Handel:Haars Innenstadt lebt

Handel: In einer Befragung äußerte sich eine knappe Mehrheit zufrieden mit dem Warenangebot in der Leibstraße (Foto) und am Bahnhof in Haar.

In einer Befragung äußerte sich eine knappe Mehrheit zufrieden mit dem Warenangebot in der Leibstraße (Foto) und am Bahnhof in Haar.

(Foto: Claus Schunk)

Berater bescheinigen der Gemeinde ein funktionierendes Geschäftszentrum an der Leibstraße. Um es zu stärken, sollen bestimmte Waren nur dort verkauft werden dürfen. Im Jagdfeld könnten aber ein Elektronik- und ein Sportartikelmarkt entstehen.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Haarer haben einen Schatz zu verteidigen. Das zeigte sich am Dienstag im Gemeinderat, als die Stadtentwickler Jan Vorholt und Christoph Rohrmeier von der Cima Beratung und Management GmbH in einer Sondersitzung Kernaussagen ihres Einzelhandelsgutachtens präsentierten. Sie zeigten sich zum einen beeindruckt von der funktionierenden Ortsmitte mit vielen Läden und der Nahversorgung in den Siedlungsgebieten. Sie empfahlen, das Zentrum zu stärken und das Angebot sogenannter innenstadtrelevanter Sortimente dort zu konzentrieren. Blieb noch die spannende Frage: Was wird mit dem Jagdfeldzentrum?

Ein Supermarkt im Zentrum wird vermisst

Der Vortrag der Cima-Fachleute bestätigte, was man sich in Haar gerne auf die Fahnen schreibt. Es ist offenbar wirklich gelungen, durch den Verzicht auf Märkte am Ortsrand das Leben im Zentrum zu erhalten. Bei einer Befragung von 250 Personen im Bereich von Bahnhof und Leibstraße äußerten sich 52 Prozent zufrieden über das Warenangebot im Zentrum. 73 Prozent der Befragten kamen aus Haar, und 43 Prozent waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Rohrmeier sprach von sehr guten Werten und bescheinigte auch ein "sehr positives Bild", was die Funktionalität des Zentrums angeht - also den Mix aus Läden, Ärzten, Gastronomie und Dienstleistern. Das werde ergänzt durch die vorhandenen Lebensmittelmärkte in den sogenannten "integrierten Lagen", also in Siedlungsgebieten.

Dennoch ist freilich nicht alles rosig. Viele Läden sind auch verschwunden an der Leibstraße. Ein Supermarkt im Zentrum wird vermisst. Und insgesamt ist die Verunsicherung groß bei den Geschäftsinhabern, von denen viele der Sitzung im Rathaus folgten, angesichts der Konkurrenz durch Online-Handel und große Märkte, die es zwar nicht in Haar gibt, aber im nahen Parsdorf zu Genüge.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte, die Gemeinde müsse versuchen, "die Zukunft zu gestalten". Helfen soll dabei letztlich ein städtebauliches Entwicklungskonzept, das dem Rathaus, wie es hieß, als "rechtssicheres" Instrument ermöglichen soll, die Ansiedlung von Geschäften mit gewissen Sortimenten zu steuern. Soweit dies eben in der Macht der Gemeinde liegt.

Keine Konkurrenz zwischen Jagdfeldzentrum und Ortsmitte schaffen

Denn die Möglichkeiten sind eng begrenzt. Das Rathaus kann keinen Betreiber eines Supermarkts oder einer Kette für Elektronikartikel dazu überreden, an einem bestimmten Standort einen Laden zu eröffnen. Was die Lokalpolitik kann, und was sie nach Überzeugung von Stadtentwickler Vorholt dringend machen sollte, ist, künftige Märkte mit einem festgeschriebenen Innenstadt-Sortiment nur noch in einem genau umrissenen Zentrumsgebiet zuzulassen. Wer also Bekleidung, Blumen, Schuhe, Spielwaren und Drogerieartikel kaufen will, soll das im Zentrum südlich der Bahn und nördlich der B 304 finden, und sonst nirgendwo. Also dort, wo zwischen Leibstraße und Salmdorfer Straße jetzt schon die meisten Läden sind. Manchen Gemeinderat irritierte das: Denn das Jagdfeldzentrum wäre damit außen vor. Dabei ist dieses Siedlungsschwerpunkt und für viele Haarer, wie Katharina Dworzak sagte, das emotionale Zentrum.

Vor allem ist das Jagdfeldzentrum zuletzt mit dem Rahmenplan für das Gebiet südlich der B 304 ins Blickfeld gerückt, weil der Plan angrenzend daran sogar eine Art Shopping-Mall für möglich hält. An Stelle des existierenden Baumarkts könnten demzufolge konzentriert Ladenflächen entstehen. Doch was sollte jetzt dort hin, wenn Innenstadt-Sortimente ausscheiden? Stadtentwickler Vorholt riet dazu, das zu platzieren, was andere Kommunen am Ortsrand auf der grünen Wiese haben; es könnte ein Sportartikelmarkt sein, oder ein Elektronikfachmarkt. Nur Konkurrenz zur Ortsmitte dürfe es nicht sein.

Im Laufe der Debatte zeigten sich mehrere Gemeinderäte zunehmend überzeugt vom Sinn eines solchen Vorgehens. Zumal dann, wenn eine gewisse Flexibilität bleibt. Dietrich Keymer (CSU) kritisierte das Konzept als realitätsfern. Die Ladengrößen an der Leibstraße stünden einer Entwicklung in der Mitte im Weg, sagte er. Einen Beschluss fasste das Gremium nicht. Weitere Beratungen sollen folgen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: