiten"

Pickl hält es für wichtig, den Jugendlichen so eine Orientierung zu bieten, idealerweise findet in jedem Trimester ein Gespräch statt. Es geht ihm auch um solche Dinge, wie die Teilnehmer zu begleiten, wenn bei Klassenkameraden Neid aufkommt. Überhaupt geht es für ihn nicht darum, die schlauen Schüler zu drillen, sondern zu fördern. "Ich will keine Hochleistungssportler entwickeln, sondern Persönlichkeiten", sagt er. Wie Moll. Oder wie einen Schülerstudenten, der so gut war, dass die Verwaltung der Bundeswehruni ihn nach dem Abitur weiterstudieren ließ, obwohl er kein Offizier war.

Die Aufnahmebedingungen für das Programm sind anspruchsvoll. Es gibt zehn Plätze für Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Es gibt zwar keine Intelligenztests. Aber die Bewerber müssen sehr gute und gute Noten vorweisen. Um das Bild abzurunden, führt Pickl Gespräche mit dem Schüler, den Eltern und der Schule. "Ich habe Mathe schon immer sehr gern gemocht und es ist mir leicht gefallen", sagt der Doktorand. Außerdem hob sich der damalige Schüler an einem musischen Gymnasium in Augsburg durch seine außerschulischen Aktivitäten vom Durchschnittsschüler hervor. Er war Konzertmeister im Schwäbischen Symphonieorchester und begeisterter Geiger und Klavierspieler.

Moll hat in vielerlei Hinsicht von der besonderen Förderung profitiert. Er hat, wie er sagt, an Selbständigkeit gewonnen. Gleichzeitig habe ihm das vorgezogene Studium einen tieferen Einblick in die Mathematik verschafft. "Meine Teilnahme am Hochbegabtenprogramm hat mir geholfen, in England über die fachliche Qualifikation hinaus zu punkten", sagt er. Ein Jahr im Voraus bereitete sich der heutige Doktorand auf die Aufnahmeprüfungen für das vierjährige Studium am St. John's College in Cambridge vor. Auch dabei begleitete ihn sein Mentor Pickl fachlich. Von der Schule her hätte er, wie er sagt, vielleicht 20 Prozent des im Aufnahmetest abgefragten Stoffs gekonnt.

Laut Pickl hätte Moll mit seinem Abschluss aus Cambridge an jede Universität zum Promovieren gehen können. Doch Moll gefällt der Bereich Operations Research sehr gut, in dem Pickl forscht. Dabei geht es grob gesagt um die Optimierung von Prozessen, das Forschungsgebiet liegt an der Schnittstelle von Mathematik und Informatik. Außerdem schweißt eine langjährige persönliche Betreuung zusammen. "Daher schickte ich meine erste Bewerbung hierher", sagt der Doktorand.

Am Lehrstuhl wird es für ihn derweil nicht nur um die reine Wissenschaft gehen. Moll wird auch helfen, das Hochbegabtenprogramm weiterzuentwickeln und seine Erfahrungen einzubringen. So wollen er und Pickl die Kontakte zu Schulen ausbauen, um das Programm noch bekannter zu machen. Moll will zudem als Ansprechpartner für Teilnehmer fungieren, beispielsweise für Fragen zum Zeitmanagement oder zu Tipps für Bewerbungen im Ausland. So werden sicher auch in den nächsten Jahren stets zehn schlaue Schüler ausgewählte Vorlesungen besuchen und das Campusleben frühzeitig kennenlernen.

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