Sauerlach:Muh und Mühe

Sauerlach: Quilt von Marianne Bender-Chevalley, die handgestickte Kühe afghanischer Frauen weiter verarbeitet hat.

Quilt von Marianne Bender-Chevalley, die handgestickte Kühe afghanischer Frauen weiter verarbeitet hat.

(Foto: Guldusi/oh)

Das Heimatmuseum in Arget zeigt am Sonntag die Quilt-Ausstellung "Cows and more" mit handgestickten Kühen afghanischer Frauen. Außerdem hat die Spinn- und Webstube geöffnet und im historischen Backofen wird Brot gebacken.

Von Udo Watter, Sauerlach

Göttliches Symbol für Fruchtbarkeit und Mütterlichkeit, aber auch Statusobjekt und wichtiges Nutztier - wer die Bedeutung des (weiblichen) Rindviehs für die menschliche Geschichte und Zivilisation übersieht, muss eine blinde Kuh sein. Während freilich im Westen sein pupsender Beitrag zur Klimaerwärmung, die Gesundheitsqualität der Milchprodukte und sein vielerorts unwürdiges Dasein im Massentierbetrieb in den Vordergrund rückt, hat es in nomadisch und weidewirtschaftlich geprägten Kulturen noch eine unmittelbare, existenzielle Bedeutung. Etwa in Indien, Heimat der sprichwörtlichen "heiligen Kuh", oder in Afghanistan.

An diesem Sonntag, 11. September, ist im Heimatmuseum Sauerlach in einer Sonderaktion die Quilt-Ausstellung "Cow and more" mit gestickten Kühen afghanischer Frauen zu sehen. Die Ausstellung, die im Rahmen des seit 18 Jahren bestehenden Stickprogramms "Guldusi" (www.guldusi.com) entstand, kann von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden. Die Pforten des Museums im Gemeindeteil Arget sind für alle Interessierten bei freiem Eintritt geöffnet.

"Cows and more" ist ein Kooperationsprojekt, bei dem unter anderem der Verein Deutsch-Afghanische Initiative und die Patchworkgilde Deutschland beteiligt sind, rund 200 afghanische Frauen nahmen daran teil. Die Aufgabenstellung in einer ersten Runde sei es gewesen, eine Kuh zu sticken, in beliebiger Darstellung, heißt es in der Pressemitteilung des Fördervereins Heimatfreunde Sauerlach. "Wem eine besonders schöne Kuh gelang, bekam weitere in Auftrag. Alles gestickte Kühe, alles Unikate für den Wettbewerb." Die Jury habe im Ergebnis 48 Werke ermittelt, witzige und auch ernste. "Der Ideenreichtum war fantastisch, im wahrsten Sinne des Wortes." Die gestickten Kühe wurden dann von europäischen Künstlerinnen weiter verwendet und in Quilts eingearbeitet.

In Afghanistan dienen Kühe und Ochsen oft noch als Gespann in der Landwirtschaft, Traktoren gibt es nur wenige. Dort haben Nutz- und Arbeitstiere eine große Bedeutung für die Familien, ob Kamele bei der nomadischen Bevölkerung, Esel, Ochsen, Kühe, Schafe oder Ziegen. "Die Tiere stehen in einer Weise für Reichtum, wie wir das nach unserem kulturellen Ermessen kaum begreifen können", konstatieren die Heimatfreunde.

Es werden auch Führungen und Bewegungsspiele angeboten

Man kann am Sonntag im Museum aber nicht nur Kühe anstieren. Die Spinn- und Webstube hat geöffnet und im historischen Backofen wird Brot gebacken. Angeboten werden zudem Kaffee und Kuchen, kleine Brotzeiten und kalte Getränke, darüber hinaus gibt es Führungen durch das Museum und Bewegungsspiele für Kinder und Erwachsene.

Als charakteristisches Merkmal des Heimatmuseums, das aus drei Gebäuden besteht (Holzkirchner Straße 22 bis 24), gilt das breite Spektrum an Objekten aus dem früheren bäuerlichen und handwerklichen Leben. Mit seinen mehr als 5000 Exponaten, hauptsächlich aus Sauerlach und Umgebung, will es einen umfassenden Einblick in das Leben und Arbeiten in früheren Zeiten vermitteln. Weitere Informationen gibt es über https://heimatmuseum-sauerlach.byseum.de.

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