Bildende Kunst:Neuzugänge im Atelierhaus

Bildende Kunst: "Blick auf Menschen mit Wein- und sonstigen Gläsern" heißt dieses Bild des Gastkünstlers Thomas Rasche.

"Blick auf Menschen mit Wein- und sonstigen Gläsern" heißt dieses Bild des Gastkünstlers Thomas Rasche.

(Foto: Thomas Rasche)

Nach zweijähriger Pause öffnen die Künstler in der Hans-Pinsel-Straße 7 in Haar wieder die Türen ihrer Arbeitsräume. Viele sind erstmals dabei.

Von Angela Boschert, Haar

Endlich dürfen die "Hans-Pinsel-Ateliers" in Haar ihre Türen wieder für das Publikum öffnen. Nach zwei Jahren Zwangspause zeigen zwölf Künstler ihre Arbeiten unterschiedlichster Stilrichtungen und Techniken, von kolorierter Zeichnung über Malereien bis zu Plastiken. Erwartet werden darf ein Spektrum zeitkritischer Kunst.

Zum ersten Mal dabei sind Birgit Aichele und Constanze Onischke, die beide hauptberuflich als Modedesignerinnen arbeiten. Aichele genießt es, beim Malen Raum für ausladende Gestaltung zu haben, statt nur mit kleinen Mausklicks zu agieren. Onischke setzt Flächen aus breiten Pinselstrichen zusammen, wobei Farben sich überlagern oder ineinanderfließen. Auch die Münchnerin Jeannette Daucher ist neu dabei. Sie will mit ihren Bildern positive Emotionen hervorrufen und zeigt Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, die durch verblüffende Details den Betrachter oft schmunzeln lassen.

Bei der gelernten Innenarchitektin Stefanie Feix geht es um die Erscheinungsbilder von Oberflächen in der Natur oder Architektur, wo abgeblätterte Wände oder verrostete Elemente für sie Ausgangspunkte des Schaffens sind. Feix, die vor 15 Jahren begonnen hat, sich der abstrakten Malerei zu widmen, arbeitet etwa Steinmehl oder "Fundstücke" in die Acrylfarbe ein, um dreidimensional malen zu können. Seit kurzem experimentiert sie in einer aus den USA stammenden Technik, bei der Ölfarbe mit Kaltwachs vermischt und die entstehende Paste auf Holzpaneele mit Spachtel oder Rolle aufgetragen wird. Der fünfte Neue in dem Haarer Atelierhaus ist Philipp Grieb, der selbst sagt, er male überwiegend gegenständlich, kompositions- und farbbetont. Lieblingsthema des promovierten Maschinenbauers sind Bäume und Wald, sie geben seinen kleinformatigen Acrylbildern räumliche Struktur.

Die Preise sind günstig. Jeder soll sich schöne Kunst leisten können

Selbstverständlich öffnen auch die weiteren Künstler ihre Ateliertüren. Sei es Corinna Weiss, die neue figurative Acrylbilder im Stil eines märchenhaften, fantastischen Realismus zeigt und mit ihren weiblichen Figuren auf die in der Welt herrschenden Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen hinweist. Jedes ihrer dargestellten Mädchen erzählt eine eigene Geschichte, in die sich die Betrachter selbst hineinfinden sollen. Oder Ramona Leiß, deren Markenzeichen farbkräftige, plakative, vielgestaltige Bilder sind, in denen vor allem Fröhlichkeit herrscht. Die ehemalige Fernsehmoderatorin und Kinderbuchautorin gestaltet seit kurzem große und kleine Tierfiguren in jeweils eigenem Design, die ebenfalls jede eine Geschichte erzählen. Diese Tier-Unikate sind wetterfest und machen auch im Garten unbeschadet eine gute Figur. Die Preise seien günstig, verspricht Leiß, jeder solle sich in der aktuell schwierigen Situation schöne Kunst leisten können.

Bildende Kunst: "Wandergestirn" hat Coronna Weiß dieses Gemälde genannt.

"Wandergestirn" hat Coronna Weiß dieses Gemälde genannt.

(Foto: Corinna Weiss)

Naturverbundenheit zeigt Hannes Höfler in seinen kleinformatigen Aquarellen, die Blumen ebenso zeigen wie Tiere oder Landschaften. Dem Ottobrunner, der aus dem Druckgewerbe kommt, gelingt es, Kunst und Technik miteinander in Gleichklang zu bringen. Claus Bierling will entdeckt werden. Für ihn ist jeder Augenblick des Lebens ein Geschenk, das sich zu finden lohnt. Gleichsam als sinnhafte Ergänzung drücken die Bronzefiguren seiner Frau Andrea Matheisen mit ihren dicken Füßen Bodenständigkeit aus und dennoch Freiheit im Geiste. Freiheit, die ein Geschenk ist.

Fancher Brinkmann ist bekannt für ihre großformatigen Bilder in kräftigen Farben. Darüber hinaus zeigt die Amerikanerin auch Kleinformate mit gegenständlichen Themen, die sie während des Corona-Lockdowns "zu Übungszwecken" mit Aquarellfarben oder Guache sowie mit Ölkreide, Kohle und Tusche geschaffen hat. Und Gastkünstler Thomas Rasche verstärkt die Wirkung seiner zart kolorierten Zeichnungen durch ironisierende Titel wie "Schräge Vögel" oder "Komische Früchtchen". Neben seinem - wegen der Kontaktbeschränkungen - lange vermissten "Blick auf Menschen mit Wein- und sonstigen Gläsern" kann man Reiseskizzen sowie Skizzenbücher sehen. Die Ateliertüren stehen offen, Gespräche über die Werke sind willkommen und werden in der angenehmen Atmosphäre des Atelierhauses nicht ausbleiben. Selbst wenn die Künstler so manches Geheimnis vielleicht doch nicht preisgeben, es gibt viel Neues zu entdecken.

Tag der Offenen Ateliertüren, Hans-Pinsel-Straße 7 in Haar, Samstag, 30. April, von 15 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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