Süddeutsche Zeitung

Haar:So früh wie möglich gegen das Vergessen

Zur bayernweiten Demenzwoche klären im Landkreis München zahlreiche Einrichtungen über die Krankheit auf

Von Iris Hilberth, Haar/Ottobrunn

Meist lässt erst das Kurzzeitgedächtnis nach, man kann sich Sachen nicht mehr so gut merken. Wenn jemand an Demenz erkrankt, lassen sich zunehmend aber auch Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung feststellen. Die Diagnose ist verbunden mit Sorgen und Befürchtungen, die Angst vor dem Verlust der eigenen Biografie und Erinnerungen. Betroffene und ihre Angehörigen stehen vor vielen Fragen: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie wirkt sich Demenz aus?

Diese und weitere Themen werden am Samstag, 21. September, bei einem Symposium im Gesellschaftshaus des Isar-Amper-Klinikums München-Ost in Haar behandelt. Die Veranstaltung ist Teil der bayernweiten Demenzwoche, die von 13. bis 22. September auch im Landkreis München mit zahlreichen Veranstaltungen für das Thema sensibilisieren soll. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will damit Demenz stärker in die Öffentlichkeit rücken und den Bewusstseinswandel im Umgang mit dieser Krankheit voranbringen. In Bayern sind derzeit etwa 240 000 Menschen an Demenz erkrankt.

Beim Symposium in Haar, das in Kooperation mit dem örtlichen Maria-Stadler-Haus und der Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München von 9 bis 12 Uhr stattfindet, werden Behandlungsangebote vorgestellt und wird Betroffenen und ihren Angehörigen die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen und Anliegen zu besprechen. Die Teilnahme ist kostenlos. Jens Benninghoff, Chefarzt des Zentrums für Altersmedizin in Haar, der auf die Früherkennung und Behandlung von Demenz spezialisiert ist, sagt: "Je früher Patienten und Angehörige zu uns kommen, umso besser. Unser Memory-Zentrum ist die zentrale Anlaufstelle in unserer Abteilung, das wir während der Veranstaltung auch vorstellen."

An pflegende Angehörige richtet sich zum Start in die Demenzwoche bereits an diesem Samstag, 14. September, ein Informationstag im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn. Der Seniorenbeirat der Gemeinde Hohenbrunn und die Seniorenreferentin von Ottobrunn bieten von 10 Uhr an verschiedene Vorträge zum Thema Demenz an. Dort erhalten Angehörige Informationen über Wohnraumanpassung und Hilfsmittel sowie Entlastungsangebote. Es geht bis 14.30 Uhr aber auch um das "Digitale Erbe" und um psychische Unterstützung. An mehreren Infoständen beantworten zudem kompetente Berater zahlreicher Einrichtung und Organisationen Fragen der Besucher.

Einen Brunch für Menschen mit Demenz und ihre Angehörige veranstaltet im Rahmen der Aktionswoche die Nachbarschaftshilfe Taufkirchen. Am Freitag, 20. September, können sie im Mehrgenerationenhaus, Ahornring 119, Kontakte knüpfen und interaktive Möglichkeiten zur Aktivierung von Demenzkranken kennenlerne. Einen Aktionstag veranstaltet auch die Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim, Alexander-Pachmann-Straße 40, am Samstag, 21. September. Von 10 bis 15 Uhr stellt sie ihre Angebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörige vor. "Aktion Biene" nennt sich die Veranstaltung des Malteser-Hilfsdienstes am Mittwoch, 18. September, im Café Malta, Räterstraße 21 in Kirchheim. Menschen mit Demenz können dort von 10 bis 13 Uhr mit Imkerin Heidi Kern Honig schleudern und Wachsfiguren gießen. In Ismaning öffnet die Tagespflege der Nachbarschaftshilfe, Aschheimer Straße 6, am Samstag, 14. September von 10 bis 17 Uhr die Türen. Am Montag, 16. September, wird im Hillebrandhof, Aschheimer Straße 2, der Vortrag "Begleitung bei Demenz" angeboten. Am Dienstag, 17. September, lädt das Awo-Seniorenzentrum, Münchner Straße 41, von 10 bis 15 Uhr zum Tag der offenen Tür ein.

Im Landkreis gelten neun Gemeinden als "demenzfreundliche Kommune" und werden vom Landkreis gefördert. In Aschheim, Kirchheim, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Oberhaching, Oberschleißheim, Pullach, Taufkirchen, Unterföhring und Unterhaching werden Aktions- und Gesundheitstage, ambulant betreute Demenz-Wohngemeinschaften, Sprechstunden, Vortragsabende, Selbsthilfegruppen, Stellen als Demenz- und Pflegebeauftragte sowie Gesprächsrunden für pflegende Angehörige umgesetzt, eingerichtet oder sind noch in Planung.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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