Realschule für Haar:Kostspieliges Geschenk

Realschule für Haar: Quelle: SZ-Grafik

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Kein Grundstück, kein Geld und eigentlich zu wenige Schüler: Die Gemeinde Haar tut sich schwer mit der ihr zugesprochenen Realschule. Bürgermeisterin Müller will nun als ersten Schritt eine FOS in Gronsdorf ermöglichen

Von Bernhard Lohr

In der Diskussion über einen Schulcampus in Haar rückt wieder Gronsdorf als Standort ins Blickfeld. Dort könnte nach Vorstellungen von Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) der Landkreis zunächst eine Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) errichten. Später könnte dort auch die Realschule entstehen, über deren Ansiedlung derzeit in der Gemeinde öffentlich intensiv diskutiert wird.

Müller hat für ein solches Vorgehen aus dem Landratsamt positive Signale bekommen. Ein Verkehrsgutachten soll erstellt werden. Müller fände es zudem nur recht und billig, dass sich die Stadt München am Realschulbau an der Stadtgrenze beteiligt. Doch das ist fraglich.

Die CSU in Haar sammelt dieser Tage Unterschriften, um das aus ihrer Sicht stiefmütterlich behandelte Realschulprojekt anzuschieben. Freie Wählergemeinschaft und Grüne haben sich solidarisch damit erklärt und Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) in eine Zwickmühle gebracht. Sie will die Realschule an ihrem Ort. Welcher Bürgermeister würde da auch Nein sagen?

Die Gemeinde müsste 70 Prozent der Kosten tragen

Doch Müller hält das Ganze nicht nur für ein Geschenk, sondern finanziell auch für einen kaum leistbaren Kraftakt, angesichts der Zweckverbandsregelung im Landkreis, derzufolge die Standortgemeinde 70 Prozent der Baukosten zu stellen hat. Müller hat eine dritte Grundschule zu bauen. Die fehlt dringend. Auch ein Grundstück für einen Campus ist nicht leicht zu finden.

Nach wie vor favorisiert Müller einen Schulcampus auf der freien Fläche gegenüber dem Haupteingang des Isar-Amper-Klinikums. Das südlich vom Gut Haar neben der soeben eröffneten Traglufthalle für Flüchtlinge gelegene Areal will der Bezirk aber für eine Klinikerweiterung zurückhalten. Die Gespräche gingen aber weiter, sagt Müller. Parallel hat sie nun den Standort Gronsdorf wieder ins Spiel gebracht und eine zeitliche Streckung der Schulprojekte. Die Notwendigkeit für eine FOS/BOS in Haar sei auf jeden Fall gegeben, sagt sie.

Die würde auch der Landkreis hinstellen und, so das Angebot von Landrat Christoph Göbel, gleich auf einem künftigen Campus Einrichtungen schaffen, die von FOS/BOS und Realschule gemeinsam genutzt werden könnten, wie etwa Mensa und Sportanlagen. Damit würde der von Haar zu leistende Anteil sinken. Mit einem zweistelligen Millionenbetrag wäre Haar aber sicher noch beteiligt.

Deshalb stellt Müller bei jeder Gelegenheit unter dem Verweis auf die Zuständigkeit des Landkreises für weiterführende Schulen die Zweckverbands-Regelung infrage, die so auch fast nur im Landkreis München existiert. An sich sind weiterführende Schulen Kreisangelegenheit. Dazu kommt, dass Haar mit seinen 250 Realschülern, die aktuell Schulen im nahen Aschheim, in München oder Vaterstetten besuchen, nur einen Teil der 800 Schüler stellen würde, die eine Haarer Realschule aufnähme.

Die Landeshauptstadt lehnt einen Einstieg in den Zweckverband ab

Das Kultusministerium hat deshalb bei deren Genehmigung eingerechnet, dass aus München eine erkleckliche Zahl an Schülern kommt. Das wäre nun zu berücksichtigen, wenn in Gronsdorf am Stadtrand eine Realschule gebaut würde, sagt Müller. Ihr schwebt ein Münchner Engagement vor, auch wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bereits einen Einstieg in einen Zweckverband abgelehnt hat.

Funktionieren könnte ein Münchner Engagement so wie in Karlsfeld (Landkreis Dachau), wo sich die Landeshauptstadt erstmals mit einem einmaligen Baukostenzuschuss in zweistelliger Millionenhöhe am Bau eines Gymnasiums beteiligt. OB Reiter bezeichnete dies erst am Wochenende auf einer regionalen Wohnungsbaukonferenz als gutes Beispiel für eine Zusammenarbeit zwischen Stadt und Umland. Die wünscht man sich in Haar auch.

Doch ob das Beispiel Karlsfeld als Blaupause für Gronsdorf herhalten kann, ist fraglich. Zwar gibt es viele Berührungspunkte zwischen München und Haar in Gronsdorf. München arbeitet daran, das wilde Gewerbegebiet Rappenweg zu ordnen und ein Straßenprojekt - die Nordtangente an der Bahntrasse - noch zu ermöglichen. Müller rechnet im Frühjahr mit Ergebnissen.

München hat eigene Pläne in der Messestadt Riem

Die Realschule in Gronsdorf würde zudem auf einem Areal im Besitz der Stadt entstehen. Doch München hat auch eigene Pläne. Keine 2,5 Kilometer vom möglichen Realschulstandort Gronsdorf entfernt sind im Zuge der Schulbauoffensive in der Messestadt Riem Gymnasium und Realschule für 2500 Schüler vorgesehen. Ursula Oberhuber, Sprecherin im Schulreferat, bestätigte das am Mittwoch.

Wo soll die Realschule entstehen? Sind zwei Realschulen nah nebeneinander sinnvoll? Wie viele Schüler kommen dann noch von München nach Gronsdorf? Und: Wird sich München an einer Realschule dort beteiligen, wenn es selbst Millionen in Schulen in der Messestadt investiert? Es gibt viele offene Fragen. Bürgermeisterin Müller beklagt, die CSU gaukle den Bürgern etwas vor. Ihrer Meinung nach wäre Haar mit einem Realschulbau zum jetzigen Zeitpunkt überfordert. Zwei Schulbauprojekte zur selben Zeit seien nicht machbar, sagt sie. Der Bauausschuss des Gemeinderats beschloss am Dienstag einen Architektenwettbewerb für die Jagdfeld-Grundschule, die Haar erweitern will. Im September werden dort sechs erste Klassen erwartet.

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