Haar:Nackiger Flügel

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Kleines Theater Haar sammelt Geld für Steinway-Reparatur

Von Alexandra Leuthner, Haar

So sehr ein Steinway ein Haus auch schmückt - die Reparatur solch eines Flügels, wie es die Verantwortlichen des Kleinen Theaters in Haar nun erleben müssen, geht schnell in die Zehntausende. Und birgt noch dazu ungeahnte Risiken - weshalb Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel, zu einer Spendenaktion aufgerufen hat, um sicherzustellen, dass das noble Instrument spätestens zur neuen Spielzeit im Herbst wieder an seinem angestammten Platz im Theater steht.

15 000 Euro waren für die Generalüberholung des Steinway C-Flügels veranschlagt, den im Lauf der vergangenen Jahre so mancher Pianist in Haar zum Klingen gebracht hat. Von Oktober vergangenen Jahres bis diesen April sollte der Flügel in Reparatur sein, "ein lang vorbereitetes Projekt", wie Riedel-Rüppel erklärt. Der Bezirk Oberbayern, Träger und Eigentümer der Veranstaltungsstätte ebenso wie des Flügels, stellte die 15 000 Euro zur Verfügung, die ausreichend schienen, um das Instrument wieder konzerttauglich zu machen. Nach öffentlicher Ausschreibung entschied man sich, der Taufkirchner Klavierbaumeisterin Claudia Sohnemann den Auftrag zu erteilen.

Schon seit Jahren, sagt Riedel-Rüppel, selbst studierter Musiker, habe er darauf gedrängt, das in den späten 70er Jahren gebaute Instrument umfassend renovieren zu lassen. Nun gut, soweit lief alles nach Plan, "wir hatten schon einen Liefertermin vereinbart", am 6. April sollte das Klavier zurück im Theater sein. Doch es kam anders. Beim Stimmen des Flügels - sämtliche Arbeiten im Innern waren erledigt, neue Saiten gespannt, Schäden am Lack behoben, die klanglichen Anlagen gewartet - habe die Klavierbaumeisterin, die selbst bei Steinway ausgebildet wurde, festgestellt, dass sie ihn nicht aus der Werkstatt geben könne: Der Klang war nicht wie erwartet. Und dann habe sich herausgestellt, dass der Resonanzboden - geleimt aus langjährig abgelagertem Holz - an Stabilität verloren hat. Ein Fehler, der "einmal unter 1000 Steinway-Flügeln vorkommt". Nun muss gleichsam das ganze Innenleben des Flügels wieder raus, sämtliche Saiten, Steg, Gussrahmen. "Jetzt muss der ganze Flügel wieder nackig gemacht werden". Konzerte gibt es wegen Corona derzeit ohnehin nicht, das ist nicht das Problem, aber die Kosten: Noch einmal 15 000 Euro kommen obendrauf, vor allem Arbeitskosten, weil die Entkernung des Instruments und die Versteifung der hölzernen Platte extrem aufwendig sind.

Nun versucht Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel, an das nötige Geld zu kommen. Von den Partnern des Theaters schießt der Bezirk Oberbayern erneut einen Teil der Kosten zu, aber ganz wird das Geld nicht reichen. Der Intendant hat ein Spendenkonto eingerichtet, in das Freunde der Musik einzahlen können. Eine Münchner Pianistin habe "gleich mal 1500 Euro auf den Tisch gelegt", etliche Privatleute hätten ebenfalls gespendet, erzählt er. Spenden kann man bei der VR Bank München-Land (DE71 7016 6486 0001 3502 00).

© SZ vom 23.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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