Haar:Pflicht vor Kür

Haar Rathaus, Bürgermeisterin Gabriele Müller,

Bürgermeisterin Gabriele Müller sieht Haar vor großen Aufgaben.

(Foto: Bardehle)

Schulen zu klein, Hallenbäder veraltet und eine fehlende Turnhalle: Haars Bürgermeisterin Müller präsentiert einen Investitionsplan in Höhe von 63 Millionen Euro. Für die Realschule ist ihrer Meinung nach kein Geld übrig

Von Bernhard Lohr, Haar

In Haar zwickt es an allen Ecken und Enden. Die Gemeinde wird Prognosen zufolge in zehn Jahren 25 000 Einwohner zählen und damit 5000 mehr als heute. Schulen werden zu klein, Horte reichen nicht mehr aus, und selbst beim erst vor einigen Jahren sanierten und mit einem Anbau versehenen Rathaus steht eine weitere Erweiterung an. Etwa eine Million Euro werden dafür nach Schätzungen fällig. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) hat am Mittwoch in einer Sondersitzung des Gemeinderats dargelegt, dass bis 2025 etwa 63 Millionen Euro an Investitionen anstehen. Für eine Beteiligung der Gemeinde an einem Realschulbau sieht sie keine Luft.

Das ist seit längerem die Position der SPD in Haar, die davor warnt, die Gemeinde könnte sich mit den Kosten für eine weiterführende Schule finanziell überheben. Müller betonte am Mittwoch erneut, dass die weiterführende Schule in den Aufgabenbereich des Landkreises falle. SPD-Fraktionschef Alexander Zill sagte, "wenn der Kreis eine Realschule will, soll er sie bitte auch zahlen". Würde freilich nach dem im Landkreis üblichen Verfahren vorgegangen, müsste ein Zweckverband gegründet werden. Und Haar wäre als Standortgemeinde der Realschule an den Baukosten beteiligt. Zweistellige Millionenbeträge würden dann das Gemeindesäckel belasten. Das Kultusministerium hat den Bau einer Realschule sowie einer Fach- und Berufsoberschule genehmigt. Letztere würde der Landkreis auf eigene Kosten errichten.

Angesichts der anstehenden Aufgaben riet Müller, sich auf die kommunalen Pflichtaufgaben zu konzentrieren. Am Mittwoch ging es ihr darum, deren Dimension vor Augen zu führen. 108 Millionen Euro investierte die Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren, darunter war der Rathausumbau und der Bau des Poststadl-Bildungszentrums. 63 Millionen Euro werden bis 2025 überschlägig erwartet, wobei die Einnahmen der Gemeinde längst nicht mehr so sprudeln früher. 15 Millionen Euro hat man als Rücklagen, die Verschuldung ist im bayernweiten Vergleich unterdurchschnittlich, dürfte aber bald steigen.

Denn viele Aufgaben müssen schnell angegangen werden. Spätestens im Jahr 2017 werden die Grundschulen zu klein sein. Bürgermeisterin Müller kündigte an, künftig einen Schwerpunkt auf den Ganztagesausbau zu legen. Eine Erweiterung der Jagdfeldgrundschule soll die Probleme lösen. Mehrere Varianten stehen im Raum. Kosten überschlägig: 15 Millionen Euro für die Schule, 2,8 Millionen Euro für die auf jeden Fall notwendige Tiefgarage, und 5,5 Millionen Euro für die auch für den Vereinssport benötigte Turnhalle. Umzusetzen möglichst bis 2018/19, besser früher. Dann könnte man sich einen provisorischen Hort auf der Postwiese ersparen, der sonst für eine Million Euro notwendig würde. Planungskosten sollen möglichst bereits im Haushalt 2016 aufgeführt sein.

Infrastruktur, Bildung, Wohnen: Dort soll investiert werden. Drei Millionen Euro flössen dann in ein Parkhaus am Bahnhof, ein bis zwei Millionen in den Busbahnhof, 6,4 Millionen in den Umbau der Bahnsteigzugänge. Auf jeden Fall werden Müller zufolge geschätzte 4,5 Millionen Euro fällig für die Sanierung der Hallenbäder. Der Wertstoffhof werde zu klein, und das Rathaus (jeweils eine Million Euro). 20 Millionen Euro sollen bis 2025 in den sozialen Wohnungsbau fließen, etwa an der Herzogstandstraße in Gronsdorf und im Jugendstilpark. Das Gymnasium muss womöglich aufgestockt werden (5,5 Millionen Euro), der Jugendtreff Dino saniert. Aufgeführt war in der Liste, die Müller präsentierte, auch die Realschule, allerdings ohne Kostenangabe. Die CSU fand das nicht so toll. Thomas Reichel (CSU) forderte andere Prioritäten. "Wir als CSU sehen die Realschule schon als Chance." Beschlüsse wurden nicht gefasst. In den Haushaltsberatungen 2016 werden Fakten geschaffen.

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