Haar:Melancholie und Zuversicht

Die US-Amerikanerin Joanna King gastiert im Kleinen Theater

Von Udo Watter, Haar

Sanfte Gitarrenklänge, persönliche, poetische Texte und ein gefühlvolles Timbre, im dem die zärtliche Brüchigkeit der Welt mitschwingt - das ist der klassische Dreiklang erfolgreicher Sänger und Liedermacher. Wenn sie dann noch einen Hippie-Hintergrund haben und aus dem Folk- oder Independent-Genre kommen, könnte man als Hörer fast das Bedürfnis entwickeln, spontan Bäume zu umarmen oder sich zur Rettung der globalen Zärtlichkeit zu verpflichten.

Die Singer/Songwriterin Joanna King hat eine dieser gefühlig timbrierten Stimmen, die sich auf eine sanft-eindringliche Weise ins Ohr schmeicheln. Die in München lebende US-Amerikanerin wird am Mittwoch, 23. August, im Kleinen Theater Haar auftreten und dort den "Feierabend im Theater" gestalten. Dass sich bei ihr Musik und Poesie künstlerisch entfalten, war schon früh angelegt. Als Pastorentochter in Small Town America wuchs sie mit den charismatischen Hymnen und Teen Pop Jingles der ausgehenden Neunziger auf und sammelte erste Erfahrungen in Kirchenchor, Jazzbands und Musical-Ensembles. Für die Universität zog es sie von Kansas an die Westküste nach Eugene, Oregon, wo sie erstmals mit den Sounds von Cat Power, Sufjan Stevens und Mountain Man in Berührung kam. In diesem Umfeld - Eugene gilt als die US-amerikanische Hippie-Metropole, in der Birkenstock, Batikgewänder, Yoga-Matten und bunte VW-Busse das Bild prägen - fing sie an, eigene Songs zu schreiben. Diese sind voller Nostalgie, erinnern an eine Welt, "die jeder sucht, aber niemand erreichen kann", wie Joanna King erklärt. "Fantasy's her guide. And the world is her fairy-tale" heißt es in ihrem Song "Nightingale".

In ihrer Melange aus Melancholie und Zuversicht sollen Joanna Kings Lieder sogar fähig sein, überfüllte Bars zum Schweigen zu bringen. Nun, das wird beim dem kultivierten Publikum im Theatercafé wohl nicht nötig sein. Bei schönem Wetter findet das Konzert freilich im Garten statt, da könnte man theoretisch auch Bäume umarmen.

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