Über Teile des Münchner Umlands ist am Freitagabend ein schweres Hagelunwetter niedergegangen. Besonders getroffen hat es die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Südosten Münchens, wo zu diesem Zeitpunkt das Leonhardi-Fest begann und Hunderte im Bierzelt und auf der Festwiese feierten. Als das Unwetter gegen 21 Uhr über dem Ort hereinbrach, suchten die Menschen Schutz im Zelt, wo sie bange Minuten verlebten. Aber auch Brunnthal und Straßlach-Dingharting lagen in der Schneise, welche die Hagelfront durch den Landkreis München zog. Hunderte Rettungskräfte waren in der Nacht und auch noch im Laufe des Samstags im Einsatz.

Augenzeugen berichteten, wie zunächst eine dunkle Wolkenwand am Himmel aufzog. Aus dieser ging zunächst ein heftiger Regen nieder. Dann folgte Hagel, der immer stärker auf das Festgelände und die Planen des Bierzelts trommelte und das ganze Zelt vibrieren ließ. Der Sturm blies Hagelkörner bis ins Zelt. Diese waren nach Angaben von Besuchern mehrere Zentimeter dick. Das ist auch auf Fotos dokumentiert. Mitglieder des örtlichen Burschenvereins schlossen daraufhin beherzt alle Öffnungen und Notausgänge des Zelts.


Drinnen versammelten sich die Menschen und verfolgten ängstlich das Prasseln des Hagelns und Heulen des Sturms, Kinder weinten. Die Musikkapelle spielte unterdessen weiter. „Es war wie auf der Titanic“, schildert ein Augenzeuge der SZ. Bürgermeister Mindy Konwitschny (SPD) stieg auf die Bühne, griff zum Mikrofon und beruhigte die Anwesenden, um eine Massenpanik zu verhindern. Nach kurzer Zeit traf auch bereits die Feuerwehr ein und half bei der Sicherung des Zelts.
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Als das Unwetter nach etwa einer Viertelstunde abflaute, stand der Hagel im Umkreis des Festgeländes mehrere Zentimeter hoch, mancherorts sogar fast bis zu einem halben Meter, wie Berichten in Sozialen Medien zu entnehmen ist, in denen zahlreiche Videos geteilt wurden. Schneeräumfahrzeuge waren im Einsatz, rund um Höhenkirchen-Siegertsbrunn herrschte eine Winterlandschaft – mitten im Juli. Die Gemeinde feiert an diesem Wochenende anlässlich des traditionellen Leonhardi-Ritts am Sonntag ein mehrtägiges Fest.

Auch andere Teile des Landkreises München wurden am Freitagabend von dem Unwetter erwischt, so etwa Straßlach-Dingharting und Brunnthal.
In wenigen Minuten gingen mehr als 200 Notrufe in der Feuerwehreinsatzzentrale im Landratsamt ein. Betroffen waren vor allem die Gemeinden Brunnthal, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Straßlach-Dingharting. Wie die Kreisbrandinspektion in ihrer Einsatzbilanz am Sonntag mitteilte, mussten vor allem vollgelaufene Keller ausgepumpt und umgestürzte Bäume von Straßen beseitigt werden. „Es war eine lange Nacht beziehungsweise keine Nacht“, sagte Höhenkirchens Feuerwehrkommandant Christoph Pöttinger.
„Die Ortsdurchfahrt Brunnthal glich einem Bach“, heißt es im Einsatzbericht. Insgesamt gab es mehr als 300 Einsätze. Wegen der Unwetterwarnungen war das Personal in der Einsatzzentrale vorsorglich aufgestockt worden. Menschen wurden nicht verletzt, der Schaden, den das Unwetter hinterlassen hat, kann noch nicht beziffert werden.

Menschen wurden nach aktuellem Stand nicht verletzt, es gab aber reichlich Sachschäden. Teilweise wurden Dächer abgedeckt oder stürzten Bäume auf Häuser, so in Straßlach. Ansonsten liefen vor allem Keller voll. „Es war eine lange Nacht beziehungsweise keine Nacht“, sagte Höhenkirchens Feuerwehrkommandant Christoph Pöttinger der SZ in einer kurzen Pause zwischen den Aufräumarbeiten. Die Einsätze der Helfer sollten noch bis in den frühen Abend laufen.

Das Unwetter ereignete sich am Jahrestag der Hagelkatastrophe von 1984
Das Unwetter ereignete sich genau am Jahrestag der Hagelkatastrophe von 1984. Am 12. Juli vor 40 Jahren war ebenfalls über den Südosten Münchens eine Hagelwalze hinweg gefegt. Damals waren Hunderte Menschen verletzt, Zehntausende Häuser und Hunderttausende Autos beschädigt sowie Bäume und Felder verwüstet worden.
Laut einem Polizeisprecher hat das Unwetter von Freitagabend im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd etwa 230 Einsatzlagen zur Folge gehabt. Schwerere Einsätze waren demnach aber nicht dabei, wie der Sprecher in Rosenheim der Nachrichtenagentur dpa sagte. Es habe hauptsächlich vollgelaufene Keller und Bäume gegeben, die auf Straßen und teilweise auch auf Gleise gefallen waren. Verletzte wurden keine gemeldet.