Süddeutsche Zeitung

Highland-Games Taufkirchen:Immer voll auf die Zwölf

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Franz Betz von den "Munich Caledonians" über die Feinheiten beim Baumstamm-Weitwurf und den zweifelhaften Ruf der schottischen Küche.

Interview von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen ist an diesem Sonntag, 29. September, fest in schottischer Hand. Von 12 Uhr an steigen dort die Highland Games im Sportpark - mit Baumstammwerfen, Tauziehen und Gummistiefel-Weitwurf für Kinder. Ein Experte für all dies ist Franz Betz, 68, vom Verein Munich Caledonians. Er verrät, worauf es beim Baumstammwerfen ankommt - und wieso die schottische Küche besser ist als ihr Ruf.

SZ: Wie in aller Welt soll der Otto-Normal-Taufkirchener einen Baumstamm möglichst weit werfen?

Franz Betz: Das ist schon der erste Fehler. Beim "Tossing the Caber", wie es im Original heißt, geht es nicht darum, den Baumstamm möglichst weit zu werfen, sondern möglichst präzise. Stellen Sie sich vor, ein Zifferblatt liegt vor Ihnen am Boden. Dann sollte der Stamm so landen, dass er möglichst nahe an der Zwölf liegt. Zuvor müssen sie ihn senkrecht ausbalancieren und so werfen, dass er sich einmal um 180 Grad dreht.

Und wie groß ist so ein Stamm?

Bei den echten Highland Games ist er sechs bis sieben Meter lang und bis zu sechzig Kilo schwer. Wir haben am Sonntag zwei Stämme zur Auswahl: Der eine misst gut vier Meter bei etwa 30 Kilo, der andere ist etwas kleiner und leichter.

Und so einen Stamm sollen die Besucher wirklich hochheben, geschweige denn durch die Gegend werfen können?

Bei den Highland Games vor zwei Jahren in Hallbergmoos hat es ehrlich gesagt nur einer geschafft, den Baumstamm zu werfen - nämlich ich. Schließlich sind die meisten Teilnehmer eher untrainiert. Ich dagegen bin es als Schlossermeister gewohnt, mit schweren Gewichten zu arbeiten. Aber wir helfen den Teilnehmern auch, sodass sie den Stamm erst mal senkrecht ausbalancieren können, bevor sie loslaufen.

Wem das dennoch zu wagemutig ist - gibt es auch noch andere Disziplinen?

Ja, das traditionelle Tauziehen und "Putting the Stone", eine Art Kugelstoßen. Außerdem wird es einen Wettkampf in der Disziplin "Weight over the Bar" geben. Dabei muss man ein etwa zehn Kilo schweres Gewicht über eine Latte werfen, die nach und nach immer höher gelegt wird.

Woher kommen all diese Disziplinen?

Die Highland Games haben ihren Ursprung im Mittelalter. Sie hatten damals den Zweck, die stärksten und schnellsten jungen Männer in Schottland zu finden.

Nun wird's am Sonntag nicht nur schottischen Sport, sondern auch schottisches Essen geben. Ein zweifelhaftes Vergnügen?

Überhaupt nicht! Die schottische Küche ist viel besser als ihr Ruf. Das Problem ist, dass die meisten Menschen hierzulande noch nie schottisches Essen probiert haben. Nehmen Sie nur Haggis: Da sagen alle "Igitt, das ess ich nicht". Dabei ist es nichts anderes als Blut- und Leberwurst. Und gerade bei Fisch und Meeresfrüchten ist die schottische Küche hervorragend.

Sie selbst sind seit mehr als 25 Jahren bei den Munich Caledonians. Dabei klingt der Name Franz Betz nicht unbedingt nach einem schottischen Clan. Und auch Ihr Dialekt ist eindeutig bairischer Natur...

Die Liebe zu Schottland kam bei mir über die Musik. Nicht nur der Dudelsack, sondern allgemein die schottische und irische Musik haben es mir angetan. Inzwischen habe ich auch Land und Leute kennen und lieben gelernt. Immer, wenn ich einen Film über Schottland im Fernsehen sehe, dann bekomme ich Herzschmerzen.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2019
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