Wohnungen für 2000 Neubürger in Haar:Fortschritt im Jugendstilpark

Wohnungen für 2000 Neubürger in Haar: Wann fahren die Bagger durch das Tor? Jahrelang wurde darüber verhandelt, wie das künftige Wohngebiet Jugendstilpark ausgestaltet werden soll.

Wann fahren die Bagger durch das Tor? Jahrelang wurde darüber verhandelt, wie das künftige Wohngebiet Jugendstilpark ausgestaltet werden soll.

(Foto: Claus Schunk)

In Haar sollte längst an dem Wohngebiet für 2000 neue Einwohner gebaut werden. Doch die Verhandlungen zwischen Rathaus und Investoren zogen sich. Jetzt gibt es offenbar eine Einigung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Noch kann Peter Ziegler die Ruhe genießen. Und wenn er mal vergisst, in was für einem wunderbaren Umfeld er wohnt, erinnern ihn seine Enkel daran. Die freuen sich über die seltenen Vögel, die beim Opa auf dem Fensterbrett sitzen, und genießen die Freiheit, rauszurennen in das parkähnliche Areal nebenan. Seit der Bezirk Oberbayern das Gelände im Jahr 2010 an Investoren verkaufte, hat die Klinik ein Gebäude nach dem anderen geräumt. Die Wege sind verwaist, die Wiesen unberührt. Und so viele verschiedene Vogelarten sind auf den 20 Hektar heimisch. "Das ist schöner als alles andere." So redeten die Kinder, sagt Ziegler, und er kann es gut verstehen.

Natürlich ist es für den langjährigen Gemeinderat Ziegler aber keine ungetrübte Freude. Denn er kennt auch die Kehrseite dieser Medaille. Wo die einen die Stille genießen, beklagen die anderen den Stillstand. Denn eigentlich könnte und sollte nach Überzeugung der großen Mehrheit im Haarer Gemeinderat längst hektische Betriebsamkeit auf dem Gelände herrschen. Die beiden Hauptinvestoren wollen die alten Klinikgebäude sanieren und dazwischen neue Wohngebäude bauen.

Auch nach Unterzeichnung des Vertrags ist die Bürgermeisterin vorsichtig

2000 Menschen sollen dort einmal in einem weitgehend in seinem einzigartigen Jugendstil-Charakter erhaltenen Park leben. Doch eine Einigung vor allem mit den Investoren von der heutigen Jugendstilpark München GmbH erwies sich als schwierig. Die Gemeinde gibt dafür mit dem Bebauungsplan die Regeln vor. Ein städtebaulicher Vertrag soll die gegenseitigen Verpflichtungen, vor allem auch finanzieller Art, regeln. Über Jahre wurde verhandelt; noch bis zuletzt. Auch jetzt, da der Vertrag unterzeichnet ist, will Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) nicht vom Durchbruch sprechen.

Dabei hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten hinter verschlossenen Türen einiges getan, seit Ende Oktober vergangenen Jahres der Hauptinvestor von der JSP sein großes Interesse an Fortschritten bekundete und der Geschäftsführer erklärte, man werde der Gemeinde bei ihren Forderungen entgegenkommen. Doch daraufhin wurde es wieder still. Der Gemeinderat tagte auffällig oft und meist ziemlich lange hinter verschlossenen Türen. Dem Vernehmen nach wurde der JSP eine Frist bis Dezember gesetzt, um auf die Konditionen der Gemeinde einzugehen. Diese Frist wurde dann bis Januar verlängert. Angeblich gab es sogar noch einmal Wünsche, das Gesamtpaket für eine Bebauung aus einem Guss aufzuschnüren. Bürgermeisterin Müller habe es aber mit großem Verhandlungsgeschick geschafft, an einem entscheidenden Abend alle Parteien an einen Tisch zu bringen, heißt es.

Der Bau von Straßen, Wegen und Kanal ist europaweit ausgeschrieben

Mittlerweile sind erste konkrete Schritte ergriffen, um demnächst bauen zu können. Müller sagt, die europaweite Ausschreibung für das gesamte Gebiet laufe. Kanäle, Straßen und Wege müssen neu angelegt werden; ebenso die ökologischen Ausgleichsflächen, die binnen zwei Jahren auf dem Grundstück zu schaffen sind, auf dem nun die Traglufthalle für Flüchtlinge steht. Doch auch wenn man jetzt so weit ist - Müller will erst von einem Erfolg sprechen, wenn die Finanzierung der Erschließung durch die Investoren gesichert ist. Solche Bürgschaften zu bekommen, das war offenkundig eine der großen Schwierigkeiten der Verhandlungen in den vergangenen Wochen.

Freilich würde die Gemeinde statt zu verhandeln lieber handeln. Sie hat ein ureigenes Interesse daran, dass etwas vorangeht im Jugendstilpark. Ein anderer Investor will auf Wunsch der Gemeinde dort ein Seniorenheim samt einer Einrichtung für Betreutes Wohnen schaffen. Der Betrieb des bestehenden und in einer kommunalen Gesellschaft geführten Seniorenheims Maria-Stadler-Haus wird nach Aussage von Müller von der Heimaufsicht nur noch geduldet. Die Kritik lautet, es gebe dort zu wenige Einzelzimmer.

Im Rathaus hofft man auf einen Baubeginn noch in diesem Jahr

Auch wenn der Gemeinderat den Bauantrag für das Seniorenheim bereits praktisch gebilligt hat, kann dort nicht begonnen werden. Erst muss der Gemeinderat den Bebauungsplan beschließen. Und der soll erst kommen, wenn auch sonst im Jugendstilpark alle Fragen geklärt sind. Müller hofft, im Sommer entscheidende Schritte voranzukommen. Ein Wunsch wäre, in diesem Jahr noch Bagger im Jugendstilpark zu sehen, sagt sie.

Genau darauf hofft auch ihr Parteifreund Peter Ziegler, der als Gemeinderat die quälenden Verhandlungen miterlebt hat und bei aller Freude über das Idyll vor seiner Haustür nichts gegen Veränderungen hätte. Die historischen Gebäude dürften nicht verfallen, sagt er, es müsse was weitergehen. Es "könne" in diesem Jahr noch losgehen mit den Bauarbeiten, sagt er, und schränkt wieder ein: "Es könnte." Vorsicht sei nach der komplizierten Geschichte des Jugendstilparks angebracht, sagt auch er. Der Park habe etwas "Magisches", das alles "passt zu dem Gebiet".

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