Süddeutsche Zeitung

Meine Woche:Lust aufs Plastikfasten

Als neue Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Haar zeigt Ilga Koners, wie Verzicht zur Bereicherung wird.

Von Daniela Bode, Haar

Ilga Koners steht diese Woche und auch die nächsten vor einer Herausforderung. In der Fastenzeit möchte die neue Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Haar überall dort Plastik vermeiden, wo sie es bisher nicht geschafft hat. "Ich weiß, dass es nicht in allen Bereichen möglich sein wird, aber ich will es, so gut es geht, versuchen."

Schon jetzt lebt die blonde, schlanke Frau sehr nachhaltig. Sie verpackt beispielsweise Nahrungsmittel in Bienenwachstücher, sie wäscht sich mit festem Shampoo, also einer Art Seife, die Haare, in ausgespülten Honiggläsern bewahrt sie Nüsse, Minzbonbons und Müsli auf. "Jetzt versuche ich eine Lösung für all die anderen verpackten Dinge zu suchen", sagt sie. Eine echte Herausforderung sieht sie bei Waren wie Nüssen oder Sauerrahm, die immer in Plastik verpackt seien.

Für sie stellt sich dann auch die Frage, ob es im Verhältnis steht, zum weiter entfernten Unverpackt-Laden zu fahren, der das Gesuchte anbietet, wenn der Bioladen am Ort von den Öffnungszeiten mit ihren Arbeitszeiten nicht zusammenpasst, sie aber dann mit dem Auto dorthin fahren muss. Die Fastenzeit an sich sieht sie als gute Gelegenheit, einmal auf etwas zu verzichten. "Allzu streng sollte man es aber nicht handhaben, es ist schon gut, wenn man mit kleinen Schritten einen Anfang macht", sagt sie.

In der Vergangenheit hat sie einmal Alkohol und Schokolade gefastet. "Danach sieht man, es geht auch ohne und man weiß es dann mehr zu schätzen", findet sie. Am Plastikfasten gefällt ihr besonders, dass man nicht nur etwas für sich selbst tut, sondern, wenn möglichst viele mitmachen, man etwas gegen die Müllprobleme tun kann.

Verzicht auf Plastik ist mehr als ein Trend

Für Koners ist der Verzicht auf Plastik kein Trend. Vielmehr steht sie voll dahinter. Ursprünglich studierte sie Betriebswirtschaftslehre, arbeitete zuletzt bei einem Wirtschaftsverband, wo sie das Gegenteil von Nachhaltigkeit erlebte, wie sie sagt. Etwa insofern, als immer noch Freihandelsabkommen geschlossen werden, von denen vor allem die großen Konzerne profitieren. Das missfiel ihr immer mehr. Schließlich studierte sie noch Umweltwissenschaften, um im Bereich Nachhaltigkeit zu arbeiten.

Und so setzt sie die Idee des Plastikfastens auch in der Gemeinde um. Aktuell läuft im Rathaus die Ausstellung "Plastikfrei - hab Spaß dabei", die sie von ihrem Vorgänger übernommen hat. Auf Plakaten können die Besucher den Weg des Plastiks sehen - von der Produktion bis hin dazu, dass es im Magen von Meerestieren landet. "Man erhält auch Tipps, wie man auf simple Weise selbst etwas tun kann", sagt sie. Etwa Lunchboxen aus Edelstahl oder Bürsten aus Holz zu verwenden. "Der Aha-Effekt und die Inspiration sind mir wichtig", sagt sie. Außerdem tüftelt sie an einem Workshop zu dem Thema, den sie am 15. März mit einer Mitarbeiterin des Bund Naturschutz anbieten wird. Es soll um Wissensvermittlung gehen, warum Plastik schädlich ist. Zudem sollen die Teilnehmer einen Kosmetikartikel bekommen, der ihnen zeigt, mit wie wenig Aufwand sie ein Industrie-Produkt ersetzen können.

Für sich selbst hofft sie, in der Fastenzeit Wege zu finden, wie sie weitere Verpackungen vermeiden kann. Für ihre Aktion würde sie sich freuen, "wenn sich möglichst viele Haarer durch die Ausstellung inspirieren lassen, selbst etwas zu tun".

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