Halloween auf Burg Schwaneck:Gruselspaß im alten Rittersaal

Halloween auf Burg Schwaneck: Lesung in düsterer Atmosphäre.

Lesung in düsterer Atmosphäre.

(Foto: Claus Schunk)

Auch Kinder zählen zu den Krimiautoren, die ihre schaurigen Geschichten auf Burg Schwaneck vorlesen dürfen.

Von Anna-Maria Salmen, Pullach

Der Bergfried ragt in den schwarzen Nachthimmel. Durch den schwach beleuchteten Innenhof geht es in einen düsteren Korridor, der in das alte Gemäuer führt. Im großen Rittersaal überziehen Spinnweben die Stühle. Welcher Ort wäre besser geeignet, Besucher mit schaurigen Geschichten zu erschrecken, als die Burg Schwaneck in Pullach?

Wenige Tage vor Halloween lud der Kreisjugendring München Land (KJR) mit seiner Reihe "Burg und Bühne" am Wochenende zu einem Abend voller gruseliger Erzählungen ein. Mitgestaltet wurde die kreative Lesebühne vom Münchner Schauburg-Theater.

Gleich zu Beginn schockierte eine Nachricht das Publikum: Linda von Pullach, die einstige Bewohnerin der Burg, sei aus der Nervenheilanstalt in Haar ausgebrochen. Die Polizei vermutete, sie sei auf dem Weg in die Burg. Zu allem Überfluss fiel der Strom im Großen Rittersaal aus, nur ein paar Kerzen beleuchteten die Bühne. "Wir ziehen das Programm trotzdem durch", sagte Till Rölle von der Schauburg. Und so präsentierten Simone Oswald und Helene Schmitt die erste Geschichte des Abends: Anna besucht ihren Vater in seinem Haus am Stadtrand.

Der Vater möchte seiner Tochter eine Freude machen und bringt ihr eine große Puppe namens Luzi mit. Doch das Mädchen gruselt sich, denn die Puppe hat "etwas Menschliches" an sich. Nacht für Nacht erlebt Anna Unheimliches, hört schauriges Gekicher und ein "furchtbares Flüstern". Schließlich macht sie eine grausame Entdeckung: Ihr Vater liegt blutüberströmt im Bett, ein Messer im Bein. Und Luzi ist noch immer im Haus. Voller Panik flieht Anna. Gerade noch rechtzeitig trifft die Polizei ein, die das Geschehen aufklärt. Die vermeintliche Puppe Luzi war in Wirklichkeit die entflohene, lange gesuchte Linda von Pullach. Gerade einmal elf Jahre alt war Romy Kink, als sie diese Geschichte verfasste. Im Jahr 2018 gewann sie damit den Kinderkrimi-Preis. Auch der Großteil der weiteren Erzählungen stammte aus der Feder jugendlicher Autoren.

Denn die Reihe "Burg und Bühne" soll eine "Bühne für alle Altersgruppen" bieten, wie Franziska Fottner, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim KJR, erzählte. Aus diesem Grund entstand die Kooperation mit der Schauburg. Regelmäßig veranstaltet das Theater eine Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche. Vor wenigen Wochen haben Till Rölle und Philipp Boos drei Teilnehmer zwischen zehn und zwölf Jahren in die Kunst der Gruselgeschichten eingeführt. "Wir haben zuerst geschaut, wie man Geschichten schreibt, was spannende Adjektive und unheimliche Orte sind", sagte Rölle. Anschließend durften die Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Ein düsterer See, ein verrückter Professor

So entstanden zahlreiche Geschichten, sowohl in Einzelarbeit als auch in der Gruppe. Gewisse Motive tauchen dabei immer wieder auf, so Rölle, etwa ein heruntergekommenes Haus, ein düsterer See oder ein verrückter Professor. Einige der Erzählungen waren schließlich auf Burg Schwaneck Teil des Programms. Ein verlassener See, aus dem plötzlich ein riesiger Tentakel schießt und zwei Kinder in die Tiefe reißt, oder eine Horde Zombies, die den Erzähler verfolgt - so manch ein Zuhörer dürfte angesichts solch schauriger Szenen Gänsehaut bekommen haben. "Wir waren selbst geflasht, was die Kinder zustande gebracht haben", sagte Rölle. Dass der Schreck allerdings nicht zu groß wurde, dafür sorgten Simone Oswald und Helene Schmitt.

Die beiden Schauspielerinnen verstanden es, die Erzählungen teils mit einer Prise Humor und einem Augenzwinkern vorzutragen - schließlich saßen im Publikum vereinzelt auch jüngere Zuschauer. Großes Gelächter erklang etwa, als ausgerechnet der Mathelehrer den Protagonisten aus den Fängen der Zombies befreite. Auch das schaurige Gekicher, mit dem die Schauspielerinnen ihre Lesungen vereinzelt untermalten, begeisterte die Zuschauer. "Es war uns wichtig, die Geschichten von professionellen Leuten lesen zu lassen", sagte Rölle. Schon beim Ausarbeiten der Vorträge habe man viel Spaß gehabt.

Ebenfalls bereits im Jugendalter hat Sebastian Dobitsch mit dem Schreiben seines ersten Romans angefangen. Auf Burg Schwaneck präsentierte der heute 26-Jährige ein Kapitel aus seinem neuen, noch nicht erschienenen Buch. Das Thema - eine Frau, die nachts in ein leer stehendes Haus einbricht, um nach einem Beweisstück für ein Verbrechen zu suchen - passte zum Motto des Abends. Als junger Autor eine Veranstaltung mit Geschichten jugendlicher Verfasser zu unterstützen, sei "genial", so Dobitsch.

Doch auch alte Geschichten erschreckten das Publikum im Großen Rittersaal: Eindrucksvoll bewies "Der Räuberbräutigam" der Gebrüder Grimm, dass Märchen nicht immer nur aus Prinzessinnen und edlen Rittern bestehen. In Sachen Gruselfaktor standen die Werke der jungen Autoren dem der berühmten Geschichtenerzähler jedoch in nichts nach.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: