Mitten in Haar:So dicht, so schnell, fast kriminell

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Zur 950-Jahrfeier der Gemeinde wird ein Lied gesucht. Dabei gibt es schon ein ganzes Musical.

Von Iris Hilberth

Man kennt das von Familienfeiern und runden Geburtstagen: Steht ein besonderes Fest ins Haus, meint garantiert einer der geladenen Gäste, man müsste dem Jubilar ein Lied singen. Am besten einen selbst getexteten Song. Im günstigsten Fall kann das ganz lustig werden, wenn das jemand in die Hand nimmt, der etwas von Musik und Sprache versteht. Oft ist das Ergebnis aber sehr bemüht, die Töne schief und das Schalala und Schubidu des Schmeichlerchors aus Tanten, Onkeln, Nichten und Neffen schräg und wenig textsicher. So dilettantisch wird das in Haar zum 950. Gemeindegeburtstag nicht zugehen. Ja, auch hier soll es einen Song geben, ein Lied für Haar. Daher startet die Gemeinde jetzt einen Wettbewerb. Ein Jury von Musik-Profis hat vorher ein Ohr darauf, was im kommenden Jahr aufgeführt wird.

Das klingt nach Paukenschlag, scheint zunächst aber eine ganze Nummer zu groß. Zumindest, wenn man mal bedenkt, welche Städte im Laufe der musikalischen Zeitgeschichte sonst so besungen wurden. New York, New York. San Francisco. Kennt man. Amsterdam von Jacques Brel haben auch die meisten im Ohr. Dann gäbe es auf dieser Playlist noch London Calling ( The Clash) oder Vienna Calling (Falco). Wahlweise auch Reinhard Fendrich: "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?" Also: Haben Sie Haar schon bei Nacht gesehen? Naja.

Verstecken muss sich die Gemeinde an der Wasserburger Straße aber nicht. Im Rathaus findet man, dass Haar immerhin "eine bewegte Geschichte, tolle Menschen, großes Engagement, Tradition und Innovation, Kunst und Kultur, sogar ein paar große Namen" hat. Auch Bochum wurde schließlich besungen. Selbst eine kreisfreie Stadt im Oldenburger Land wurde musikalisch bekannt ( Element of Crime: "Ich bin jetzt immer da, wo du nicht bist. Und das ist immer Delmenhorst") und dann gibt es ja auch noch diesen Song aus den Achtzigerjahren, der heißt "Wissenswertes über Erlangen" ( Foyer des Arts).

Was Haar angeht, können Songwriter eh aus dem Vollen schöpfen. Schließlich gibt es nicht nur Udo Jürgens' "17 Jahr, blondes Haar", sondern schon ein ganzes Musical zu dem Thema. Kurze Textpassage aus der deutschen Version von Hair aus dem Jahr 1968: "Wenn ich das wüsst', warum mein Haar so ist! Es wächst so dicht, so schnell, fast kriminell..."

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